Konflikt im Sudan: So hilft UNICEF den Kindern
Kinder werden durch die eskalierende Gewalt im Sudan am stärksten getroffen. Trotz der unsicheren Lage hilft UNICEF den Familien vor Ort und ist auch in den Nachbarländern im Einsatz.
„Auf einmal hörte ich laute Geräusche draußen. Dann war der Strom weg. Wir konnten nicht schlafen, mein Sohn wachte immer wieder verängstigt auf. Er hat die ganze Nacht geweint.“ So beschreibt Marwa den Ausbruch der Kämpfe in Khartum, der Hauptstadt des Sudans. Ein paar Tage später beim Lebensmittelkauf geriet die junge Mutter ins Kreuzfeuer. Sie suchte Schutz hinter einem Baum. „Die Wasserflaschen fielen mehrmals auf dem Boden. Doch ich konnte sie nicht zurücklassen, wir hatten ja nichts mehr zu trinken zu Hause.“ Insbesondere in Khartum sind Essen, Medikamente und Trinkwasser knapp. Die Preise für Grundnahrungsmittel und Treibstoff sind zudem stark angestiegen.
Die Situation für Kinder im Sudan, vor allem in den umkämpften Gebieten, ist dramatisch. Aufgrund der gefährlichen Sicherheitslage musste die Behandlung von 50.000 schwer mangelernährten Kindern unterbrochen werden. Ihr Leben hängt an einem seidenen Faden. „Ich mache mir Sorgen um die Menschen, die jetzt fliehen. Sie haben oft nicht genug zu essen und die medizinische Versorgung ist vielerorts unterbrochen“, sagt Mohammed Ali Elamin, Ernährungsexperte von UNICEF Sudan. “Jetzt könnten noch viel mehr Kinder von Mangelernährung betroffen sein.“ Rund 368.000 Kinder sind mittlerweile auf der Flucht im eigenen Land.
UNICEF hilft, die Gesundheitsversorgung aufrechtzuerhalten
Im Sudan lebten bereits vor Beginn der Kämpfe viele Familien in extremer Armut. Viele Familien wussten schon damals nicht, wie sie ihre Kinder ausreichend ernähren sollen. Drei Millionen Kinder sind akut mangelernährt, rund 600.000 davon lebensbedrohlich. Auch der kleine Maher aus Darfur brauchte dringend Hilfe. Er hatte schweren Durchfall und war an Malaria erkrankt. Doch aufgrund des Konflikts ist vielerorts die Gesundheitsversorgung unterbrochen.
Als Mahers Mutter Hanona Yousif Mohamed Ahmed erfuhr, dass das von UNICEF unterstützte Ernährungszentrum in der Stadt Abushok weiterhin offen ist, eilte sie sofort dorthin, damit Maher behandelt werden konnte. Seitdem geht es ihm besser. Damit die Behandlung mangelernährter Kinder fortgeführt wird, arbeitet UNICEF unermüdlich daran, therapeutische Nahrung und Spezialmilch an Gesundheitsstationen auszuliefern.
Wichtig ist jetzt, dass Verwundete behandelt und eine medizinische Versorgung wieder stattfinden kann. Deswegen stellt UNICEF medizinische Ausrüstung und Medikamente für Krankenhäuser und Gesundheitsstationen bereit. Dazu gehört auch die Lieferung von Treibstoff für Generatoren, um Impfstoffe und Medikamente zu kühlen.
„In West-Darfur sind durch Kämpfe und Plünderungen Impfstoffe für Kinder sowie die Ausrüstung zum Kühlen zerstört worden“, sagt Khattab Obaid, Gesundheitsspezialist bei UNICEF im Sudan. „Wo immer es die Sicherheitslage zulässt, impfen wir die Kinder. Der Konflikt führt bereits zu Verzögerungen, beispielsweise bei der Polio-Impfkampagne. Doch wir arbeiten weiter, damit Routineimpfungen für Kinder stattfinden können.“ Denn nur so können Kinder vor Krankheiten geschützt werden.
Sauberes Wasser, Hygieneartikel und psychosoziale Hilfe für Kinder und ihre Familien
Aufgrund der Stromausfälle ist in vielen umkämpften Regionen das Wasser knapp. In manchen Gebieten wurden Brunnen und Wasseraufbereitungsstationen zerstört. UNICEF hat in den letzten Wochen Wasserreinigungsmittel, Wassertanks und -kanister an mehrere Krankenhäuser geliefert. Auch Wasserlieferungen per LKW sind Teil der Hilfe. So konnten schon Zehntausende Menschen mit sauberem Trinkwasser versorgt werden. Weitere Hilfsgüter zur Wasser- und Hygieneversorgung aus UNICEF’s Warenlager in Kopenhagen sind bereits in der Hafenstadt Port Sudan eingetroffen und werden nun in die betroffenen Gebiete verteilt, um vor allem auch vertriebene Familien zu versorgen.
Unser UNICEF-Kollegin Jill Lawler beschreibt im Video, wie wichtige Hilfsgüter in Port Sudan geliefert werden:
Die letzten Wochen waren für viele Kinder extrem belastend. Waffengewalt, ständiger Beschuss oder gefährliche Flucht – diese Erfahrungen sollte kein Kind machen müssen. Um diese schrecklichen Erlebnisse verarbeiten, leistet UNICEF psychosoziale Hilfe und baut kinderfreundliche Orte auf, an denen sie spielen und sich sicher fühlen können. In den ersten Tagen des Konflikts hat UNICEF dabei geholfen, 400 Kinder, die in einer Schule mitten im Kreuzfeuer ausharren mussten, zurück zu ihren Familien zu bringen.
UNICEF unterstützt rund 40 digitale Lernzentren, wo Kinder sicher und geschützt lernen können. Weitere Lernmaterialien sind auf dem Weg in den Sudan aus unseren Warenlagern.
So unterstützt UNICEF geflüchtete Familien in den Nachbarländern
Rund einen Monat nach Ausbruch der Kämpfe sind 170.000 Menschen vor der Gewalt in die Nachbarländer geflohen. Auch Marwa hat mit ihrer Familie Khartum verlassen. Als in der Nähe ihrer Wohnung Granatsplitter einschlugen, traf sie schweren Herzens diese Entscheidung. „Ich hörte einen lauten Knall. Ich dachte, dass eine Rakete unser Wohnzimmer getroffen hätte und mein Sohn und meine Mutter tot seien. Ich konnte nicht länger in meinem Haus leben“, erinnert sie sich. Ohne zu wissen, ob sie je wieder zurückkehren kann, packte sie ein paar Kleidungsstücke und bestieg mit ihrer Familie einen Bus Richtung Ägypten. „Unterwegs wurden wir immer wieder von Menschen mit Waffen bedroht. Wir hatten große Angst, ausgeraubt zu werden“, erzählt sie.
UNICEF-Teams sind in Ägypten, Tschad, Südsudan und der Zentralafrikanischen Republik im Einsatz, um die Menschen zu versorgen, die verängstigt und nur mit wenig Besitz die Grenze überqueren.
Unsere UNICEF-Kolleg*innen aus dem Tschad berichten von der Situation an der Grenze zum Sudan:
UNICEF bringt in den Nachbarländern wichtige Hilfsgüter wie Decken, Moskitonetze, Küchenutensilien, Seife und Wasserkanister für sudanesische Flüchtlinge in die Grenzregion. Darüber hinaus liefert UNICEF Erdnusspaste zur Behandlung schwer mangelernährter Kinder sowie Medikamente und medizinische Ausrüstung für die grundlegende Gesundheitsversorgung von Kindern und Familien. Tanklaster versorgen Familien mit sauberem Wasser und Kinder können in kinderfreundlichen Orte spielen und für einen Moment die traumatischen Erlebnisse der Flucht vergessen.
UNICEF-Logistikexperte Primus Njuh Kum beschreibt die Nothilfe für sudanesische Flüchtlinge in der Zentralafrikanischen Republik:
Die Kinder im Sudan brauchen Ihre Hilfe!
Wir brauchen Ihre Unterstützung, um den Kindern und Familien ausreichend helfen zu können – gerade jetzt, wo die Not durch den Konflikt immer größer wird. Vielen Dank, dass Sie uns mit Ihrer Spende helfen. Jeder Beitrag zählt!