Afghanistan: „Die Entscheidung würde Leben fordern“
Statement der UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell zur Einschränkung der medizinischen Ausbildung von Frauen in Afghanistan
„Ich bin zutiefst besorgt über Berichte, denen zufolge die De-facto-Behörden in Afghanistan planen, Frauen das Studium an medizinischen Fakultäten verbieten, einschließlich Ausbildungsstätten für Krankenpflege, Gynäkologie und Geburtshilfe – Bereiche, die essenziell für die Gesundheit von Frauen und Kindern sind.
UNICEF prüft die Berichte aktuell noch und begrüßt jegliche Bemühungen, dies zu adressieren. Sollte das Verbot bestätigt werden, würde es die medizinische Ausbildung Tausender Frauen unmittelbar beenden und den Zugang von Frauen und Mädchen zur Gesundheitsversorgung gefährden.
Die Umsetzung des Verbots wäre ein weiterer verheerender Schlag gegen die Rechte von Frauen und Mädchen in Afghanistan und würde den aktuellen Kurs der Ausgrenzung und Chancenverweigerung für die Hälfte der Bevölkerung weiter fortsetzen. Frauen wären dadurch weiter eingeschränkt, einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten und ein Einkommen zu erzielen. Die Entscheidung hätte auch weitreichende Folgen für die Gesundheit der gesamten afghanischen Bevölkerung: Sie würde Menschenleben fordern.
In Afghanistan fehlt es bereits jetzt an geschultem Gesundheitspersonal, insbesondere Frauen. Frauen im Gesundheitswesen spielen eine entscheidende Rolle bei der Geburtsvor- und Nachsorge sowie im Hinblick auf Routineimpfungen für Kinder und die grundlegende Gesundheitsversorgung in den Gemeinden.
Ohne weibliche Fachkräfte im Gesundheitswesen ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass Frauen während der Schwangerschaft Vorsorgeangebote in Anspruch nehmen und ihre Kinder sicher und in Kliniken zur Welt bringen. In einem Land, in dem Frauen und Kinder auf weibliche Gesundheitsexpertinnen angewiesen sind, um gemäß den kulturellen Gegebenheiten behandelt zu werden, würde eine Reduzierung an zukünftigem Gesundheitspersonal Leben gefährden.
UNICEF fordert die De-facto-Behörden auf, Frauen weiterhin eine medizinische Ausbildung zu ermöglichen. Die Zukunft des afghanischen Gesundheitswesens hängt von der vollständigen Beteiligung männlicher und weiblicher medizinischer Fachkräfte ab.“