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Weltwassertag 2018: Wie viel Wasser braucht eine Familie zum Leben?
Auch zum Weltwassertag 2018 haben nach neuesten Schätzungen von UNICEF immer noch mehr als 663 Millionen Menschen weltweit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Betroffen von Wasserknappheit und mangelnder Hygiene sind vor allem die ärmsten Familien in Entwicklungs- und Schwellenländern, etwa im südlichen Afrika und Südasien.
Aber wie viel Wasser braucht eine Familie eigentlich zum Leben? Das Statistische Bundesamt sagt zu Deutschland: Über 120 Liter pro Person verbrauchen wir für die private Nutzung. Und wie sieht das in anderen Ländern aus?
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Der amerikanische Fotograf Ashley Gilbertson wollte es genau wissen und dokumentierte den Wasserkonsum von Familien aus sieben Ländern.
Weltwassertag: Eine Fotoreportage aus sieben Ländern
Wasserkonsum in Bolivien
„Wasser ist die wichtigste Sache in unserem Leben“, resümiert Ms. Esteban. Sie lebt mit ihrer Familie in einem Armenviertel von El Alto. 100 Liter Wasser brauchen sie täglich.
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Bild 1 von 2 | Die Familie Esteban braucht täglich 100 Liter Wasser.
© UNICEF/NYHQ2015–1911/Gilbertson
Bild 2 von 2 | Der achtjährige Josue Esteban Vargas (links) benutzt die Toilette der Familie. Diese Öko-Toilette kommt ohne Wasser aus, denn Wasser ist sehr knapp in ihrem Armenviertel.
© UNICEF/UNI189337/GilbertsonRené Visalla und seine Familie zapfen ihre Tagesration von 140 Litern Wasser am hauseigenen Brunnen. Der Wasseranschluss und eine Toilette bedeuten Sicherheit für die Familie, sagt René. Jetzt sind sie auch vor den Schlangen sicher, die ihnen immer bei der Notdurft im Busch begegneten.
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Bild 1 von 2 | Die Familie beim Zapfen am eigenen Brunnen.
© UNICEF/NYHQ2015–1908/Gilbertson
Bild 2 von 2 | Die dreijährigen Zwillinge der Familie Visalla lernen, wie sie die Toilette benutzen müssen.
© UNICEF/UNI189327/GilbertsonFlores Familie braucht jeden Tag 120 Liter:
20 Liter zum Kochen
35 Liter für die Toilette
15 Liter zum Duschen
10 Liter zum Wäschewaschen
35 Liter zum Spülen
Nur fünf Liter zum Trinken.
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Spenden für Wasserprojekte
Unterstützen Sie zum Weltwassertag Wasserprojekte, um Kindern einen Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen.
Wasserkonsum in Jordanien
Auf rund 8.000 Liter schätzt Abu Ibrahim seine tägliche Wassermenge – 200 Liter für die Familie und der große Rest für die Herde. Auf der Suche nach Futterplätzen und Wasserlöchern wandern die Beduinen mit ihren Schafen durch die jordanischen Wüsten.

Bild 1 von 3 | Hasan Abu Ibrahim wäscht sich vor dem Gebet. „Wasser ist das Wichtigste für uns Beduinen. Denn ohne können wir nicht überleben und auch unser Vieh nicht“, erklärt er überzeugt.
© UNICEF/UNI191748/Gilbertson VII Photo
Bild 2 von 3 | Abwasch in der Wüste: Auch im Zelt spült die 12-jährige Rani Masaeed das Geschirr der Familie.
© UNICEF/UNI191745/Gilbertson VII Photo
Bild 3 von 3 | Auf der Suche nach Futterplätzen und Wasserlöchern wandert die Familie mit ihrer Herde durch die jordanischen Wüsten.
© UNICEF/NYHQ2015–1884/GilbertsonWasserkonsum in Malawi
Rhoda Januarys Familie schöpft ihre 100 Liter Trinkwasser aus einem kürzlich gebohrten Wasserloch. Vorher kam das Wasser aus einem Flachbrunnen. „Das Wasser war wirklich schlecht“, erklärt Rhoda. „Wir mussten Chemikalien zur Reinigung hinzugeben. Aber oft hatten wir kein Geld dafür.“
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Bild 1 von 2 | Rhoda January schöpft ihr Trinkwasser aus einem kürzlich gebohrten Wasserloch.
© UNICEF/NYHQ2015–1838/Gilbertson
Bild 2 von 2 | Rhoda January kocht mit sauberem Wasser Porridge für ihre drei Kinder.
Die Gesundheitshelferin und allein erziehende Mutter Mercy Katondo ist froh, dass sie ihre etwa 100 Liter vom Wasserhahn eines Nachbarn holen darf: „So habe ich eine Sorge weniger. Das Leben ist ohnehin schwer genug für mich und meine beiden Mädchen.“
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Wasserkonsum in Niger
Fouré Moussa holt die 80 Liter, die ihre Familie mit sieben Personen täglich verbraucht, aus einem Brunnen in zwei Kilometern Entfernung von ihrem Haus. Um langes Anstehen zu vermeiden, geht sie schon in der Dunkelheit los. Hin- und Rückweg dauern jeweils 30 Minuten; 15 Minuten braucht Fouré, um den Kanister zu füllen.
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Der Familie von Hamidou Hama stehen drei Optionen zur Verfügung, um ihre tägliche Wasserration von 100 Litern zu beziehen: Kostenlos von einem verschmutzten Teich, der sich nur zur Regenzeit füllt, gegen Bezahlung vom nahen öffentlichen Wasserhahn, der leider nur saisonal betrieben wird, oder von einer weit entfernten Wasserstelle.
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Jeden Tag brauchen Mahamadou Moussa und seine Familie 60 Liter Wasser, das sie zum Trinken und Kochen traditionell filtern. Gebadet wird im nahen Fluss, auch wenn sie wissen, dass er Krankheiten wie Durchfall mit sich bringen kann.
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Bild 1 von 2 | Mahamadou Moussa und seine Familie filtern täglich 60 Liter Wasser, die sie zum Trinken und Kochen benötigen.
© UNICEF/NYHQ2015–1860/Gilbertson
Bild 2 von 2 | In dieser Brühe des Niger-Flusses wird gespült und gebadet.
© UNICEF/UNI192343/GilbertsonWasserkonsum in Indien
Swaga Mala Gayali (im Hintergrund 2. v. l.) lebt mit ihrem Mann bei seinen Eltern. Bevor sie eine Handpumpe installierten, musste die junge Frau über 40 Mal am Tag einige hundert Meter entfernt vom Nachbarn die 220 Liter Wasser für die Familie heranschleppen.
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Atiphon Sarker (links) lebt mit ihren vier Söhnen und deren Familien zusammen. Zwar gibt es einen Tiefbrunnen mit guter Wasserqualität, doch der wird von 100 Familien benutzt und ist sehr reparaturanfällig. Daher nutzt die Großfamilie oft auch einen Flachbrunnen, dessen Wasser nicht gut schmeckt.
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Wasserkonsum in Myanmar/Birma
Mit dem Anbau von Erdnüssen verdient San Win das Geld für seine Familie. Die täglich benötigten 160 Liter holt er an einem 15 Jahre alten Schulbrunnen. Die Warteschlagen sind aber häufig sehr lang.
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Wasserkonsum im Flüchtlingslager Za'atari (Jordanien)
„Wenn wir nicht genügend Wasser haben, können wir nicht alles sauber halten“, sagt Amal Al Hoshan (2.v.r), „dann bekommen wir Krätze und Läuse.“ 300 Liter täglich brauchen sie und ihre Kinder.
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Wasserkonsum in Myanmar/Birma
Die Näherin Nyo Oo, ihr Mann, Ladenbesitzer, und ihre Töchter beziehen ihr Wasser, 100 Liter täglich, von einem örtlichen Tiefbrunnen gegen Bezahlung. Um zu sparen, nutzen sie zum Baden Wasser aus einem Tümpel – trotz des Infektionsrisikos durch Verschmutzungen.
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Wasserkonsum in den USA
„Ich war schockiert, als ich die Tagesmenge meiner dreiköpfigen Familie in New York erfuhr: 1.000 Liter“, kommentierte der Fotograf Ashley Gilbertson seine Aufnahmen am Weltwassertag. Ihm war bewusst, dass in anderen Ländern den Familien weniger zur Verfügung steht. Aber wie viel weniger hat er erst auf seinen Reisen erfahren.
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Zum Weltwassertag: Wasserprojekte von UNICEF
Am Weltwassertag 2018 erinnern wir daran: Vor allem für Kinder in armen ländlichen Gebieten kann der fehlende Zugang zu sauberem Wasser lebensgefährlich sein. Verunreinigtes Wasser, fehlende Toiletten und mangelnde Körperpflege sind nach wie vor die Auslöser für viele Krankheiten wie Durchfall, Krätze oder Bindehautentzündung. Durchfallerkrankungen gehören weiterhin zu den häufigsten Todesursachen bei Kindern.
Die Verbesserung der Wasserversorgung gehört daher zu den Schwerpunkten der Arbeit von UNICEF. In über 100 Programmländern hilft UNICEF schon mit einfachen Mitteln – beispielsweise mit dem Bau von Brunnen, leicht zu wartenden Handpumpen, der Installation von Wasserleitungen und Abwasserkanälen. Bei Naturkatastrophen wie in Nepal oder in Kriegs- und Krisengebieten wie in Syrien oder Südsudan stellt UNICEF große Mengen Chemikalien zur Wasseraufbereitung bereit und verteilt Hygieneartikel wie Seife, Waschmittel oder Windeln an Familien.
Schon mit einem kleinen Beitrag können Sie zum Weltwassertag unsere Projekte unterstützen. Helfen Sie mit, Kinder mit überlebenswichtigem Trinkwasser zu versorgen und über Hygiene aufzuklären.
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Beatrix Hell berichtet über Neues aus den Projektländern.