Teil 1: Cassinde - Schulkinder als Hygienebotschafter
Direkt vom kleinen Flughafen in Tete geht es auf eine Pistenstraße in Richtung Cassinde, einem Dorf, das zu einem der Schwerpunktdistrikte von UNICEF gehört. Die Region ist sehr trocken, es wächst kaum etwas außer Dornengebüsch. Nur jeder Dritte im ländlichen Tete hat Zugang zu sauberem Trinkwasser, gerade einmal drei Prozent der Menschen haben eine Latrine. Es ist ein karges Leben. Viele Kinder sind chronisch mangelernährt und deutlich zu klein für ihr Alter – das ist schon auf dem Weg deutlich zu sehen.
Bei der Ankunft in Cassinde begrüßen uns die Dorfbewohner mit Tanzen, Singen und Trommeln. UNICEF hat hier 2009 eine „kinderfreundliche“ Modellschule mit drei Klassenzimmern gebaut. 200 Mädchen und Jungen lernen hier jeden Tag in zwei Schichten – in einem festen Gebäude mit richtigen Schulbänken, mit Trinkwasser aus dem Brunnen, mit Latrinen und Waschgelegenheiten. Früher fand der Unterricht in einer undichten Strohhütte oder unter freiem Himmel statt. „Das ganze Dorf hat beim Schulbau mitgeholfen“, erzählt Schulleiter Manuel Antonio Azevedo. „Jetzt legen wir zusammen, weil wir eine Schulspeisung organisieren wollen.“ Die Dorfbewohner haben bereits kalkuliert, wie viel Zement, Nägel und Wellblech sie für ihre Schulküche brauchen. Rund um die Schule haben sie kleine Beete angelegt. So kommt für die Kinder nicht nur Maisbrei, sondern auch etwas Gemüse auf den Tisch.
Die Schulen spielen im landesweiten Wasser- und Sanitärprogramm von UNICEF eine wichtige Rolle. Im Unterricht lernen die Kinder, wie wichtig zum Beispiel regelmäßiges Händewaschen ist. In Cassinde und den umliegenden Dörfern unterstützt UNICEF auch lokale Musik- und Theatergruppen. Mit Liedern warnen sie vor der Gefahr durch Cholera, mit praktischen Vorführungen werben sie für gute Hygiene beim Kochen und – immer wieder – für das Händewaschen. Denn das ist die wichtigste Hygieneregel: Regelmäßiges Händewaschen kann fast jede zweite Durchfallerkrankung verhindern.
Die Kinder in Cassinde haben an der Schule ihren eigenen Hygieneclub und tragen ihr Wissen begeistert weiter: „Guck, man muss die Hände mit Asche einreiben und dann gut abspülen“, erzählt uns Aranna Julio, 9 Jahre. „Und hier, die Schullatrine hat einen Deckel, damit keine Fliegen kommen.“
„Meine Kinder werden seltener krank“
Aranna lebt mit ihren Eltern, ihrem Bruder Rabi (11) und der zwei Monate alten Rianna in einer Lehmhütte. Die Familie Julio kann ihr Wasser jetzt in großen Kanistern vom Dorfbrunnen holen. Früher waren sie auf ein kilometerweit entferntes, verschmutztes Wasserloch angewiesen. Die Kinder helfen mit, sie holen Wasser, spülen das Geschirr, fegen den Hof und achten darauf, dass Wasserkrüge und Töpfe mit Essen immer abgedeckt werden - zum Schutz vor Fliegen, die Krankheitserreger übertragen. Die Aufklärung im Dorf hat die Familie auch überzeugt, sich hinter dem Haus eine eigene Latrine zu bauen. Das Leben in Cassinde ist dadurch viel besser geworden: „Meine Kinder werden seltener krank“, sagt die Mutter, Katarina Julio. „Und im Dorf gehen heute mehr Kinder zur Schule, weil sie nicht mehr stundenlang Wasser schleppen müssen.“
Besuch in Cassinde
Interview zum Brunnenbau
Américo Muianga ist UNICEF-Experte für Wasser und Hygiene in Mosambik. Im Interview erzählt er über Brunnenbau. Z.B. was ein Dorf tun muss, um einen Brunnen zu bekommen. Zum Interview
Reisetagebuch Kerstin Bücker
» Teil 1: Cassinde - Schulkinder als Hygienebotschafter
» Teil 2: Baduia Mpandue - Sauberkeit macht stolz
» Teil 3: Ulónguè - Bessere Versorgung in der Stadt