Pressemitteilung

Zweite Runde der Impfkampagne gegen Polio im Norden des Gazastreifens verschoben

Schwere Bombardierungen, Vertreibungen und fehlender Zugang im nördlichen Gazastreifen führen zur Verschiebung der Polio-Impfkampagne

Jerusalem/Amman/Genf/Köln

Das sogenannte Polio Technical Committee for Gaza, dem das palästinensische Gesundheitsministerium, WHO, UNICEF, UNRWA und weitere Partner angehören, musste die für heute im nördlichen Gazastreifen geplante zweite Runde der Impfkampagne gegen Polio (Kinderlähmung) verschieben. Zu den Gründen gehören die weiter eskalierende Gewalt, die schweren Bombardierungen, Evakuierungsaufrufe sowie fehlende Garantien für humanitäre Waffenpausen. Im Rahmen der geplanten letzten Phase der laufenden Impfkampagne sollten rund 120.000 Kinder im nördlichen Gazastreifen geimpft werden.

Die aktuellen Bedingungen vor Ort, einschließlich anhaltender Angriffe auf die zivile Infrastruktur, gefährden weiterhin die Sicherheit und Bewegungsfreiheit der Menschen im nördlichen Gazastreifen. Dies macht es Familien unmöglich, ihre Kinder sicher zu den Impfstellen zu bringen und dem Gesundheitspersonal, die Impfungen durchzuführen.

Die Logistik, Impfdosen und weitere Hilfsgüter standen bereit und geschultes Personal war darauf vorbereitet, Kinder im nördlichen Gazastreifen mit einer zweiten Dosis des oralen Polioimpfstoffs Typ 2 (nOPV2) zu impfen. Da jedoch das Gebiet, für das aktuell Genehmigungen für vorübergehende humanitäre Pausen vorliegen, erheblich verkleinert wurde, hätten viele Kinder im nördlichen Gazastreifen die zweite Impfung verpasst. Derzeit sind diese auf Gaza-Stadt beschränkt, was eine erhebliche Verringerung im Vergleich mit der ersten Impfrunde im September bedeutet. Die erste Runde der Impfkampagne wurde erfolgreich zwischen dem 1. und 12. September 2024 im gesamten Gazastreifen durchgeführt.

Um die Übertragung des Poliovirus zu unterbrechen, müssen mindestens 90 Prozent aller Kinder geimpft werden. Humanitäre Pausen sind für die Umsetzung der Impfkampagne unerlässlich. Sie ermöglichen es Partnern, Impfdosen und weitere Hilfsgüter an die Gesundheitseinrichtungen zu liefern, Familien, sicher zu den Impfstellen zu gelangen und mobilen Gesundheitsteams, die Kinder in ihren Gemeinden zu erreichen.

Eine Verzögerung bei der Verabreichung der zweiten Impfdosis gegen Polio innerhalb von sechs Wochen verringert die Wirkung der eng aufeinander folgenden Impfungen sowohl im Hinblick auf die Stärkung der Immunität der Kinder als auch auf die Unterbrechung der weiteren Ausweitung des Poliovirus. Wenn eine signifikante Zahl von Kindern ihre zweite Impfdosis nicht erhält, wird dies die Bemühungen, die Übertragung des Poliovirus im Gazastreifen zu stoppen, ernsthaft gefährden. Dies könnte auch zu einer weiteren Ausbreitung des Poliovirus im Gazastreifen und in den Nachbarländern führen, mit dem Risiko, dass mehr Kinder gelähmt werden.

Seit Beginn der zweiten Runde der Impfkampagne gegen Polio im Gazastreifen am 14. Oktober 2024 wurden fast 443.000 Kinder unter zehn Jahren im zentralen und südlichen Gazastreifen erfolgreich geimpft (94 Prozent in diesen Gebieten). Darüber hinaus erhielten 358.000 Kinder zwischen zwei und zehn Jahren Vitamin A zur Stärkung ihres Immunsystems.

Der Polio-Ausbruch muss schnellstmöglich gestoppt werden, bevor noch mehr Kinder an Lähmungen erkranken und sich das Virus weiter ausbreitet. Es ist daher unerlässlich, dass die Impfkampagne im nördlichen Gazastreifen durch die Umsetzung von humanitären Pausen ermöglicht wird, damit alle Kinder geimpft werden können. WHO und UNICEF fordern alle Konfliktparteien auf, den Schutz der Zivilbevölkerung, des Gesundheitspersonals und der zivilen Infrastruktur wie Schulen, Unterkünfte und Krankenhäuser zu gewährleisten und rufen erneut zu einem sofortigen Waffenstillstand auf.

Christine Kahmann

Christine KahmannSprecherin - Nothilfe

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