Safer Internet Day
Die Corona-Pandemie hat weltweit dazu geführt, dass viele alltägliche Aktivitäten von Kindern digital stattfinden (müssen) und sich ins Netz verlagern.
Digital Aufwachsen: Spaß oder Risiko - ein schmaler Grad
Videos anschauen, Musik hören, für Schularbeiten recherchieren, Spiele zocken und Social Media-Angebote nutzen – das gehört zu den Dingen, die Kinder und Jugendliche tagtäglich mehrere Stunden ganz selbstverständlich im Internet tun. Ein Vorteil und eine wichtige Voraussetzung, als mit Beginn der Corona-Pandemie viele Offline-Aktivitäten zu Online-Aktivitäten wurden.
Die meisten Jugendlichen wachsen heute mit dem Smartphone auf, sind geschickt in der Handhabung, tippen in Lichtgeschwindigkeit und hängen die Erwachsenen kinderleicht im digitalen Orbit ab. Kurzum: Die Kids von heute haben unfassbare Kompetenzen in der Online-Welt – Digitalisierung sei Dank! Echte Profis also, unsere "Digital Natives", oder …?
Fest steht, für Kinder und Jugendliche ist das Internet ein selbstverständlicher Teil ihres Lebens. Am Safer Internet Day (11.02.), dem Tag für Sicherheit im Internet, wollen wir über Risiken aufklären, aber auch Chancen der Digitalisierung beleuchten. Ziel dieses Tages ist ein stärkeres Bewusstsein beim täglichen Umgang mit Medien in der Online-Welt: für Kinder, für Eltern, für Lehrer – für alle!
Praktische Tipps: Psychisch gesund bleiben beim "Online-Sein"
Es klingt simpel, ist aber oft keine Tatsache: Verbringen Sie Zeit zusammen mit Ihrem Kind im Internet. Für Kinder ist es wichtig, sichere und positive Online-Interaktionen mit Freunden zu erleben. Kontakt zu anderen Menschen ist in Zeiten von Isolation und Einschränkungen wichtiger denn je. Gemeinsame Online-Zeit kann eine gute Gelegenheit sein, Freundlichkeit und Einfühlungsvermögen in "virtuellen Interaktionen" vorzuleben.
Helfen Sie Ihrem Kind, Fehlinformationen und altersunangemessene Inhalte zu erkennen. Viele Quellen von glaubwürdigen Organisationen wie UNICEF und der Weltgesundheitsorganisation stehen zur Verfügung, damit Sie und Ihr Kind gemeinsam mehr über das Virus lernen können. Nehmen Sie sich Zeit, um gemeinsam mit Ihrem Kind altersgerechte Apps, Spiele und andere Online-Unterhaltungsangebote zu finden.
Vermeiden Sie Weltuntergangsszenarien! Achten Sie genau darauf, wie soziale Medien und Online-Inhalte Ihre Gefühle, Gedanken oder Handlungen beeinflussen, denn ihrem Kind wird es vermutlich ganz genauso gehen.
Fernunterricht und Mediennutzung: Was macht der Lockdown mit den Kindern?
Im Zuge vieler Schulschließungen bedeutete das oft monatelang Homeschooling. Doch wie fühlt sich das an? Fernunterricht – oder fern von Unterricht? Ein Rückblick zum Beginn der Einschränkungen.
In einer von UNICEF geförderten Studie wurden im ersten Lockdown Kinder und Familien aus 15 europäischen Ländern zu ihrer digitalen Mediennutzung und den Erfahrungen mit Fernunterricht befragt. Und die Antworten sind eindeutig: Ja, die Zeit vor PC, Tablet und Co. stieg mit Beginn der Einschränkungen deutlich an – mehr als sechs Stunden pro Tag verbrachten die Kinder und Jugendlichen durchschnittlich im Internet.
Während der extra Online-Zeit erledigten die Kinder Schulaufgaben, hielten Kontakt zu Freunden und Familienmitgliedern, spielten Onlinespiele – aber suchten auch häufig nach Informationen zu dem neuartigen Coronavirus.
Fernunterricht – oder fern von Unterricht?
Und, wie haben Homeschooling und Lernen zuhause im ersten Lockdown funktioniert? Laut Studie zeichnen sich bei der Unterrichtsgestaltung und dem Kontakt mit Lehrkräften große Unterschiede ab. Ob Kinder das Gefühl hatten, das Online-Lernen gut zu bewältigen, hing daher stark mit der Unterstützung der Eltern zusammen. Insgesamt sind die Kinder und Jugendlichen gut mit dem Online-Unterricht zurechtgekommen.
Die Eltern waren sichtlich besorgt, dass die Corona-Krise negative Auswirkungen auf die Bildung ihrer Kinder haben könnte – sie durch Prüfungen fallen oder wichtigen Schulstoff versäumen. Die Kinder und Jugendlichen selbst hatten vor allem Sorge, schlechtere Noten zu bekommen oder von anderen Klassenkameraden und dem Lernstoff abgehängt zu werden.
Fest steht nach dem ersten Lockdown und den im Schnitt mehr als dreimonatigen Schulschließungen: Eltern brauchen zusätzliche Unterstützung von den Schulen und Anregungen für gemeinschaftliches Lernen zuhause!
YouTube, WhatsApp und Co.: Wie nutzt die Jugend das Internet?
Im Schnitt sind Kinder und Jugendliche in Deutschland jeden Tag mehr als zwei Stunden online. Am Wochenende können es gerne mal bis zu vier Stunden werden. Doch wozu nutzen sie das Internet? Klar, chatten, Musik hören, Videos gucken und Fotos posten gehören zum 'daily business'. Vor allem Jungs nutzen Online-Spiele-Angebote. Generell tauschen Kinder und Jugendliche sich aber auch inhaltlich aus: Sie sprechen über Hobbies und gemeinsame Interessen, informieren sich über aktuelle Nachrichten und suchen nach Informationen.
Was für Gefahren und Risiken lauern im Internet?
Leider steigt mit einer hohen Online-Nutzung auch das Risiko, schlechte Erfahrungen im Netz zu machen. Diese können sogar sehr gefährlich oder gar gesetzeswidrig sein. Dabei geht es sowohl um die Verbreitung von entwicklungsbeeinträchtigenden oder gefährdenden Medien als auch um die Risiken, die sich durch die Interaktion im Netz ergeben. Deshalb gibt es in Deutschland seit längerem eine intensive Diskussion um eine dringend notwendige Verbesserung des Jugendmedienschutzes.
Verschiedene Studien zeigen: Kinder und Jugendliche machen online Erfahrungen, die schlimm für sie sind und sie stark belasten können. Diese Erfahrungen können ganz unterschiedlich sein. Sie reichen von gemeinem oder verletzendem Verhalten und Mobbing bis hin zu unerwünschter Kontaktaufnahme – so genanntem grooming – oder Kontakt mit sexuellen Darstellungen und Nachrichten. Auch Inhalte wie Gewaltdarstellungen oder Aufrufe zu selbstverletzendem Verhalten sind Gefahren im Internet.
Darüber hinaus werden Kinder und Jugendliche immer wieder mit riskanten Inhalten im Netz konfrontiert. Inhalte, die den Konsum von Drogen oder Gewalttaten zeigen, sind keine Seltenheit. Auch Hassnachrichten, die bestimmte Gruppen oder Personen angreifen, zum Beispiel Menschen unterschiedlicher Hautfarbe, Religion, Nationalität oder Sexualität, sind im Internet oft ungefiltert zugänglich.
Nur ein Klick zur Freundschaft…?
Was ist Cybermobbing?
Unter Cybermobbing versteht man Mobbing mithilfe digitaler Technologien. Diese Art von Mobbing kann in sozialen Medien, auf Nachrichten- und Spielplattformen stattfinden. Beim Cybermobbing werden Nachrichten, Bilder oder Videos versendet, die darauf abzielen, eine andere Person zu belästigen, zu bedrohen oder auszuschließen. Meistens passiert das anonym. Es ist ein großes Problem, dass sich im Netz Menschen als jemand anders ausgeben können. Denn öffentlich zugängliche Bilder von realen Personen können gestohlen und missbraucht und so Identitäten gefälscht werden.
Einer von drei Kindern und Jugendlichen aus einer Umfrage aus über 30 Ländern gibt an, dass er oder sie schon im Internet gemobbt wurde. Einer von fünf gibt sogar an, wegen Onlinemobbing nicht mehr zur Schule gegangen zu sein.
Cybermobbing bedeutet für Betroffene mentalen, physischen und emotionalen Stress. Wer online gemobbt wird, sollte sich direkt Freunden oder Familie anvertrauen.
Aufwachsen in einer digitalen Welt:
Wie fühlt sich das an, wenn Privates plötzlich nicht mehr privat ist? Privatsphäre muss insbesondere in sozialen Netzwerken geschützt werden. Dafür ist ein bewusster Umgang mit seinen persönlichen Daten, Fotos, Videos und allem, was man mit einem schnellen Klick online teilen kann, wichtig.
Welche Chancen bietet die Online-Welt?
Genug von schlechten Nachrichten, denn das World Wide Web bietet auch unzählige Chancen! Mehr Kinder als jemals zuvor haben Zugang zum Internet. Das bietet vielen Kindern auf der ganzen Welt großartige Möglichkeiten. Zum Beispiel einen besseren Zugang zu Bildung, die Möglichkeit sich zu vernetzten, auszutauschen und in Sekundenschnelle Informationen abzufragen.
In Burundi zum Beispiel bietet UNICEF Lernzentren an. Mitarbeiter zeigen Kindern und Jugendlichen, wie man einen Computer bedient und im Internet Informationen finden kann. Das hat dem afrikanischen Land zuletzt auch bei der Aufklärungs- und Kampagnenarbeit zum gefährlichen Ebolavirus geholfen, das im Nachbarland, der demokratischen Republik Kongo, ausgebrochen war.
Ob für die Schule, die Universität oder das persönliche Allgemeinwissen: Wenn man weiß wie, lässt sich das Internet schneller durchforsten als jede Bibliothek der Welt. Der schnelle und nahezu grenzenlose Zugang zu Informationen bietet Kindern nahezu grenzenlose Möglichkeiten. Das kann nicht nur die Neugierde von Kindern wecken, sondern sie auch fördern! Hinzu kommt, dass Informationen viel umfangreicher und visueller aufbereitet werden können.
Außerdem eröffnet das Internet Möglichkeiten, Menschen mit ähnlichen Interessen kennen zu lernen, sich auszutauschen und zu vernetzen und sogar gemeinsam Aktionen zu planen.
Kinderrechte schützen: offline und online!
Um die Potentiale des Internets voll auszuschöpfen, müssen Kinder bestmöglich geschützt werden, ihre Medienkompetenz gestärkt und ihnen die Teilhabe an der digitalen Welt ermöglicht werden. In anderen Worten: Kinderrechte müssen nicht nur offline, sondern auch online gestärkt werden. Kinder, deren Rechte gewahrt sind und die ihre Rechte kennen, werden auch die Chancen des Internets besser nutzen und mit den Risiken besser umgehen können.
Wir haben den Blog seit seiner Erstveröffentlichung für Sie aktualisiert.
Klicksafe
Zuhause lernen mit Medien – Tipps für Eltern und Lehrende: https://www.klicksafe.de/service/aktuelles/news/detail/zuhause-lernen/
Familienportal des BMFSFJ
Tipps für Kinder und Jugendliche in der Corona-Zeit: https://familienportal.de/familienportal/familienleistungen/corona/tipps-kinder
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
Coronavirus und Homeschooling. Mit diesen 10 Tipps klappt das Lernen zu Hause: https://www.gew.de/aktuelles/detailseite/neuigkeiten/mit-diesen-10-tipps-klappt-das-lernen-zu-hause/