Eins von fünf Kindern in der Ukraine hat seit der Eskalation des Krieges einen Angehörigen oder Freund verloren
UNICEF warnt vor den verheerenden Folgen des Krieges für Kinder in der Ukraine
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Mykhailo (4) versucht sich auf das Zeichnen zu konzentrieren, nachdem er aus seiner Heimat evakuiert wurde.
© UNICEF/UNI701739/FilippovJedes fünfte Kind in der Ukraine hat seit der Eskalation des Krieges vor drei Jahren einen nahen Angehörigen oder einen Freund verloren. Dies verdeutlichen die heute von UNICEF veröffentlichten Ergebnisse einer Befragung.
„Tod und Zerstörung prägen bereits viel zu lange das Leben der Kinder in der Ukraine“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Dieses Ausmaß an Gewalt verursacht unermessliche Angst und Not. Die Gewalt beeinträchtigt jeden Aspekt im Leben eines Kindes.“
Das dritte Jahr des Krieges in der Ukraine war für Kinder noch tödlicher als das Vorjahr. Die Zahl der getöteten und verletzten Kinder stieg 2024 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 50 Prozent. Seit Februar 2022 wurden mehr als 2.520 Kinder getötet oder verletzt. Dies sind lediglich die von den Vereinten Nationen verifizierten Fälle; die tatsächliche Zahl ist vermutlich höher. Mehr als 1.600 Bildungseinrichtungen und rund 790 Gesundheitseinrichtungen wurden in den vergangenen drei Jahren nachweislich beschädigt oder zerstört.
Der Krieg hat bei Kindern und Jugendlichen zu tiefgreifenden Verlusten und schwerer Not geführt, die ihre Entwicklung und ihr Wohlergehen in den kritischen Phasen ihres Lebens beeinträchtigen.
Ein dreijähriges Kind in der Ukraine kennt nur Krieg. Gerade die Erfahrungen in den ersten drei Lebensjahren beeinflussen die lebenslange Gesundheit und das Lernen der Kinder. Eltern berichten, dass sie sich körperlich und seelisch erschöpft fühlen. Dies wiederum wirkt sich auf ihr Familienleben aus. Auch die Grundversorgung, auf die Kleinkinder und ihre Eltern angewiesen sind, wurde durch den Krieg unterbrochen.
Die Pubertät ist für Kinder in der Ukraine eine besonders schwierige Zeit. Fast ein Drittel der jungen Menschen berichtet jedoch, sich so traurig oder hoffnungslos zu fühlen, dass sie ihren üblichen Aktivitäten nicht nachgehen können. Bei Mädchen sind diese Gefühle häufiger präsent.
Die psychischen Herausforderungen für Kinder und junge Menschen in der Ukraine verschärfen sich durch die Isolation. Viele Kinder verbringen viele Stunden in Kellern und verpassen dadurch die Möglichkeit, sich mit Gleichaltrigen auszutauschen und zu lernen. Rund zwei von fünf Kindern – 40 Prozent – lernen ausschließlich online oder mittels eines Hybridkonzepts aus Präsenz- und Online-Unterricht. Die Auswirkungen auf das Lernen sind tiefgreifend: Im Durchschnitt ergibt sich ein Bildungsrückstand von zwei Jahren im Lesen und von einem Jahr im Rechnen.
UNICEF arbeitet mit Partnern in der gesamten Ukraine zusammen, um lebenswichtige Hilfe zu leisten. Dazu gehören der Zugang zu medizinischer Versorgung, sauberem Wasser, Bargeldhilfen, Lernangeboten und Schutzmaßnahmen für Kinder in Gebieten nahe der Front. Gemeinsam setzen wir die Wasser- und Abwassersysteme instand und sorgen dafür, dass Familien mit Kindern in den kalten Wintermonaten Brennstoff und warme Kleidung zur Verfügung haben.
Gleichzeitig arbeitet UNICEF mit der Regierung und den Partnern zusammen, um den Wiederaufbau und die langfristige Entwicklung zu unterstützen und den sozialen Zusammenhalt zu fördern. Dies umfasst die Stärkung der Grundversorgung sowie gezielte Dienste für Kinder in den Bereichen soziale Sicherung, Bildung, Gesundheit und Kinderschutz.
„Kinder müssen gemäß dem humanitären Völkerrecht und den Menschenrechten immer vor den Auswirkungen des Krieges geschützt werden“, sagte Russell. „Mehr als alles andere benötigen die Kinder in der Ukraine einen dauerhaften Frieden und die Chance, ihr Potenzial voll auszuschöpfen.“
Service für die Redaktionen
» Gerne vermitteln wir Interviews mit den UNICEF-Kolleg*innen in der Ukraine. UNICEF-Sprecher Toby Fricker begleitet diese Woche u.a. die UNICEF-Hilfe für Kinder in Dnipro, Saporischschja and Odessa.
» Die Ergebnisse der UNICEF-Umfrage stehen hier zur Verfügung.
» Bild- und Videomaterialien zur Lage der Kinder in der Ukraine stehen hier zur Verfügung.
UNICEF ruft dringend zu Spenden für die Kinder in der Ukraine auf: www.unicef.de/ukraine.
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Christine KahmannSprecherin - Nothilfe