1.000 Tage verlorene Bildung für afghanische Mädchen
Statement von UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell
„Der heutige Tag markiert einen traurigen und ernüchternden Meilenstein: 1.000 Tage sind vergangen, seitdem angekündigt wurde, dass Mädchen in Afghanistan keine weiterführenden Schulen besuchen dürfen.
1.000 Tage ohne Lernen entsprechen drei Milliarden verlorenen Unterrichtsstunden.
Für 1,5 Millionen Mädchen bedeutet dieser systematische Ausschluss vom Lernen nicht nur eine eklatante Verletzung ihres Rechts auf Bildung, sondern auch schwindende Zukunftschancen und eine Verschlechterung ihrer psychischen Gesundheit.
Die Rechte von Kindern, insbesondere von Mädchen, dürfen nicht zum Spielball der Politik werden. Ihr Leben, ihre Zukunft, ihre Hoffnungen und ihre Träume stehen auf dem Spiel.
Das Verbot hat Auswirkungen über das Wohlergehen der Mädchen hinaus. Es verschärft die anhaltende humanitäre Krise in Afghanistan und hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Wirtschaft und die zukünftige Entwicklung Afghanistans.
Denn Bildung eröffnet nicht nur Zukunftschancen. Sie schützt Mädchen vor Kinderehen, Mangelernährung und anderen Gesundheitsproblemen und stärkt ihre Widerstandskraft gegenüber Katastrophen wie Überschwemmungen, Dürren und Erdbeben, die Afghanistan immer wieder heimsuchen.[1]
Die UNICEF-Teams sind unermüdlich im Einsatz, um Kinder in Afghanistan zu unterstützen. Gemeinsam mit Partnern sorgen sie dafür, dass 2,7 Millionen Kinder eine Grundschulausbildung erhalten und dass 600.000 Kinder in gemeindebasierten Schulen lernen können – zwei Drittel von ihnen sind Mädchen. Und sie helfen Lehrkräfte auszubilden und tun alles, um die Bildungsinfrastruktur aufrecht zu halten.
Anlässlich dieses düsteren Meilensteins fordere ich die De-facto-Behörden auf, allen Kindern unverzüglich die Wiederaufnahme des Unterrichts zu ermöglichen. Und ich fordere die internationale Gemeinschaft auf, sich weiterhin zu engagieren und die Mädchen in Afghanistan zu unterstützen – sie brauchen uns mehr denn je. Kein Land wird vorankommen, wenn die Hälfte seiner Bevölkerung zurückgelassen wird."
Service für die Redaktionen
Gerne vermitteln wir Interviews mit unserem deutschsprachigen Kollegen Daniel Timme, Sprecher von UNICEF in Afghanistan. Daniel Timme hat vor Kurzem die von Überschwemmungen betroffenen Regionen Afghanistans besucht.
Im vergangenen Jahr hat UNICEF:
- Mehr als 20 Millionen Menschen über mobile Teams mit grundlegenden Gesundheitsdiensten erreicht, eine Million davon in schwer zugänglichen Gebieten;
- 2,1 Millionen Menschen mit sauberem Wasser und 1,1 Millionen mit Sanitärversorgung erreicht;
- 1,4 Millionen Kinder gegen Masern geimpft;
- 715.000 schwer mangelernährten Kindern eine stationäre Behandlung ermöglicht;
- 686.000 Kinder (sechs von zehn von ihnen Mädchen) mit Bildungsangeboten in 21.335 gemeindebasierten Schulen erreicht;
- 170.000 besonders schutzbedürftige Familien mit Programmen zur sozialen Sicherung und 86.000 mit Bargeldhilfen während der Wintermonate erreicht:
- 70.000 Kinder, darunter unbegleitete und von ihren Familien getrennte Kinder, mit gezielten Programmen für ihren Schutz erreicht.
Aktuelle Bild- und Videomaterialien stehen hier für die Berichterstattung zur Verfügung.
[1] Jüngste Daten aus dem Multiple Indicator Cluster Survey (MICS) von UNICEF zeigen, dass je besser die Bildung eines Mädchens ist, desto größere Chancen haben sie und ihre Kinder zu überleben und ihr Potenzial zu verwirklichen - insbesondere, wenn sie die Sekundarstufe abschließen.
Christine KahmannSprecherin - Nothilfe