Teil 3: Ulónguè - Bessere Versorgung in der Stadt
Der nächste Besuch führt uns in ein viel dichter besiedeltes Gebiet, nach Ulónguè. UNICEF baut sein Wasserprogramm aus, um auch das städtische Armenviertel zu erreichen. 20 Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs kommt Mosambik wirtschaftlich voran. In Tete wurden große Kohlevorkommen entdeckt, ausländische Bergbauunternehmen investieren massiv. Viele Familien hoffen auf bessere Jobmöglichkeiten in der Stadt – doch oft gibt es hier kaum eine Versorgung.
Allein in Ulónguè leben 24.000 Menschen mit einem Wassersystem, das 40 Jahre alt ist und gerade einmal 270 Haushalte erreicht. Die anderen holen ihr Wasser aus etwa zwei Meter tiefen, handgegrabenen Wasserlöchern. Häufig sind sie mit Bakterien verseucht. Eine organisierte Sanitärversorgung gibt es in Ulónguè überhaupt nicht.
Was das bedeutet, erzählt uns Feliciana Luciano. Die 30-Jährige ist Mutter von vier Kindern: Luis, 14, der geistig behindert ist, Grace Erineo, 8, Cristina, 4, und die ein Jahr alte Virginia. „Wir haben keine Wahl, als dieses Wasser zu trinken – ob es uns krank macht oder nicht“, sagt die junge Frau. Ihr Mann schlägt sich mit Steineklopfen durch. Um die Kinder zur Schule zu schicken, reicht das Geld nicht. Die Grundschule ist zwar kostenlos, aber jedes Kind braucht eine Schuluniform, die mit 350 Meticals, etwa zehn Euro, unerschwinglich ist. „Meine Kinder haben auch keine Geburtsurkunde, die man für den Schulbesuch braucht“, sagt Feliciana weiter. „Das würde noch einmal 60 Metical, knapp zwei Euro, kosten.“ Wenn jemand in der Familie krank ist, muss die junge Mutter sich manchmal Geld von den Nachbarn leihen.
Leitungswasser vom Kiosk
Viele der Kinder in Ulónguè klagen über Bauchschmerzen und Durchfall – all das liegt am verseuchten Wasser. Bis 2013 will UNICEF Ulónguè mit sauberem Leitungswasser versorgen. Zum Beispiel sollen sich die Familien an so genannten Wasserkiosken gegen einen kleinen Beitrag mit sauberem Wasser aus der Leitung versorgen können. Bis 2016 soll es in Mosambik gelingen, insgesamt 300.000 Menschen in zwölf Siedlungen wie Ulónguè mit Trinkwasser und sanitären Anlagen zu versorgen. UNICEF informiert auch über Müllvermeidung und hilft, die Abfallabfuhr zu organisieren. Ein besonderes Anliegen ist es, dass auch die Ärmsten Zugang zu sauberem Wasser erhalten – deshalb setzt sich UNICEF zum Beispiel für Sozialtarife ein. Biologische Analysen und Schulungen der Verantwortlichen helfen, die Wasserqualität zu sichern.
Das dicht besiedelte Ulónguè war sicher das komplexeste Vorhaben, das wir in Mosambik gesehen haben. Aber egal welcher Weg jeweils für die Menschen der Beste ist – ob Brunnen mit Handpumpe, Regenwassersammeltonne, Solarpumpe oder Anschluss an das öffentliche Netz – überall, wo sauberes Wasser ist, gibt es weniger Krankheiten und weniger tote Kinder. Es ist eigentlich so einfach. Wasser wirkt, „Àgua é eficaz“ – vielen Dank an alle, die die UNICEF-Kampagne mit ihrer Spende so wirksam unterstützen!
Bildergalerie Ulónguè
Interview über wirtschaftliche Entwicklung
Der UNICEF-Experte für Wasser und Hygiene Américo Muianga schildert, wie UNICEF in Mosambik gerade die Ärmsten erreichen möchte. Zum Interview
Reisetagebuch Kerstin Bücker
» Teil 1: Cassinde - Schulkinder als Hygienebotschafter
» Teil 2: Baduia Mpandue - Sauberkeit macht stolz
» Teil 3: Ulónguè - Bessere Versorgung in der Stadt