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„Wir Schwestern halten zusammen“
Aufklärung in Careysberg
Was aufwachsen in Liberia für Mädchen wirklich heißt, erleben wir in Careysberg. Über einen holprigen Feldweg geht es zu Familie Kofa. Hier lebt die 14-jährige Jama mit ihrer Großmutter. Ihre Geschichte ist tragisch: Sie hat drei Brüder, zwei davon sind geistig behindert. Als der Jüngste gerade geboren war, ging die Mutter abends noch einmal nach draußen und kam nie zurück. Zwei Wochen später fand man ihre Leiche. Der Vater hatte die Familie schon vorher verlassen. Mit Hilfe von UNICEF kann Jama jetzt ein Mädchenprogramm an der nahe gelegenen Schule besuchen. Auch hier geht es um Lesen und Schreiben, um den Schutz vor Aids, um Selbstbewusstsein. Sozialarbeiterin Josephine besucht die Familie regelmäßig Sie fragt nach, ob zum Beispiel ein Kind krank ist oder versucht, in der Nachbarschaft Unterstützung für die Großmutter zu organisieren.
Gleich nebenan treffen wir Vivian,12, ihre 15-jährige Schwester Comfort und die Mutter. Vivien ist sehr aufgeweckt und stellt uns viele kluge Fragen. Sie erklärt uns zum Beispiel den Unterschied zwischen der traditionellen Buschschule und der „richtigen“ Schule: „In der Buschschule lernt man nur, zu kochen und Kinder großzuziehen. In der richtigen Schule lernt man, wie man selbst entscheidet.“ Die Mutter unterstützt ihre Töchter, damit sie es einmal besser haben: „Ich will, dass sie lernen. Sie sollen ihr Leben meistern können, wenn ich einmal nicht mehr bin.“
In den „Buschschulen“ findet traditionell auch die Mädchenbeschneidung statt – über die Hälfte der Frauen in Liberia haben sich diesem gefährlichen und extrem schmerzhaften Ritual unterziehen müssen. Wenn mehr Kinder zur „richtigen“ Schule gehen, sinkt die Gefahr. Zusätzlich spricht UNICEF mit Religionsführern und Dorfältesten über die Folgen der Tradition. In mehreren Nachbarländern ist es so schon gelungen, Zehntausende Mädchen vor der Verstümmelung ihrer Genitalien zu schützen – auch in Liberia soll das gelingen.
Besuch bei Jama, Vivien und Angeline
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Bild 1 von 8 | Sozialarbeiterin Josephine (rechts) ist trotz Schwangerschaft voll im Einsatz. Sie steht Familien wie der von Großmutter Srah Kofa (Mitte) zur Seite, die in großer Armut leben.
© UNICEF
Bild 2 von 8 | Die 14-jährige Jama wächst nach dem Tode ihrer Mutter bei der Großmutter auf. Die alte Frau hat insgesamt vier Enkel zu versorgen.
© UNICEF
Bild 3 von 8 | Jamas Bruder Abediah, 6, bewundert seine Schwester sehr. Er ist geistig behindert und kann selbst nicht zur Schule gehen.
© UNICEF
Bild 4 von 8 | Jama (2.v.l.): und die anderen sprechen im Mädchenprogramm offen über ihre Probleme. Die Betreuer bestärken sie, sich Ziele zu setzen und sich nicht entmutigen zu lassen.
© UNICEF
Bild 5 von 8 | Vivian, 12, mag in der Schule am liebsten das Lesen. Ihr größter Wunsch wäre ein eigenes Buch – doch die Familie ist zu arm, um ihr eines zu kaufen.
© UNICEF
Bild 6 von 8 | Mary Ansu (Mitte) aus Careysburg sorgt allein für sechs Kinder. Sie ist sehr stolz auf ihre Tochter Angeline: Die 14-Jährige kann als erstes Kind der Familie zur Schule gehen!
© UNICEF/DT2013-23210/Kerstin Bücker
Bild 7 von 8 | Aufstehen und eine eigene Meinung vertreten – das lernen die meisten Mädchen hier im Klassenzimmer zum ersten Mal.
© UNICEF
Bild 8 von 8 | Wir spüren ganz deutlich, wie wohl sich die Mädchen fühlen – viele halten durch das UNICEF-Programm zum ersten Mal einen Stift und ein Heft in der Hand!
© UNICEFReisetagebuch Stefan Findel
» Teil 1: Netzwerk für Mädchen - Besuch an der Lango Lippaye Schule
» Teil 2: Mädchen die Hand reichen - Begegnungen in West Point, Monrovia
» Teil 3: "Bildung für unser Dorf!" - Emily macht mobil
» Teil 4: "Wir Schwestern halten zusammen" - Aufklärung in Careysberg
» Teil 5: Ein Wiedersehen mit Garmai