© UNICEF/UN0345058/WilsonAkot sitzt auf dem Schoß seiner Mutter und spielt vergnügt mit einem großen Blatt.
Fotoreportagen

Fotoreportage: Akot aus dem Südsudan hat den Hunger besiegt

In den letzten Wochen hat sich bei uns bei UNICEF Deutschland ganz viel um die Themen Mangelernährung und Hunger gedreht. Das war das Thema der hinter uns liegenden Weihnachtsaktion. Einige berührende Kindergeschichten haben wir Ihnen deshalb schon erzählt. Aber eine besonders schöne haben wir uns noch für Sie aufgespart ...


von Susanne Nandelstädt 3

Nämlich die von Akot aus dem Südsudan. Ich möchte Ihnen heute zeigen, wie er sich innerhalb von nur acht Wochen von einem dauerkranken Baby zu einem quietschvergnügten und unternehmungslustigen Jungen entwickelte. Und was den entscheidenden Unterschied in seinem Leben gemacht hat.

Bereit, die Welt zu erobern: Akot, 9 Monate alt

Aweil, Südsudan – Der neun Monate alte Akot (links) spielt mit einem Nachbarsmädchen. Übermütig lächelnd steht er auf einem Stuhl und sprüht regelrecht vor kindlicher Energie.

Das Baby Akot steht breit lächelnd auf einem Stuhl und hält sich an der Lehne fest.
© UNICEF/UNI206913/Wilson

Heutzutage ist seine Welt ein aufregender Ort für ihn: Jede Pflanze möchte er anfassen, mit jedem Steinchen spielen, überallhin krabbeln. Alles möchte Akot ausprobieren und kennenlernen. Seine Welt ist fast grenzenlos – außer wenn seine Mutter, Anyang Kuol Ngor, ihn wieder einmal davon abhalten muss, in einen der kleinen Tümpel zu kriechen, die sich durch die Regenzeit vor ihrem Haus gebildet haben.

Acht Wochen zuvor: Andauernd krank

Noch vor acht Wochen ist Akot ein vollkommen anderes Kind: Er weint ständig, und es ist fast unmöglich, ihn zu trösten. Einschlafen kann er nur, wenn er richtig erschöpft ist. Über Monate bekommt er immer wieder hohes Fieber. Auf dem Arm seines großen Bruders Njal hat Akot einen der seltenen Momente, in denen er einmal nicht weint.

Akot auf dem Arm seines Bruders
© UNICEF/UN0344968/Wilson

Akots Mutter Anyang kämpft darum, über die Runden zu kommen. Ihr Geld reicht nicht aus, um für ihre acht Kinder jeden Tag Essen auf den Tisch zu bringen. Früher besaß die Familie wenigstens noch ein Stück Land, auf dem Anyang Gemüse anbaute. Doch durch die Konflikte im Südsudan musste die Familie fliehen.

Der Mangel an Nahrung schwächt das Immunsystem und macht Akots Körper anfällig für Krankheiten: Immer wieder bekommt er Durchfall, Fieber und andere Infektionskrankheiten. Sobald er eine Krankheit überstanden hat, fängt eine andere an. Akot hat auch keinen Appetit mehr: Selbst wenn es etwas zu essen gibt, weigert er sich, etwas zu sich zu nehmen. Selbst das Stillen klappt nicht, denn Akot möchte auch keine Muttermilch trinken.

Akot auf dem Schoß seiner Mutter
© UNICEF/UN0345003/Wilson

Wenn Akot krank ist, bleibt seine Mutter mit ihm zu Hause. Das wenige Geld, das sie in dieser Zeit mit ihrer Arbeit verdienen würde, fehlt ihr für die Familie: "In letzter Zeit konnte ich wegen Akots Krankheiten nicht mehr arbeiten. Ich hatte kein Geld, um auf dem Markt Lebensmittel für meine Kinder zu kaufen", erzählt sie. "Es fühlt sich schrecklich an, Akot so leiden zu sehen", sagt Anyang über Akots Krankheitsphase.

Diagnose: schwere akute Mangelernährung

Immer wieder fragt sich Anyang, was ihrem Sohn fehlt. Eines Tages weiß sie sich nicht mehr zu helfen und bringt Akot in ein von UNICEF unterstütztes Ernährungszentrum in der Region. Dort arbeitet die UNICEF-Ernährungsexpertin Jesca Wude Murye. Sofort misst sie Akots Oberarm, und das Maßband zeigt Rot an. Jesca hatte es schon auf den ersten Blick geahnt: Akot ist lebensbedrohlich mangelernährt.

Akots Oberam wird mit einem MUAC-Maßband vermessen.
© UNICEF/UN0344968/Wilson

Jesca und ihre Kolleginnen und Kollegen im Ernährungszentrum wissen, dass für Akot jetzt jeder Tag zählt. Sie nehmen den Jungen noch am selben Tag in das von UNICEF unterstützte ambulante Therapieprogramm in Aweil auf und kümmern sich liebevoll um ihn.

Akot auf dem Arm einer UNICEF-Helferin.
© UNICEF/UN0344981/Wilson

Schwere akute Mangelernährung ist eine sehr gefährliche Erkrankung. Sie kann bei Kindern schnell zum Tod führen, da der Körper nicht einmal mehr einfache Krankheiten bekämpfen kann.

Im Südsudan leiden Hunderttausende Kinder an Mangelernährung. Die schwere und anhaltende Ernährungsunsicherheit im Land ist einer der Gründe für die große Zahl von Fällen. Millionen Menschen im Südsudan wissen nicht, wann und woher sie ihre nächste Mahlzeit erhalten.

Akots Behandlung startet

Gleich nach der Diagnose kann Akots Behandlung losgehen: Er erhält Antibiotika gegen seine Infektionen. Und gegen die lebensbedrohliche Unterernährung bekommt er kleine Päckchen mit fertiger therapeutischer Erdnusspaste. Seine Mutter Anyang kann die praktischen Päckchen einfach nach Hause mitnehmen und ihn täglich dreimal damit füttern.

Akot wird mit Erdnusspaste gefüttert
© UNICEF/UN0345041/Wilson

Von nun an geht es bergauf: Akot nimmt von Woche zu Woche zu und wird immer aktiver. Schon nach fünf Wochen ist er wie ausgewechselt.

Akot draußen mit seiner Mutter.
© UNICEF/UN0345036/Wilson

Akot weint nur noch selten und hat spürbar mehr Energie. Wenn seine Mutter draußen sitzt und Erdnüsse schält, krabbelt er zu ihr und "hilft" ihr.

Akots Arm wird mit einem MUAC-Maßband vermessen.
© UNICEF/UN0345053/Wilson

Die regelmäßigen medizinischen Check-Ups im Ernährungszentrum kennt Akot jetzt schon. Sie bringen ihn längst nicht mehr aus der Ruhe. Und das Maßband bestätigt seine tolle Entwicklung: Gelb bedeutet, er ist auf einem guten Weg.

Nach acht Wochen: ein vitales gesundes Baby

Wenige Wochen später geht es Akot noch besser. In insgesamt acht Wochen hat sich sein Gewicht um mehr als ein Kilo erhöht. Akot ist jetzt ein völlig veränderter Junge. Er plappert auf dem Schoß seiner Mutter vor sich hin, während er ein grünes Blatt vom Mangobaum unter die Lupe nimmt.

Akot sitzt auf dem Schoß seiner Mutter und spielt vergnügt mit einem großen Blatt.
© UNICEF/UN0345058/Wilson

Seine Haut sieht gesünder aus, und auch sein Haar wächst jetzt wieder normal. Ob Akot noch viel weine? Nein, antwortet Anyang lachend, nur noch dann, wenn sie ihn bei einer seiner Erkundungstouren wieder mal daran hindern müsse, irgendwo hochzuklettern. "Akot möchte unbedingt stehen und laufen lernen. Er will immer spielen", erzählt Anyang. Besonders wenn er Wasser sieht, ist kein Halten mehr.

Akot auf dem Arm seiner Mutter.
© UNICEF/UN0345053/Wilson

Aber was das Beste ist: Akot ist endlich gesund. "Ich bin einfach nur glücklich und kann gar nicht mehr aufhören zu lächeln", sagt Anyang mit leuchtenden Augen, als sie ihr vitales Baby ansieht. "Mein Kind hat weder Fieber noch Husten oder Hautausschläge und auch keinen Durchfall mehr. Seine ganzen Krankheiten waren also immer eine Folge seines Hungers."

Der Appetit ist wieder da

Während Akot noch vor Kurzem kaum etwas essen wollte, ist er jetzt wieder mit vollem Appetit dabei. "Er isst Haferbrei und Erdnusspaste und trinkt auch wieder Muttermilch", freut sich Anyang über seine Entwicklung.

Akots Oberam wird mit einem MUAC-Maßband vermessen.
© UNICEF/UN0344968/Wilson

Nach acht Wochen ist Akot endlich wieder im sicheren, "grünen" Bereich angekommen. Er hat es geschafft – seine Mangelernährung ist Vergangenheit!

Erdnusspaste hat sein Leben gerettet

Auch die UNICEF-Mitarbeiterin Jesca ist mit Akots Entwicklung vollauf zufrieden. Nach acht Wochen ist seine Ernährungstherapie abgeschlossen.

Akot mit Helferin und Mutter
© UNICEF/UNI206912/Wilson

Die therapeutische Zusatznahrung, die Akot von UNICEF bekam, wurde speziell für mangelernährte Kinder entwickelt. Sie enthält lauter wichtige Zutaten: Die Basis bilden Erdnüsse, die zu einer Paste verarbeitet werden. Angereichert wird die Erdnusspaste mit Milchpulver, Öl, Vitaminen, Mineralien und Zucker. Letzterer erhöht die Kalorienzufuhr und macht die Erdnusspaste schön süß. Sie ist damit auch für mangelernährte Kinder verlockend, die typischerweise kaum Appetit haben.

Drei Päckchen dieser Erdnusspaste braucht ein mangelernährtes Kind täglich. Rund sechs Wochen dauert es, bis ein unterernährtes Kind dank dieser Therapie ausreichend zunimmt und wieder gesund ist.

Akot ist wieder fröhlich.
© UNICEF/UN0345060/Wilson

Für die Zukunft ihres jüngsten Kindes ist Anyang eine Sache besonders wichtig: "Wenn Akot alt genug ist, soll er unbedingt zur Schule gehen", sagt sie. "Alle meine Kinder gehen zur Schule. Sie sollen möglichst viel lernen. Vielleicht wird Akot ja eines Tages auch Ernährungsberater. Dann könnte er anderen Kindern so helfen, wie ihm selbst geholfen wurde."

Helfen Sie mit Ihrer Spende mangelernährten Kindern

Sie finden Akots Geschichte auch so mutmachend wie wir? Sie können mit Ihrer Spende dafür sorgen, dass wir noch mehr mangelernährten Kindern wie ihm helfen können. 41 Euro kostet eine lebensrettende Therapie mit Spezialnahrung durchschnittlich für ein Kind. Ihre Spende kann Leben retten! Herzlichen Dank für Ihre Hilfe!

Spendenbetrag
Spendenzweck
Mangelernährung
UNICEF-Online-Redakteurin Susanne Nandelstädt
Autor*in Susanne Nandelstädt

Susanne Nandelstädt arbeitet als Online-Redakteurin für UNICEF. Im Blog schreibt sie über UNICEF-Projekte weltweit.