Mali: Fatoumatas Einschulung
Das Kindermagazin GEOlino stellt in jeder Ausgabe ein UNICEF-Projekt vor. In Heft 7 erschien eine Geschichte zu einem Einschulungsprojekt in Mali, die es jetzt in unserem Blog nachzulesen gibt.
Fatoumata aus Mali in Westafrika ist zwölf Jahre alt und wurde gerade eingeschult – direkt in die vierte Klasse. Dazu hat sie an einem besonderen Einschulungsprojekt teilgenommen.
Wenn Fatoumata sich morgens auf ihre Schulbank in der ersten Reihe setzt, kribbelt es in ihrem Bauch. Beim Melden pocht ihr Herz, und wenn sie einen Satz richtig geschrieben hat, schieben sich ihre Mundwinkel scheinbar automatisch nach oben und formen ein Lächeln. Für die Zwölfjährige ist einfach jeder Schultag etwas Besonderes. Kein Wunder! Sie musste lange darauf warten.
Die ersten elf Jahre ihres Lebens wuchs Fatoumata bei ihren Eltern im Süden Malis auf dem Land auf. Mutter und Vater arbeiteten auf dem Feld, die Kinder halfen mit. Zur Schule gehen? Dafür war keine Zeit. Für Fatoumata war das lange Zeit normal, sie hinterfragte es nicht. Die meisten Kinder hier in den Dörfern der Sikasso-Region arbeiteten nun mal anstatt zu lernen.
Doch trotz der Hilfe von Fatoumata und ihren vier Geschwistern reichte das Geld der Familie hinten und vorn nicht. Fatoumatas Onkel schlug daher vor, dass er das Mädchen zu sich und seiner Familie in das Örtchen Nianabougou holen würde. So mussten Fatoumatas Eltern ein Kind weniger „durchfüttern“, und Fatoumata bekam eine ganz besondere Chance: Sie durfte an einem Schulprojekt teilnehmen, an dem der Onkel mitarbeitete.
Das UNICEF-Einschulungsprojekt
Das von UNICEF unterstützte Projekt richtet sich an Kinder wie Fatoumata: Mädchen und Jungen, die stets mitschuften mussten und deshalb nicht mit sechs Jahren eingeschult wurden. 25 Sieben- bis Zwölfjährige nahmen in Nianabougou an einem Einschulungskurs teil. In der gesamten Region waren es sogar rund 1500 Kinder.
Sie alle büffelten neun Monate lang intensiv, um dann nach einer Abschlussprüfung in die zweite, dritte oder vierte Klasse eingeschult zu werden. Fatoumata hat so Lesen, Schreiben und Mathe gepaukt. Selbst abends, wenn es längst dunkel war, saß sie im Schein einer kleinen Lampe über ihren Büchern.
All die Mühe hat sich gelohnt: Fatoumata geht jetzt in die vierte Klasse einer richtigen Schule. Montags bis freitags lernt sie von halb acht Uhr morgens bis zwölf Uhr mittags. Außer am Mittwoch und Donnerstag hat sie nachmittags noch einmal zwei Stunden Unterricht.
Das ist viel. Doch Fatoumata empfindet die Schule nicht als lästige Pflicht – sondern als Geschenk.