Uganda: Ein anderes Leben für Sharon seit Corona da ist
Das Kindermagazin GEOlino stellt in jeder Ausgabe ein UNICEF-Projekt vor. In Heft 8/2020 erschien ein Bericht über Sharon aus Uganda, die mit ihrer Familie gegen die Folgen der Corona-Pandemie kämpft.
Alle Schulen sind geschlossen, die meisten Geschäfte ebenso. Die Corona-Pandemie hat Sharons Leben komplett verändert. Die 14-jährige lebt in einem Vorort der ugandischen Hauptstadt Kampala und wiederholt täglich alte Hausaufgaben, um den Anschluss in der Schule nicht zu verpassen.
Sharon geht in die Knie und springt. Trockener Sand wirbelt auf, immer wieder hüpft sie hin und her über zwei kniehoch gespannte Schnüre, die ihre Schwestern halten. Dabei gerät die 14-Jährige ganz aus der Puste, aber sie lacht. „Bladda“, so heißt das Spiel, ist eine schöne Ablenkung. In Sharons Heimatland Uganda vertreiben sich Kinder an fast jeder Ecke damit die Zeit.
Doch seit Beginn der weltweiten Corona-Krise sieht man in Uganda nur noch wenige Mädchen und Jungen draußen spielen. Um die Ausbreitung des Virus zu stoppen, hat das Land einige der strengsten Ausgangsregeln Afrikas verhängt. Schulen, Universitäten und fast alle Restaurants und Geschäfte müssen geschlossen bleiben. Die Landesgrenzen sind zu, Busse fahren nicht mehr. Nachts darf man die Häuser nicht mehr verlassen.
Auch Sharon verbringt die meiste Zeit des Tages mit ihrer Mutter und den Geschwistern in ihrer engen Wohnung in einem Vorort der Hauptstadt Kampala. Morgens beginnt der Tag mit Putzen, Wasserholen und Frühstücksvorbereitungen. Nach dem Essen lernen die Kinder. Leider liegen die Bücher in der Schule, Rechner haben sie nicht. Deshalb schauen sich Sharon und ihre Geschwister immer wieder dieselben Schulhefte an und lösen alte Aufgaben, um in Übung zu bleiben.
Mutter Veronica treibt ihre Kinder an. Sie befürchtet, dass die anderen Mädchen und Jungen zu Hause schneller vorankommen und Sharon und den anderen dadurch ein Nachteil entsteht. Die Sorge ist nicht unbegründet: Viele Kinder in Uganda lernen über Schulprogramme im Fernsehen, die auch UNICEF unterstützt. Diese werden tagsüber gesendet. In der Wohnung von Sharon und ihrer Familie gibt es erst abends Strom. Der Vermieter schaltet ihn nur zwischen 19 Uhr und Mitternacht an, wenn es dunkel ist.
Sharon fehlen vor allem ihre Schulfreunde, der gewohnte Unterricht, überhaupt der normale Tagesablauf. Ihre Mutter, die als Wäscherin arbeitet, bekommt kaum noch Aufträge und sorgt sich um das Geld für die Familie.
Doch zum Glück halten alle zusammen. Vor dem Essen beten sie gemeinsam, und sie reden viel miteinander, vor allem über das Virus. Ihr Wissen haben sie auch von UNICEF. Mitarbeiter des Kinderhilfswerks sind durch die Straßen der Stadt gefahren und haben über Lautsprecher erklärt, wie das Virus sich verbreitet und warum Händewaschen so wichtig ist.
Darum stehen gleich am Eingang der Hütte eine Waschschüssel und ein Kanister mit Seifenlauge. Jeder muss gründlich Hände waschen, mindestens 20 Sekunden lang. Sharon hilft ihrem fünfjährigen Bruder Jonathan dabei. Immer wieder erklärt sie ihm, dass er mit ungewaschenen Fingern das Virus überall im Haus verbreiten und die Familie krank werden könnte. Und das will sie mit aller Kraft verhindern.