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Hungersnot im Sudan: Das stille Leid bleibt eine weitgehend unsichtbare Katastrophe

In Teilen Nord-Darfurs herrscht eine Hungersnot. Die Folgen des Krieges sind besonders für Kinder katastrophal. Das Land erlebt die schlimmste Hungerkatastrophe seit zwei Jahrzehnten. In unserem Newsticker berichten wir regelmäßig über die Lage der Kinder.

Köln

++++ Update 09. August 2024, 11:00 Uhr ++++

In der vergangenen Woche wurde in Nord-Darfur im Sudan eine Hungersnot festgestellt. Es ist erst das dritte Mal in zwei Jahrzehnten, dass vom Famine Review Committe (FRC) eine Hungernot festgestellt wurde. Bereits jetzt sterben Kinder im Sudan an Hunger und Krankheiten und es ist zu erwarten, dass in diesem Jahr 730.000 Kinder von schwerer akuter Mangelernährung betroffen sind.

„Das Leid der Kinder und ihrer Familien ist so groß, dass die Hungersnot im Sudan auf jeder Nachrichtenseite und in jeder Sendung einen prominenten Platz haben sollte. Doch leider findet die Verzweiflung der Menschen im Schatten anderer Krisen und Themen kaum Aufmerksamkeit“, erklärte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland.

Tweet von UNICEF-Geschäftsführer Christian Schneider

Zum Post von Christian Schneider auf X gelangen Sie hier.

UNICEF: Über Monate vor Hungersnot gewarnt

UNICEF und andere Hilfsorganisationen haben wiederholt vor einer drohenden Hungersnot im Sudan gewarnt. „Vielleicht ist die Dringlichkeit, die sich aus der nun tatsächlich herrschenden Hungersnot ergibt, nicht deutlich geworden“, so Schneider. Dabei hat sich die humanitäre Lage der Menschen in den vergangenen Monaten dramatisch verschlechtert.

UNICEF fordert dringend einen besseren und sicheren Zugang für humanitäre Hilfe sowie finanzielle Mittel, um Hilfe für betroffene Kinder und ihre Familie zu leisten. Nur so kann verhindert werden, dass sich die Hungersnot auf weitere Teile des Landes ausweitet.

Das vollständige Statement von Christian Schneider finden Sie hier.

» Aktuelles Bild- und Videomaterial finden Sie auf dieser Seite.

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++++ Update 02. August 2024, 11:00 Uhr ++++

Sudan: Hungersnot in Nord-Darfur bedroht Kinderleben

Nach mehr als 15 Monaten Krieg im Sudan hat eine katastrophale Kombination aus Konflikt, Vertreibung und eingeschränktem Zugang zu humanitärer Hilfe zu einer Hungersnot im Zamzam-Camp für Vertriebene in Nord-Darfur geführt. Kinder zahlen dafür den höchsten Preis.

Hungersnot in Teilen Sudans

Hanona ist mit ihrem Sohn zu einer Gesundheitsuntersuchung in ein Ernährungszentrum in Nord-Darfur gekommen.

© UNICEF/UN0836594/Zakaria

Die Feststellung der Hungersnot bedeutet, dass Kinder bereits an Hunger und damit zusammenhängenden Krankheiten wie Mangelernährung und Infektionen sterben. Viele weitere Mädchen und Jungen drohen ihr Leben zu verlieren, wenn jetzt nicht schnell gegengesteuert wird.

Die Hungersnot in Teilen Nord-Darfurs sollte uns alle wachrütteln. Die Ursachen sind menschengemacht. Die Warnsignale waren und sind nicht zu übersehen. Das Überleben der Kinder hängt davon ab, dass Waffen endlich ruhen und Kinder ohne Einschränkungen mit Hilfe erreicht werden können. Tausende Kinder kämpfen um ihr Überleben, ihre Eltern sind verzweifelt und machtlos, weil es an allem fehlt. Ihre Körper sind so geschwächt, dass sie Krankheiten nichts entgegensetzen können.

Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland

UNICEF appelliert erneut an alle Akteure, humanitären Organisationen ungehinderten und sicheren Zugang zu Kindern und Familien in Not zu gewähren. Wir müssen in der Lage sein, alle Zugangswege zu nutzen, über Konfliktlinien und Grenzen hinweg. Die Kinder im Sudan können nicht warten. Sie brauchen Schutz, Zugang zur Grundversorgung und, mehr als alles andere, einen Waffenstillstand und Frieden.

Weitere Informationen zur Feststellung der Hungersnot finden Sie hier.

Überleben von Kindern in Gefahr

Bereits vor Feststellung der Hungersnot im Zamzam-Camp für Vertriebene waren 3,7 Millionen Kinder unter fünf Jahren akut mangelernährt – 730.000 von ihnen droht ohne Spezialnahrung und medizinische Versorgung unmittelbar Lebensgefahr.

Im Video berichtet Mira Nasser, UNICEF-Kommunikationsleiterin im Sudan (Stand: Juli 2024):

Der Sudan ist zudem das Land mit den meisten geflüchteten Kindern weltweit. Rund fünf Millionen Kinder mussten vor den Kämpfen fliehen – so viele Kinder wie in ganz Berlin, Baden-Württemberg und Bayern zusammen.

Im Gegensatz zur Darfur-Krise vor zwanzig Jahren erstreckt sich die derzeitige Krise über das gesamte Land, einschließlich der Hauptstadt Khartum und des Bundesstaates Jezira, die einstige Kornkammer des Sudan.

++++ Update 01. August 2024, 17:50 Uhr ++++

Sudan: Bedingungen einer Hungersnot in Teilen Nord-Darfurs

Laut einer aktuellen Analyse zur Ernährungssicherheit, der sogenannte Integrated Food Security Phase Classification (IPC), herrschen in Teilen Nord-Darfurs im Sudan Bedingungen einer Hungersnot, insbesondere im ZamZam-Camp für Vertriebene im Süden der schwer umkämpften Stadt Al-Fashir. Mehr als 400.000 Menschen leben inzwischen in diesem riesigen Camp für Menschen, die vor dem bewaffneten Konflikt auf der Flucht sind.

„Die heutigen Berichte über Bedingungen einer Hungersnot in Teilen Nord-Darfurs im Sudan bestätigen unsere schlimmsten Befürchtungen: Kinder verhungern, weil die schreckliche Gewalt kein Ende findet. Wir dürfen nicht zulassen, dass noch mehr Kinder ihr Leben verlieren. Es braucht jetzt einen Waffenstillstand, diese menschengemachte Tragödie muss nach über 15 Monaten endlich gestoppt werden. Jeder Tag ist für die Kinder eine Frage von Leben und Tod“, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland.

Der anhaltende Konflikt im Sudan hat zu einer katastrophalen humanitären Lage für Kinder und ihre Angehörigen geführt. Hunderttausende Familien mussten fliehen, in den Notunterkünften gibt es kaum oder gar keine Grundversorgung, lebensbedrohliche Krankheiten breiten sich aus. Der Zugang für humanitäre Hilfe wird immer wieder durch die massive bewaffnete Gewalt eingeschränkt.


++++ Update 09. Juli 2024, 17 Uhr ++++

Kindern droht Katastrophe epischen Ausmaßes

Im Sudan steht das Leben Hunderttausender Kinder auf dem Spiel – doch kaum jemand schaut hin. Rund 14 Millionen sind dringend auf Hilfe angewiesen – ungefähr so viele Kinder, wie in ganz Deutschland leben. Das Land steht vor einer verheerenden Hungerkatastrophe - so verheerend wie seit der Darfur-Krise der 2000er Jahre nicht mehr. Fast vier Millionen Kinder leiden unter Mangelernährung. Rund 730.000 sind so schwer betroffen, dass ihr Leben in Gefahr ist. Lebensmittel, Wasser und Medikamente sind knapp.

Sudan: Mädchen isst therapeutische Spezialnahrung.

Die 7 Monate alte Genan isst therapeutische Spezialnahrung im Kinderkrankenhaus im Sudan, wo sie im Rahmen eines Ernährungsprogramms zur Behandlung von Mangelernährung aufgenommen wurde.

© UNICEF/UNI593610/Hasouna

Schwere Kinderrechtsverletzungen gefährden das Überleben der Kinder

Im Vergleich zum Vorjahr haben sich Berichte über schwere Kinderrechtsverletzungen im Jahr 2023 verfünffacht, darunter insbesondere die Rekrutierung und der Einsatz von Kindern durch Streitkräfte und bewaffnete Gruppierungen sowie die Tötung, Verstümmelung und sexualisierte Gewalt gegen Kinder.

Mehr als 136.000 Menschen durch Kämpfe im Bundesstaat Sennar vertrieben

Immer mehr Kinder müssen ihr Zuhause verlassen. Mehr als fünf Millionen Kinder befinden sich bereits auf der Flucht – so viele Kinder wie in ganz Berlin, Baden-Württemberg und Bayern zusammen.

Zuletzt haben sich die Kämpfe auch im Bundesstaat Sennar weiter ausgeweitet. Seit dem 24. Juni 2024 sind mehr als 136.000 Menschen aus umkämpften Gebieten geflohen. Immer wieder gibt es Berichte über Plünderungen und gewaltvolle Übergriffe.

UNICEF-Teams leisten Nothilfe für Kinder

UNICEF unterstützt gemeinsam mit seinen Partnern Millionen Kinder im Sudan und den Nachbarländern und setzt alles daran, den Zugang zu wichtigen Hilfsgütern aufrecht zu erhalten. Seit Beginn des Konflikts hat UNICEF mehr als 18.500 Tonnen lebenswichtiger Hilfsgüter in den Sudan geliefert, auch in schwer zugängliche Gebiete.

Ein Faktenblatt zur Situation der Kinder steht hier zur Verfügung.