Niemals die Hoffnung aufgeben

„Mein kleiner Sohn hat es fast nicht geschafft“


Ein weiteres von vielen Schicksalen hier ist das von Margarita (43). Was sie berichtet, lässt mich erschauern: „Die Regierung hat uns vor dem Taifun gewarnt, aber wir haben einfach nicht gedacht, dass es so schlimm wird. Das Wasser kam so schnell, plötzlich konnten wir nur noch schwimmen. Ich bin mit meinem Mann und meinen zehn Kindern geschwommen. Zum Glück können wir alle schwimmen. Meinen Jüngsten, Jake (1 Jahr, 7 Monate) habe ich im Arm gehalten. Immer wieder ist sein kleiner Körper untergetaucht. Er war schon blau und ich habe keinen Atem mehr gehört. Ich hatte kaum noch Kraft und wollte ihn loslassen. Aber mein Mann sagte mir immer wieder, dass ich ihn auf jeden Fall festhalten muss. Auch wenn es nur für die Beerdigung ist. Dann kam eine Bananenstaude auf mich zu und ich habe mich daran festgehalten und Jake in eine Decke gewickelt. Ich dachte immer, dass ich es nicht schaffe. Aber nach vier Stunden sagte Jake plötzlich leise ‚Mama‘. Und irgendwann haben wir eine erhöhte Plattform erreicht und waren alle gerettet. Wir mussten drei Tage lang warten, bis endlich Hilfe kam. Mein Mann hatte ein paar Tüten Fertignudeln dabei. Davon haben wir uns dann ernährt.“

Reisetagebuch Philippinen: Margarita und Jake bauen sich ein neues Zuhause auf.

Eine unsichere Zukunft liegt vor Margarita und ihren Kindern. Doch sie geben nicht auf und wollen sich am gleichen Ort wie vor dem Taifun wieder ein Zuhause aufbauen.

© UNICEF DT/2014/Berger

Alltag Baustellen: Jede Woche entsteht Neues aus den Trümmern

Wir fahren weiter. Auf unserem Rückweg zum Hotel halten wir in einer Siedlung direkt am Wasser. Hier bauen sich die Menschen ihre Häuser langsam wieder auf. Welche Kraft das Wasser während des Taifuns hatte, wird uns noch deutlicher, als wir nach und nach mehrere große Schiffe sehen, die nun wie gigantische Hochhäuser aus dem Strand herausragen. Es hat den Anschein, als würden sie nun nach und nach mit in die neu entstehenden Siedlungen eingebaut. Ein surreales Bild, wie aus einer anderen Welt. Im Schatten dieser Giganten stehen nun kleine Holz-und Blechhütten. Hier spielen Kinder, werden Geschäfte gemacht und Essen gekocht. Die Bewohner scheinen in einer Art Alltag angekommen zu sein.

Reisetagebuch Philippinen: Ein riesiges Schiff inmitten von Häusern.

Gigantische Schiffe – wie hier passenderweise die Eva Jocelyn – ragen mitten in die neu entstehenden Häuser – ein Bild, wie aus einer anderen Welt.en Welt.

© picture alliance/Frank May

Viele Eindrücke stürzen auf uns ein und die Zeit ist fast vorbei. Am Nachmittag geht es wieder zurück Richtung Deutschland, wir haben den Vormittag um uns noch einiges anzuschauen. Wir besuchen eine Region, über welche die Welle direkt hinübergeschwappt ist. „Alle Häuser wurden weggespült. Heute ist der Markt wieder aufgebaut, denn die Leute müssen Geld verdienen“, berichtet Simone Klawitter, WASH Spezialisten bei UNICEF. „Viele Menschen sind arm und können sich kein Grundstück leisten. Die, die gar nichts haben, bauen ihre Hütten auf Stelzen im Wasser. UNICEF fühlt sich verpflichtet, diesen Menschen zu helfen. Daher haben wir hier sieben temporäre Latrinen eingerichtet. Die Gemeinde kümmert sich selbst um die Erhaltung und Reinigung der Latrinen“, so Simone Klawitter.

Trinkwasser und Hygiene

Wir kommen an einer UNICEF-Station an, wo heute Hygienesets an Familien verteilt werden. Blaue UNICEF-Eimer gefüllt mit Zahnbürsten, Nagelknipsern, Seife, Waschseife, einem Schöpfeimer und Stoff, der entweder als Handtuch oder – in Streifen gerissen- bei der Menstruation eingesetzt werden kann. Simone Klawitter erzählt mir, dass die Trinkwasserversorgung hier relativ schnell von der Regierung übernommen wurde. Es gibt Wasserstellen, an denen man sich sein Trink- und Brauchwasser abholen kann. Das Wasser läuft fast ununterbrochen. Auf der Strasse entstehen Pfützen und stehende Gewässer, die zur Vermehrung von Moskitos und auch den damit verbundenen Krankheiten, wie Malaria oder Dengue Fieber, beitragen. Daran will UNICEF als nächstes gemeinsam mit der Regierung arbeiten.

Reisteagebuch Philippinen: Eva Padberg verteilt UNICEF Hygiene-Eimer.

Dankbar nehmen die Menschen die Hygiene-Eimer von UNICEF an, denn jeder Eimer steckt voller wichtiger Dinge für den Alltag wie etwa Seife oder Zahnpasta.

© UNICEF/DT2014-6090/Claudia Berger

„Tippi Taps“ oder: Seife in Strümpfen

Händewaschen ist ein wichtiger Bestandteil der Hygiene-Erziehung. An der Schule, die wir zum Schluss besuchen, nutzen die Schülerinnen und Schüler "Tippi Taps" um sich die Hände zu waschen. Wie diese Vorrichtung genau funktioniert, lesen Sie in der Bildergalerie.

Reisetagebuch Philippinen: Eva Padberg in der „Manlurip“-Grundschule.

Bild 1 von 5 | Vor dem Taifun besuchten 382 Kinder die „Manlurip“-Grundschule und den Kindergarten. Acht Kinder sind gestorben. Auch die Schule wurde völlig vernichtet. Aber bereits am 6. Januar konnten 302 Kinder hier wieder zur Schule oder in den Kindergarten gehen.

© dpa picture alliance/Frank May
Reisetagebuch Philippinen: Die „Manlurip“-Grundschule mit Kindergarten.

Bild 2 von 5 | UNICEF hat Zelte zur Verfügung gestellt, Stifte und Hefte. Mehrere „Schulen in der Kiste“ oder „Sport in der Kiste“-Boxen kommen hier zum Einsatz.

© UNICEF/DT2014-6078/Claudia Berger
Reisetagebuch Philippinen: Kinder waschen sich die Hände.

Bild 3 von 5 | Das "Tippi Tap": Eine Regenrinne dient derzeit als großes Waschbecken. Darüber hängen mehrere Plastikwasserflaschen. Wenn man sie umdreht, tropft Wasser zum Händewaschen heraus. Weiße Seifestückchen in Strümpfen hängen neben den Wasserflaschen.

© dpa picture alliance/Frank May
Reisetagebuch Philippinen: Kreative Handwaschvorrichtung in der Schule.

Bild 4 von 5 | Während die Kinder sich die Hände waschen singen sie einmal „Happy Birthday“, damit sie wissen, wie lange sie Hände waschen müssen. Aha! Ich lerne wirklich nie aus auf diesen UNICEF Reisen. Ab jetzt werde ich nur noch Happy Birthday singend meine Hände waschen. Macht auch viel mehr Spass.

© dpa picture alliance/Frank May
Reisetagebuch Philippinen: Kinder putzen sich die Zähne.

Bild 5 von 5 | Beim Händewaschen hört die Hygiene aber nicht auf. Jedes Kind hat seine eigene Zahnbürste erhalten. Außerdem hat UNICEF Emergency-Latrinen aufgebaut.

© dpa picture alliance/Frank May

Die Schönheit hat mit den Menschen überlebt

Reisetagebuch Philippinen: Eva Padberg mit Kindern

Ich verabschiede mich von den Philippinen und den vielen beeindruckenden Menschen, die ich kennen lernen durfte.

© dpa picture alliance/Frank May

Auf dem Weg zum Flughafen ziehen dann wieder Bilder von Zerstörung und Neuaufbau an mir vorbei. Eigenartig wie schnell man sich auch an diese Umgebung gewöhnen kann. Ich werfe einen letzten Blick auf das zerstörte Tacloban, „die schöne Stadt an der Bucht“ und denke mir, dass die Schönheit dieser Stadt mit ihren Menschen überlebt hat. Die Philippinos haben mich sehr beeindruckt mit ihrer Zuversicht und Unverwüstlichkeit und ich hoffe, dass ich mir vielleicht ein kleines Scheibchen davon abschneiden konnte.