© UNICEF/UNI398531/PougetHasaena träumt davon einmal Lehrerin zu werden.
Kinder weltweit

3 Fakten: So trifft der Klimawandel Mädchen und Frauen am Horn von Afrika besonders

Die Folgen des Klimawandels sind am Horn von Afrika deutlich spürbar: Lange Trockenperioden und verheerende Überschwemmungen bedrohen Existenzen ganzer Familien. Das Leben und die Zukunft von Frauen und Mädchen ist durch den Klimawandel besonders gefährdet. Lesen Sie hier drei Beispiele dazu.   


von Autor Alexandra Berndt

Auf lange Dürre folgte im Osten Afrikas – am Horn von Afrika – zuletzt starker Regenfall. Die ärmsten Kinder sind am stärksten von diesen Extremwettern, die auch als Folge des Klimawandels gelten, betroffen. Das Wetterphänomen El Niño verschärft die verheerende Lage: Allein in Kenia haben Tausende Menschen ihr Zuhause verloren. Ganze Gebäude wurden weggespült. Schulen wurden zu Notunterkünften umfunktioniert, weshalb die Teilnahme am Unterricht für viele Kinder nicht möglich ist. Nach einem Dammbruch Ende April 2024 starben mehrere Menschen in den Fluten.

Die fünf aufeinanderfolgenden Trockenperioden hatten am Horn von Afrika bereits verheerende Auswirkungen für Familien. Weil die Lebensmittelpreise stiegen, Ernten ausblieben und Tiere starben, war die Ernährungssicherheit von Millionen Kindern stark gefährdet. Klimaforscher*innen weisen darauf hin, dass die Dürre in der Region deutlich durch den Klimawandel verstärkt wurde. Der Klimawandel wirkt sich massiv auf die Ernährungssicherheit aus, unter anderem aufgrund von höheren Temperaturen, veränderten Regenfällen und häufigeren Extremwetterereignissen wie Überschwemmungen. Für Mädchen und Frauen birgt die ohnehin dramatische Situation aufgrund geschlechterspezifischer Ungleichheiten zusätzliche Gefahren.

In diesem Beitrag lesen Sie drei Fakten dazu, wie der Klimawandel Mädchen und Frauen am Horn von Afrika trifft:

Dürre hat zur Folge, dass Ernten ausfallen und Kinder nicht genug Nahrung bekommen.

Die Behandlung mit therapeutischer Erdnusspaste, die viele lebenswichtige Vitamine und Mineralien enthält, hat Fahia das Leben gerettet.

© UNICEF/UNI534995/Hill

Mangelernährung bei Müttern gefährdet Kinder schon in der Schwangerschaft

In Somalia geht es vielen Kindern wie der sieben Monate alten Fahia, die an Mangelernährung litt und dringend Hilfe benötigte. Millionen Kinder in Äthiopien, Somalia und Kenia sind akut mangelernährt – teilweise so stark, dass ihr Leben in Gefahr ist. Mangelernährung trägt dazu bei, dass Kinder besonders anfällig für Krankheiten sind, denen sie nichts entgegensetzen können. Für Fahia gab es zum Glück schnelle Hilfe. Ihre Mutter Ahado brachte sie zu einer von UNICEF unterstützen Gesundheitseinrichtung, in der das Mädchen umgehend versorgt werden konnte.

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Foto-Reportage: Die verheerenden Folgen der Dürre für Kinder am Horn von Afrika

Heute geht es ihr wieder gut. Ihre Mutter Ahado erzählt: „Fahia geht es besser und sie krabbelt herum, vorher hat sie sich nicht viel bewegt“. Nach der langen Dürreperiode und den zerstörerischen Überschwemmungen ist die Lage von Fahia und ihrer Familie dramatisch. „Wir haben nicht genug zu essen“, sagt Ahado, die Mutter von drei Kindern ist.

Mangelernährung trifft aber nicht nur Kleinkinder, sondern kann auch Jugendliche betreffen. Tradierte Rollenbilder tragen gerade in ländlichen Regionen dazu bei, dass junge Mädchen besonders gefährdet sind. Häufig sind sie für die Wasser-, Holz-, und Nahrungsbeschaffung verantwortlich. Um zur nächstgelegenen Wasserquelle zu kommen, müssen sie in Dürregebieten oft kilometerlange Strecken zurücklegen. Die Suche nach Wasser wird so zum reinsten Überlebenskampf. Mit den im Frühjahr 2023 einsetzenden Regenfällen hat sich die Wasserversorgung verbessert. Jedoch leiden Familien noch immer unter den Strapazen der Dürre.

Aufgrund der Dürre fallen Ernten aus. Mütter können sich und ihre Neugeborenen nicht versorgen.

Während einer Routineuntersuchungen versorgt die Gesundheitshelferin Workitu Abera Rehima und ihr Kind. Rehima litt während ihrer Schwangerschaft an Mangelernährung.

© UNICEF/UN0792391/Ayene

Ausgefallene Ernten führten bei Rehima, einer jungen Mutter aus Äthiopien, zu Mangelernährung während ihrer Schwangerschaft – die sie mit Hilfe von UNICEF überstanden hat. Sie litt unter starkem Schwindel, Müdigkeit und Abgeschlagenheit und war häufig sogar zu schwach zum Aufstehen. Wie Rehima geht es vielen Frauen, die keinen Zugang zu ausgewogener Ernährung während der Schwangerschaft haben.

Mangelernährung während der Schwangerschaft kann schwerwiegenden Folgen für Mutter und Kind haben. Kinder von mangelernährten Müttern sind häufig zu klein und zu leicht für ihr Alter. Ihr Immunsystem leidet darüber hinaus häufig, was sie anfälliger für Krankheiten macht. Viele Kinder haben auch mit kognitiven Beeinträchtigungen aufgrund der Mangelernährung zu kämpfen.

Pressemitteilung

UNICEF: Mangelernährung bei Müttern steigt in Krisenländern um 25 Prozent

UNICEF ist am Horn von Afrika im Einsatz und hilft Kindern, wie Fahia, und Müttern wie Rehima. Therapeutische Erdnusspaste ist besonders reich an Nährstoffen und wird von UNICEF zur Behandlung Mangelernährung bei Kindern eingesetzt. Eine Behandlung mit Mikronährstoffpräparaten lassen schwangere und stillende Mütter wie Rehima wieder zu Kräften kommen.

Ausgefallene Ernten führen zu einer schlechten Grundversorgung von Familien am Horn von Afrika.

In einer von In einer von UNICEF unterstützten Gesundheitseinrichtung erhielt Rehima Mikronährstoffe, die sie zu Kräften kommen ließen. Mit ihrer Tochter Shurki geht sie weiterhin zu den wichtigen Routine-Untersuchungen.

© UNICEF/UN0792386/Ayene

Infolge des Klimawandels gehen Mädchen weniger zur Schule

Während der Dürre verbrachten viele Mädchen ihre Zeit mit der Suche nach Wasser und verpassten dadurch wichtigen Schulunterricht. Eine verheerende Folge, denn Kinder, die die Schule unterbrochen haben, sind gefährdet, gar nicht mehr zurückzukehren. Die Kinder, die zur Schule gehen können, spüren die Auswirkungen des Klimawandels auf eine andere Weise: die extrem hohen Temperaturen können ihre Konzentrationsfähigkeit im Schulunterricht stark beeinträchtigen. Weltweit stellt der Klimawandel ein Risiko für die Bildung der Kinder dar: Weltweit unterbrechen jedes Jahr 40 Millionen Kinder aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels ihre Schuldbildung.

Sharlyne besucht eine Schule, die UNICEF mit solarbetriebenen Wassersystemen unterstützt.

Sharlyne (14 Jahre) besucht eine Schule für Mädchen in Lodwar, Kenia. UNICEF hat ihre Schule mit solarbetriebenen Wassersystemen unterstützt.

© UNICEF/UN0833683/Kidero

Dazu kommt, dass die ärmsten Eltern nicht mehr das nötige Schulgeld für all ihre Kinder aufbringen können und die Kinder arbeiten müssen, wenn durch Wetterextreme alles zerstört wurde oder sie fliehen mussten. Mädchen sind besonders gefährdet Unterricht zu verpassen.

UNICEF unterstützt Kinder dabei, trotz der Folgen von Dürre oder Überschwemmungen am Unterricht teilnehmen zu können. Schule ist für viele Schüler*innen, wie Sharlyne, nicht nur ein Klassenzimmer, sondern auch ein sicherer Ort, an dem sie sich mit ihren Freund*innen aufhalten können, Zugang zu sanitären Anlagen sowie Schulmahlzeiten haben. In Schulen sind Wasser und sanitäre Anlagen besonders für Mädchen wichtig, damit sie auch während der Menstruation zur Schule gehen können und keinen Unterricht verpassen.

Im folgenden Video sehen Sie, wie UNICEF in Wajir, Kenia, Familien mit sauberem Trinkwasser versorgt.

Durch den Bau von solarbetriebenen Wassersystemen in Schulen und Gemeinden stellt UNICEF den Schüler*innen einen nachhaltigen und sicheren Zugang zu Wasser zur Verfügung. Dank der Sonnenenergie haben die Schüler*innen auch während der Dürre eine saubere Trinkwasserquelle.

Armut infolge von Dürre fördert Kinderehe – Mädchen werden früh verheiratet

Familien, die Tiere, deren Erzeugnisse oder Ernten verkaufen, stehen vor dem Nichts, wenn Wetterextreme wie Dürren oder Überschwemmungen alles zerstören. In den Ländern am Horn von Afrika herrscht zusätzlich wegen Konflikten und Vertreibung ein hohes Armutsrisiko – Eltern haben kein Geld, um sich und ihre Kinder zu versorgen. Dadurch steigt das Risiko der Mädchen verheiratet zu werden.

Wenn Familien nicht mehr wissen, wie sie ihre Kinder versorgen sollen, steigt das Risiko der Mädchen verheiratet zu werden.

Fiinxee (Mitte) wurde wegen der Dürre und der daraus resultierenden Armut ihrer Eltern mit 13 Jahren verheiratet. Mit Hilfe der örtlichen Behörden wurde Fiinxees Ehe für ungültig erklärt. Sie kann wieder zur Schule gehen und setzt sich für das Ende der Kinderheirat ein.

© UNICEF/UN0723533/Tesfaye

Fiinxee aus Äthiopien wurde bereits mit 13 Jahren verheiratet. Sie erzählt UNICEF: „Meine Familie verheiratete mich wegen der Dürre, weil sie kein Einkommen hatten. Sie brauchten die Mitgift, also haben sie mich verkauft.“ Die Hochzeit war belastend für das Mädchen. „Ich war am Tag der Hochzeit gestresst und hatte Angst“, erzählt sie. Sie wusste am Tag der Hochzeit noch nicht einmal, wie alt ihr zukünftiger Ehemann war.

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Kinderehen weltweit: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Fiinxee hatte Glück. Sie erfuhr von ihren Nachbarn, dass sie die Ehe für ungültig erklären lassen könne. Sie meldete sich daraufhin bei den örtlichen Behörden, die ihr halfen, die Ehe offiziell zu annullieren. Fiinxee konnte somit zurück zu ihrer Familie – und endlich wieder zur Schule gehen.

Heute setzt sich Fiinxee im Rahmen eines Schulkomitees für andere Mädchen ein, die ähnlichen Risiken wie sie ausgesetzt sind. Die von UNICEF unterstützen Schulkomitees klären Mädchen über die Wichtigkeit von Bildung für ihre Zukunft auf. Viele verheiratete Mädchen können nicht mehr zur Schule gehen, weil sie den Haushalt führen müssen oder früh schwanger werden.

Ich bin so glücklich. Ich helfe nicht nur Mädchen, keine Kinderheirat einzugehen, sondern kann auch selbst am Unterricht teilnehmen. Ich möchte Ärztin werden und weiterhin Menschen helfen. Ich werde niemals aufhören mich für das Ende der Kinderheirat einzusetzen. Es ist meine Leidenschaft, meine Berufung.

Fiinxee wurde mit 13 Jahren verheiratet. Die Ehe wurde später aufgelöst. Heute setzt sie sich für das Ende von Kinderehen ein.
Fiinxee ist Teil eines Schulkomitees und klärt über die Gefahren der Kinderehe auf.

In den am stärksten von der Dürre betroffenen Regionen Äthiopiens hat sich die Zahl der Kinderheirat zwischen 2021 und 2022 mehr als verdoppelt. Mädchen, die zu Kinderehen gezwungen werden, sind häufig auch geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt. Sie haben ein erhöhtes Risiko, sexuelle Gewalt und Missbrauch zu erfahren.

UNICEF bildet in Äthiopien Sozialarbeiter*innen aus, die Mädchen unterstützen, Kinderheiraten verhindern und Kinderehen mit Hilfe der örtlichen Verwaltung auflösen.

Hilfe für Kinder am Horn von Afrika und weltweit

In Notlagen muss es schnell gehen. Deshalb steht UNICEF Kindern in Kriegs- und Katastrophengebieten umgehend zur Seite. Wie am Horn von Afrika – die Region im Osten Afrikas ist multiplen Krisen ausgesetzt. Die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels, Konflikte und Armut bedrohen die Zukunft der Kinder.

Als Hilfsorganisation mit jahrzehntelanger Erfahrung leistet UNICEF schnelle Nothilfe im Krisenfall und stellt langfristig die Weichen für den Wiederaufbau. Wir liefern sauberes Trinkwasser, Medikamente und Hygiene-Sets, richten Schulen und Krankenhäuser ein und helfen Kindern mit psychosozialer Unterstützung neuen Mut zu schöpfen.

UNICEF-Nothilfe

Unterstützen Sie die schnelle Nothilfe nach Naturkatastrophen oder in Kriegsgebieten. Dank Ihres Beitrags stehen UNICEF-Mitarbeiter*innen Kindern in rund 190 Ländern jederzeit zur Seite.

Länderinfo Horn von AfrikaInfo
  • Länder: Äthiopien, Eritrea, Dschibuti, Kenia, Somalia
  • Bevölkerung: Allein in Somalia, Kenia und Äthiopien leben insgesamt rund 194,4 Menschen
  • Lage: Das "Horn von Afrika" bildet den Osten Afrikas
  • Herausforderungen an Horn von Afrika:
    - Andauernde Wetterextreme wie Dürre, Regenfall und El Niño
    - Familien flüchteten wegen Auswirkungen der Wetterextreme
    - Millionen Kinder leiden an Mangelernährung
    - Große Armut unter der Bevölkerung
    - Krankheitsausbrüche wie Cholera infolge Überschwemmungen
Bild Alexandra Berndt
Autor*in Alexandra Reinhild Berndt

Alexandra Reinhild Berndt hat 2024 ein Praktikum bei UNICEF Deutschland in der Abteilung Internationale Programme gemacht. Sie macht derzeit ihren Master in Nachhaltiger Entwicklung an der KU Leuven in Belgien.