Mali: Fatoumatas Einschulung
Das Kindermagazin GEOlino stellt in jeder Ausgabe ein UNICEF-Projekt vor. In Heft 7 erschien eine Geschichte zu einem Einschulungsprojekt in Mali, die es jetzt in unserem Blog nachzulesen gibt.
Fatoumata aus Mali in Westafrika ist zwölf Jahre alt und wurde gerade eingeschult – direkt in die vierte Klasse. Dazu hat sie an einem besonderen Einschulungsprojekt teilgenommen.

Fatoumata lernt in der Schule Lesen und Schreiben.
© UNICEF/UN0273465/DickoWenn Fatoumata sich morgens auf ihre Schulbank in der ersten Reihe setzt, kribbelt es in ihrem Bauch. Beim Melden pocht ihr Herz, und wenn sie einen Satz richtig geschrieben hat, schieben sich ihre Mundwinkel scheinbar automatisch nach oben und formen ein Lächeln. Für die Zwölfjährige ist einfach jeder Schultag etwas Besonderes. Kein Wunder! Sie musste lange darauf warten.

Erste Reihe, vierte Klasse: Fatoumata versäumt den Unterricht so gut wie nie. Zu oft erinnert sie sich an die Jahre, in denen sie auf dem Feld arbeiten musste, während andere Kinder lernen durften.
Die ersten elf Jahre ihres Lebens wuchs Fatoumata bei ihren Eltern im Süden Malis auf dem Land auf. Mutter und Vater arbeiteten auf dem Feld, die Kinder halfen mit. Zur Schule gehen? Dafür war keine Zeit. Für Fatoumata war das lange Zeit normal, sie hinterfragte es nicht. Die meisten Kinder hier in den Dörfern der Sikasso-Region arbeiteten nun mal anstatt zu lernen.
Doch trotz der Hilfe von Fatoumata und ihren vier Geschwistern reichte das Geld der Familie hinten und vorn nicht. Fatoumatas Onkel schlug daher vor, dass er das Mädchen zu sich und seiner Familie in das Örtchen Nianabougou holen würde. So mussten Fatoumatas Eltern ein Kind weniger „durchfüttern“, und Fatoumata bekam eine ganz besondere Chance: Sie durfte an einem Schulprojekt teilnehmen, an dem der Onkel mitarbeitete.
Das UNICEF-Einschulungsprojekt
Das von UNICEF unterstützte Projekt richtet sich an Kinder wie Fatoumata: Mädchen und Jungen, die stets mitschuften mussten und deshalb nicht mit sechs Jahren eingeschult wurden. 25 Sieben- bis Zwölfjährige nahmen in Nianabougou an einem Einschulungskurs teil. In der gesamten Region waren es sogar rund 1500 Kinder.

Bild 1 von 3 | Mehr als Lesen, Schreiben und Rechnen: Im Unterricht lernen die Schüler auch alles über Hygiene. Hier zeigen Fatoumata und ein Klassenkamerad den anderen, wie man sich richtig die Hände wäscht.
© UNICEF/UN0273466/Dicko
Bild 2 von 3 | Für alle Fälle: Damit es den Kindern an nichts fehlt, hat UNICEF neben das Schulgebäude Toiletten gebaut. »Filles« steht in großen Buchstaben auf dem neu errichteten Häuschen. Das ist Französisch und bedeutet Mädchen.
© UNICEF/UN0273461/Dicko
Bild 3 von 3 | Freizeit! In den Pausen mit ihren Freundinnen zu spielen, ist für Fatoumata wie ein Geschenk. Zwischen Feldarbeit und Haushalt blieb dem Mädchen früher kaum Zeit dafür.
© UNICEF/UN0273458/DickoSie alle büffelten neun Monate lang intensiv, um dann nach einer Abschlussprüfung in die zweite, dritte oder vierte Klasse eingeschult zu werden. Fatoumata hat so Lesen, Schreiben und Mathe gepaukt. Selbst abends, wenn es längst dunkel war, saß sie im Schein einer kleinen Lampe über ihren Büchern.

Bild 1 von 3 | Erhellend: Um den versäumten Schulstoff der vergangenen Jahre aufzuholen, lernt Fatoumata auch am Abend nach Sonnenuntergang.
© UNICEF/UN0273455/Dicko
Bild 2 von 3 | Frühstück im Freien: Auch bei einem Besuch ihrer Mutter und einer ihrer Schwestern gibt es morgens Hirsebrei. Seit Fatoumata zur Schule geht, wohnt sie die meiste Zeit bei Onkel und Tante.
© UNICEF/UN0273453/Dicko
Bild 3 von 3 | Weil Stechmücken im Südosten Malis Krankheiten wie Malaria übertragen, schläft das Mädchen unter einem Moskitonetz – wie alle anderen Familienmitglieder.
© UNICEF/UN0273457/DickoAll die Mühe hat sich gelohnt: Fatoumata geht jetzt in die vierte Klasse einer richtigen Schule. Montags bis freitags lernt sie von halb acht Uhr morgens bis zwölf Uhr mittags. Außer am Mittwoch und Donnerstag hat sie nachmittags noch einmal zwei Stunden Unterricht.
Das ist viel. Doch Fatoumata empfindet die Schule nicht als lästige Pflicht – sondern als Geschenk.


Verena Linde ist Textredakteurin beim Kindermagazin GEOlino und schreibt dort unter anderem über UNICEF-Projekte aus aller Welt.