Reisetagebuch Kosovo, Tag 4: Familie Miftari
Die Familie Miftari hat ein besonderes Schicksal. Zwei ihrer fünf Kinder sind gehörlos, der Vater schwer zuckerkrank. Die Miftaris leben am absoluten Existenzminimum. Nach fast zwanzig Jahren in Deutschland ist die Familie 2007 „freiwillig“ aus Deutschland zurückgekommen. Eine echte Wahl hatte sie nicht. Ihre „Duldung“ wurde einfach nicht erneuert. Frau Miftari sagt, dass die Jahre in Deutschland die glücklichsten ihres Lebens waren. Die Kinder Muhamet, 8, und Zahide, 15, können dank der Hilfe von UNICEF inzwischen eine Gehörlosenschule besuchen. Die ist zwar mehrere hundert Kilometer entfernt und sie müssen sich von Montag bis Freitag von ihrer Familie trennen, aber es ist hier im Kosovo ihre einzige Chance auf Bildung.
Endlich etwas „Normalität“
Gjejlane, 10, ist die einzige, die die Gebärdensprache gelernt hat und sich mit ihren Geschwistern verständigen kann. Aber auch sie ist meist zuhause und isoliert. In einem kleinen, von UNICEF unterstützten Bildungszentrum gleich nebenan kann sie endlich etwas „Normalität“ erleben. Die Stimmung hier ist ausgelassen und fröhlich. Es gibt Vorschulklassen, Nachholangebote zum Erlernen der Sprache, aber auch Ferienprogramme und Projektwochen. So geht es mir eigentlich jeden Tag während meiner Reise: viel Bedrückendes, aber auch viele kleine Lichtblicke.
Ich ertappe mich dabei, wie ich voller unterschwelliger Vorurteile gegenüber Roma bin. Gerade deshalb wollte ich diese Reise machen. Um mich mit einem Thema zu beschäftigen, das ich vorher ausgeblendet hatte. Um aus erster Hand über die Situation der Kinder zu berichten – und darüber, wie wichtig es ist, dass UNICEF ihnen helfen kann.
Reisetagebuch Dunja Hayali
» Teil 1: Zu Besuch bei Raya
» Teil 2: Im Flüchtlingslager Leposavic
» Teil 3: Ilirs Familie
» Teil 4: Familie Miftari