Das Superkommando gegen Minen
Dima, der Junge auf dem kleinen grünen Kickboard, kommt aus der Schule. Im Hintergrund sieht man die grauen Ruinen einer Stadt in der Ostukraine. Gerade ist Dima auf dem sicheren und eingezäunten Street-Parcours von einem anderen Jungen als Anfänger belächelt worden. Dem will er es jetzt zeigen!
Obwohl er eigentlich wissen sollte, dass es abseits der Straßen und Gehwege gefährlich sein kann, fährt Dima durch die Hinterhöfe der zerstörten Stadt. „Und jetzt, mein absolut bester Trick!”, denkt sich Dima und seine ganze Konzentration gilt dem Kickboard. Dabei sieht er den am Boden befestigten Draht nicht und schon explodiert die Granate, die mit dem Draht verbunden war.
Was in der Realität im Osten der Ukraine zumeist tödlich wäre, führt im Comic Das Superkommando gegen Minen zum Glück nicht zum Tod von Dima. Der Junge sieht sich auf einmal seinen Rettern entgegen und fragt sich, wo er ist und wer die Leute in den futuristischen Outfits wohl sind.
Das Superkommando gegen Minen hat Dima unmittelbar vor der Explosion in die Zukunft versetzt, um ihm etwas über die Gefahren in seiner Umgebung beizubringen. „Welche Gefahren?“ fragt Dima, und schon fangen die Lebensretter an, ihm zu erklären, wie man sich verhalten muss, um in einer gefährlichen Region möglichst sicher zu sein.
Das Superkommando gegen Minen ist ein 20-seitiger Comic, der mit einer Auflage von über 200.000 von UNICEF und Partnerorganisationen an Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 18 Jahren in der Ostukraine verteilt wird. In den vergangenen zwei Jahren sind durch den Krieg dort mehr als 10.000 Menschen ums Leben gekommen und weit mehr als 20.000 verletzt worden.
„Das Zeichen mit dem Totenkopf und den gekreuzten Knochen, das war für uns immer ein Piratenzeichen. Aber jetzt steht das bei uns für Minen und Gefahr“, sagt Ilya, ein 12 Jahre alter Schüler aus Severodonetsk in der Region Luhansk.
Aufklärung über die Gefahr von Minen und nicht explodierter Munition steht ganz oben auf der Liste von lebensrettenden Maßnahmen, die UNICEF in der Ukraine ergriffen hat. Mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sind so in den letzten 12 Monaten mehr als 500.000 Kinder im Umgang mit diesen Gefahren geschult worden.
Zudem gab es eine Medienkampagne für Erwachsene mit Videos und Plakaten sowie zusätzliche Schulungen für Lehrer. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal besonderes Wissen zu Minen und Blindgänger brauchen würde“, sagt Elena Sergeevna, eine 42 Jahre alte Grundschullehrerin aus Druzhkovka in der Nähe von Kramatorsk im Bezirk Donetsk. „Natürlich gab es früher schon Informationsveranstaltungen zu Naturkatastrophen und bewaffneten Konflikten, auch damals zu Zeiten der Sowjetunion. Aber das waren eben alles nur so Geschichten aus Büchern und nichts Reales.“
Ganz real ist der Comic über Das Superkommando gegen Minen auch nicht, aber ziemlich nah dran. Denn die bunten Hefte zeigen Schülerinnen und Schülern wie Dima auf kindgerechte Weise, was man in der Realität in der Ostukraine im Jahr 2016 tun und was man besser lassen sollte.
Video: Wie sich die gefährliche Lage in der Ostukraine auf den Schulalltag der Kinder auswirkt, zeigt dieser Film aus Marinka. Die Schule ist etwa einen Kilometer von der Frontlinie entfernt.
Am Ende des Comics sind die gängigsten Minen, die in der Ostukraine seit 2014 leider zum Alltag gehören, noch einmal abgebildet mit dem dringenden Aufruf an alle Kinder und Jugendlichen:
„Sei aufmerksam, entferne dich, sag Bescheid!“
Natürlich gibt es auch den kompletten Comic über Das Superkommando gegen Minen (auf Russisch und Ukrainisch).