Masern bei Kindern: Ein globaler Kampf für Gesundheit und Sicherheit
Weltweit steigen die Fälle von Masern und gefährden insbesondere die Gesundheit von Kindern. Erfahren Sie alles zu Symptomen und Übertragungswegen dieser gefährlichen Kinderkrankheit und was UNICEF weltweit tut, um Kinder bestmöglich zu schützen.
Die Masern – das hat jede*r schon mal gehört. Aber was für eine Krankheit ist das eigentlich genau? Weltweit ist das Virus weiterhin eine große und steigende Gefahr, vor allem in Ländern mit geringen Impfquoten und schwachen Gesundheitssystemen. Etwa 320.000 Menschen waren 2023 infiziert – 150.000 mehr als noch 2022. Schätzungen zufolge sind die tatsächlichen Zahlen ums Vielfache höher: Mildere Fälle schaffen es erst gar nicht in die offiziellen Statistiken.
Die Erkrankung ist vor allem für Kinder unter fünf Jahren gefährlich. Trotz einer sicheren und günstigen Impfung sind 2022 etwa 136.000 Menschen an den Masern gestorben – die meisten von ihnen Kleinkinder. Die Todesrate hat sich im Vergleich zu 2021 um 43 Prozent erhöht – eine traurige Konsequenz von ausgesetzten Impfkampagnen und niedrigen Impfquoten seit der Covid-19-Pandemie. Masern sind extrem ansteckend und jeder Ausbruch, egal in welchem Land, kann zur weltweiten Gefahr werden.
Was sind Masern?
Masern sind eine schwere Krankheit, die extrem ansteckend ist. Die Ansteckung erfolgt durch die sogenannte Tröpfcheninfektion, also wenn infizierte Personen husten, niesen, oder auch einfach nur normal sprechen. Das Virus kann sowohl in der Luft als auch auf Oberflächen über einen längeren Zeitraum überleben, was die Ansteckung und Verbreitung noch leichter und damit gefährlicher macht. Eine infizierte Person steckt durchschnittlich neun von zehn nicht geimpften Kontaktpersonen an.
Für Menschen, die sich mit dem Virus angesteckt haben, kann die Krankheit schwerwiegende Folgen haben: Lungen-, Hirnhaut- oder Mittelohrentzündung sind nur einige von vielen möglichen Komplikationen. Obwohl es einen wirksamen Impfstoff gibt, sind alle Länder weltweit weiterhin von den Masern betroffen. Gefährlich sind Masern vor allem für Kinder, ältere Menschen, Schwangere und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. Für geimpfte Menschen besteht keine Gefahr.
Welche Symptome gehen mit Masern einher und wie wird das Virus übertragen?
Viele der Symptome ähneln einer schweren Erkältung oder Grippe. Erkrankte bekommen Fieber, Husten, Schnupfen, Kopfschmerzen und fühlen sich sehr müde. Auch Bindehautentzündungen treten häufig auf. Typisch ist auch ein Hautausschlag auf dem gesamten Körper, der sich etwa zwei bis vier Tage nach dem Fieber entwickelt. In der Regel treten die Symptome von Masern zehn bis 14 Tage nach der Ansteckung auf.
Weshalb sind Kinder besonders von der Infektionskrankheit Masern betroffen?
Auch heute noch werden die Masern oft als eine Kinderkrankheit abgetan, die nicht weiter schlimm ist und deren Symptome wieder von allein verschwinden. Es ist gar nicht so lange her, da gab es auch in Deutschland sogenannte „Masern-Partys“, bei denen sich Kinder gezielt anstecken sollten, um dann für den Rest des Lebens immun gegen das Virus zu sein. Dabei sind Masern alles andere als harmlos.
Für Kinder sind Masern schon eine Bedrohung, bevor sie überhaupt geboren werden: Wenn eine Frau in der Schwangerschaft krank wird, kann das nicht nur für die Mutter, sondern auch für das Ungeborene durch eine zu frühe Geburt und niedriges Geburtsgewicht verheerende Folgen haben.
Kinder, die nicht ausreichend geimpft sind, stecken sich in Kindergärten und Schulen schnell an. Auch Komplikationen betreffen Kinder besonders stark: Hirn- und Lungenentzündungen haben bei ihnen schwerwiegende und häufig lebenslange Folgen. Vor allem unter- oder mangelernährte Kinder haben aufgrund eines geschwächten Immunsystems dem Virus wenig entgegenzusetzen.
Damit Kinder vor den Masern geschützt werden, sind Impfkampagnen und Aufklärung wichtig. Leider hat die Covid-19-Pandemie vor allem in armen Ländern dazu geführt, dass Impfkampagnen etwa für Masern ausgesetzt wurden.
Masernimpstoff als lebensrettende Maßnahme
Heilen oder behandeln kann man die Masern nicht, aber es gibt eine sehr wirksame und kostengünstige Impfung. Bevor der Masernimpfstoff 1963 eingeführt wurde, kam es alle zwei bis drei Jahre zu größeren Epidemien. Jedes Jahr starben in dieser Zeit durchschnittlich etwa 2,6 Millionen Menschen an den Masern.
Schätzungen zufolge konnte die Masernimpfung zwischen 2000 und 2022 etwa 57 Millionen Todesfälle verhindern.
Die Covid-19-Pandemie hat jedoch in vielen Ländern zu Unterbrechungen von Impfkampagnen geführt – zwischen 2019 und 2021 verpassten 67 Millionen Kinder eine oder mehr Impfungen. 48 Millionen Kinder erhielten gar keine Impfungen, weil die lokalen Gesundheitssysteme zu stark belastet waren. Zwar nehmen die Impfungen wieder Auftrieb, jedoch bleibt der Zugang zu Impfstoffen seit der Pandemie insbesondere in einkommensschwachen Ländern weiterhin hinter dem Stand vor der Pandemie zurück.
Vielerorts werden finanzielle Mittel von Routineimpfungen für andere Zwecke eingesetzt. Auch Krisen und Konflikte weltweit bedeuten, dass Kinder mit ihren Familien flüchten müssen und wichtige Impfungen nicht erhalten. UNICEF setzt sich mit aller Kraft dafür ein, dass Kinder weltweit gegen Masern und andere Krankheiten geimpft werden.
Was ist die Masernimpfung? Welche Impfstoffe gibt es?
Die Masernimpfung ist der beste Weg, um sich vor der Krankheit zu schützen. Sie wird in Deutschland als Teil eines Kombinationsimpfstoffs Kleinkindern im Alter von neun Monaten gegeben, um sie von vornherein vor einer Infektion zu schützen. Eine weitere Dosis bekommen Kinder dann im Alter von etwa 15 Monaten. Die Masernimpfung ist wie ein „Training“ fürs Immunsystem: Ziel ist es, dass der Körper eine Immunantwort gegen das Virus entwickelt. Dabei können leichte Nebenwirkungen auftreten wie etwa leichtes Fieber.
Die Standardimpfung in Deutschland ist der sogenannte MMR-Impfstoff: Hier wird neben Masern auch gegen Mumps und Röteln geimpft. Daneben gibt es den selteneren MMRV-Impfstoff, der zusätzlich auch noch vor Windpocken (Varizellen) schützt. In manchen Ländern sind auch Einzelimpfstoffe gegen Masern erhältlich. Die Masernimpfung gilt als sehr sicher und wirksam: Nach zwei Dosen bietet der Impfstoff einen 97-prozentigen Schutz.
Die Masernimpfung wird seit über 60 Jahren eingesetzt und kostet weniger als einen Euro pro Kind. 2023 waren weltweit 73 Prozent aller Kinder zweimal und etwa 83 Prozent aller Kinder einmal geimpft. Etwa 22 Millionen Kleinkinder haben weltweit jedoch mindestens eine Dosis nicht erhalten: eine große Gefahr, da häufig ausreichender Schutz erst nach der zweiten Impfung besteht.
Eine hohe Impfquote in der Bevölkerung ist entscheidend, um Ausbrüche zu verhindern und die Gesundheit der Gemeinschaft zu schützen.
Masern in Entwicklungsländern
Masernausbrüche gibt es heute vor allem in Teilen Afrikas, des Nahen Ostens und in Asien. Fast alle Menschen, die weltweit am Masernvirus sterben, leben in wirtschaftlich weniger entwickelten Ländern mit schwachen Gesundheitsstrukturen. Zerstörte Gesundheitsinfrastruktur nach Naturkatastrophen oder in Konfliktgebieten bedeutet häufig auch, dass Impfkampagnen ausgesetzt werden und Kinder Standardimpfungen nicht mehr bekommen.
Vor allem Kinder, die mangel- oder unterernährt sind, haben dem Virus dann wenig entgegenzusetzen: Ihre geschwächten Körper und Immunsysteme können die Krankheit nicht bekämpfen und das Risiko, dass sie nicht überleben, ist hoch. Schätzungen zufolge erfolgen 63 Prozent der Masern-Todesfälle in Afrika, 29 Prozent im Nahen Osten und sieben Prozent in Südostasien. Die Sterblichkeitsrate ist in diesen Ländern bis zu zehn Prozent oder höher, insbesondere unter unterernährten Kindern und solchen mit geschwächtem Immunsystem.
Fast die Hälfte aller Kinder, die 2022 keine Masernimpfung erhalten haben, leben in ärmeren Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo, Äthiopien, Indien, Madagaskar, Nigeria und Pakistan, so die Impfallianz Gavi. Zwei von fünf Kindern weltweit, die nicht geimpft sind, leben in Kriegsgebieten mit schwachen Gesundheitssystemen.
In diesen Ländern gibt es häufig einen extremen Mangel an sauberem Trinkwasser und Sanitäranlagen, wodurch Menschen sich noch leichter anstecken können. Viele Menschen sind in diesen Ländern auch auf der Flucht und leben in behelfsmäßigen Unterkünften auf engstem Raum. Die Hygienelage für viele Flüchtlinge und intern Vertriebene ist katastrophal und führt zu einer rasanten Ausbreitung. Auch in der Ukraine hat der Krieg zu schlechten Hygienezuständen und einer Ausbreitung des Masernvirus geführt.
In ärmeren Weltregionen ist es häufig auch schwierig, über den Impfstoff aufzuklären und eine sogenannte Herdenimmunität zu erreichen. Herdenimmunität bedeutet, dass auch Ungeimpfte dadurch geschützt werden, dass viele Menschen in der Bevölkerung geimpft sind und das Virus sich nur schwer ausbreiten kann.
Für Familien mit erkrankten Kindern kann das Masernvirus erhebliche Kosten bedeuten: Zum einen, weil die Behandlung der Masern und der Komplikationen lange dauern und teuer sein kann. Zum anderen, weil die Masern auch zu langfristigen geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen führen können. Nicht selten bedeuten die Masern auch, dass Kinder zeitweise nicht mehr zur Schule gehen können, was langfristige Auswirkungen auf ihre Zukunftschancen haben kann.
Wie gefährlich ist eine Erkrankung an Masern für Erwachsene?
In erster Linie sind die Masern eine Kinderkrankheit. Aber: Auch für Erwachsene kann das Virus gefährlich sein.
Infizierte Erwachsene leiden im Vergleich zu Kindern häufiger an Komplikationen. Lungen- und Hirnentzündungen sind Folgen, vor allem für solche Menschen, die parallel unter chronischen Erkrankungen leiden. Während sich Kinder schneller anstecken, ist die Sterblichkeitsrate bei Erwachsenen höher. Viele Erwachsene leiden auch nach der akuten Phase noch an Langzeitfolgen wie Müdigkeit oder Atemproblemen. Bei schwangeren Frauen, die sich mit den Masern infizieren, kann es zu Frühgeburten kommen – mit geringem Geburtsgewicht haben die Kinder häufig einen schwierigen Start ins Leben.
In welchen Ländern gibt es Masern noch?
Die Masern gibt es in fast allen Ländern weltweit. Vor allem dort, wo Impfquoten niedrig sind und Gesundheitssysteme mangelhaft, werden sie zum ernsten Problem. In den letzten Jahren waren vor allem Nigeria, die Demokratische Republik Kongo, Indien und Äthiopien von Masernausbrüchen betroffen.
In Kriegs- und Krisengebieten wie Syrien oder dem Jemen kommt es auch immer wieder zu einem Anstieg von Masernfällen. Aufgrund von anhalten Kriegen und Konflikten haben viele Menschen nur begrenzten Zugang zu Gesundheitsversorgung. Kinder bekommen häufig nicht die Impfungen, die sie für einen ausreichenden Schutz gegen verhinderbare Krankheiten – wie etwa Masern – benötigen. Aber nicht nur in Entwicklungsländern werden Masern zum Gesundheitsproblem. Auch in Ländern wie den USA oder Frankreich, wo Masern eigentlich weitgehend ausgerottet sind, haben niedrigere Impfquoten in einigen Gebieten zu Ausbrüchen geführt.
2024 waren laut der US-amerikanischen Behörde CDC (Centers für Disease Control and Prevention) bislang der Irak, Kasachstan, Äthiopien, Pakistan, Aserbaidschan, Indien, Russland, Kirgisistan, Jemen und Nigeria besonders von Masern-Ausbrüchen betroffen.
Gibt es Masern in Deutschland?
Ja, auch in Deutschland infizieren sich immer wieder Menschen mit Masern – 2023 waren es insgesamt 79 Menschen. Die Masern sind in Deutschland nicht weit verbreitet, aber sie sind auch noch nicht ausgerottet. Expert*innen gehen davon aus, dass 95 Prozent oder mehr der Bevölkerung geimpft sein müssen, um eine sogenannte Herdenimmunität zu erreichen.
Wichtig ist, dass infizierte Personen schnell isoliert werden, um einen größeren Ausbruch zu verhindern und vor allem Personen vor Ansteckung zu schützen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können. Seit 2020 gibt es in Deutschland eine Masern-Impfpflicht für Kinder – in öffentlichen Kindergärten und Kindertagesstätten ist die Impfung Voraussetzung. Auch medizinisches Personal oder Menschen, die in Schulen und Kitas arbeiten, müssen sich impfen lassen.
So werden Masern behandelt
Eine Masern-Infektion behandeln oder heilen? Das ist leider nicht möglich, da es keine spezifische antivirale Therapie gegen das Masernvirus gibt. Ärzt*innen können Infizierten nur dadurch helfen, dass sie die Symptome mit Medikamenten lindern. So können gegen Fieber und Schmerzen Paracetamol oder Ibuprofen verabreicht werden; um Atemprobleme zu behandeln, werden etwa Hustenstiller gegeben. Wichtig ist vor allem auch, dass infizierte Personen ausreichend trinken und Vitamin A zu sich nehmen, um schwere Verläufe unwahrscheinlicher zu machen. Kommt es zu Komplikationen wie etwa Hirnhaut- oder Lungenentzündungen, ist eine spezielle Überwachung und Behandlung besonders wichtig – häufig müssen Kinder und Erwachsene dann auch ins Krankenhaus. Die beste „Behandlung“ für Masern ist die Vorbeugung durch eine Impfung: Geimpfte Personen sind vor der Erkrankung geschützt und stecken sich nicht an.
Das unternimmt UNICEF im Kampf gegen Masern
UNICEF spielt eine entscheidende Rolle im globalen Kampf gegen Masern, insbesondere in Ländern mit niedrigen Impfquoten und hohem Risiko für Ausbrüche. Weltweit versorgt UNICEF jährlich fast jedes zweite Kind (45 Prozent) mit Impfstoffen – damit sind wir gemeinsam mit der internationalen Impfallianz Gavi der größte Impfstoff-Lieferant der Welt. Durch hohe Stückzahlen – zwei Milliarden Impfdosen jedes Jahr – können wir die Kosten niedrig halten.
UNICEF unterstützt Gesundheitsbehörden dabei, Impfkampagnen zu organisieren: Dabei geht es darum, Menschen über Masern und die Gefahren aufzuklären, Gesundheitsmitarbeiter*innen zu schulen, Impfstoff und Kühlungssysteme bereitzustellen und Impfaktionen auch in abgelegenen Gebieten durchzuführen. Wichtiger Grundstein unserer Arbeit ist die Zusammenarbeit mit lokalen Gesundheitsdiensten und Regierungen, um die Infrastruktur, Logistik und Kapazitäten der Gesundheitssysteme zu stärken. UNICEF setzt Spenden auch dafür ein, dass bessere und günstigere Impfstoffe entwickelt werden.
UNICEF hilft auch bei der Überwachung von Masernfällen und der Analyse von Daten, um Ausbrüche frühzeitig zu erkennen und gezielte Maßnahmen zu ergreifen. Dabei tragen wir wesentlich zur Erhebung und Veröffentlichung von Daten über Impfquoten und Masernfälle bei, um das Bewusstsein für die Situation und die Notwendigkeit von Impfungen zu schärfen.
Bei Ausbrüchen von Masern koordiniert UNICEF schnelle Maßnahmen, um betroffene Gemeinschaften zu unterstützen und Massenimpfungen durchzuführen und die Ausbreitung des Virus zu stoppen.
Schützen Sie mit UNICEF Kinder vor Masern
Gemeinsam können wir es schaffen, Kinder weltweit vor Masern zu schützen. Mit Ihrer Spende helfen Sie, Kinder in entlegenen Regionen zu impfen und Familien mit sauberem Wasser und Hygieneartikeln zu versorgen. Jeder Beitrag hilft. Vielen Dank!