Zwischenbilanz der UNICEF-Nothilfe in Japan anlässlich der Benefizkonzerte in Rolandseck und Berlin
Anlässlich der beiden Benefizkonzerte am 29. und 30. Mai in Rolandseck bei Bonn und in der Berliner Philharmonie dankt UNICEF allen Spendern und zieht eine erste Bilanz der Nothilfe für Kinder nach der Katastrophe in Japan vom 11. März 2011. Die Situation der rund 49.000 Kinder, die in der Folge des Erdbebens, des Tsunamis und der hohen radioaktiven Strahlung mit ihren Familien evakuiert wurden, hat sich inzwischen in vielen Bereichen gebessert. UNICEF unterstützt nun zunehmend den Wiederaufbau von Schulen und Gesundheitseinrichtungen sowie Aktivitäten zur Erholung der betroffenen Kinder.
Mehr als zwei Monate nach dem Erdbeben können rund 160.000 Menschen noch nicht in ihre Häuser zurückkehren. Allein im Bezirk Fukushima wurden wegen hoher radioaktiver Strahlung 99.000 Menschen evakuiert. Tausende Kinder leben nach wie vor in provisorischen Flüchtlingslagern und brauchen besondere Unterstützung. Bereits in den ersten Tagen nach der Katastrophe hat UNICEF in Zusammenarbeit mit Partnern und örtlichen Behörden dringend benötigte Hilfsgüter wie Wasser und Wasserbehälter, warme Kleidung für Kinder und Hygieneartikel wie Windeln verteilt. Mit der „Schule in der Kiste“ und der „Kindergarten-Kiste“ wurden Lernutensilien sowie Spiel- und Malsachen für jüngere Kinder aus dem UNICEF-Warenlager in Kopenhagen nach Japan gebracht. Dieses Material wird in den Notunterkünften eingesetzt. UNICEF hat dort geholfen, kinderfreundliche Zonen einzurichten, in denen die Kinder betreut werden. UNICEF Japan konzentriert seine Hilfe aktuell auf drei Bereiche, die für Kinder besonders wichtig sind:
1. Kinderschutz und psychologische Betreuung
UNICEF unterstützt ein Trainingsprogramm, bei dem Lehrer, Eltern und andere Freiwillige in „Spieltherapie und Interaktion“ fortgebildet werden. Ihnen soll so eine Hilfe an die Hand gegeben werden, um Kinder zu unterstützen, die durch die Katastrophe seelische Traumata erlitten haben. Mehr als 110.000 Kinderbücher wurden von der japanischen Bevölkerung gespendet und von UNICEF an 200 Kindergärten, Schutzräume und Vorschulen in der Katastrophenregion verteilt. In der Stadt Onagawa, die zu den besonders betroffenen Gemeinden zählt, hat UNICEF in der Grundschule eine eigene kleine Kinderbücherei eingerichtet. In Kooperation mit lokalen Busunternehmern und Reiseagenturen organisiert UNICEF seit Mai Ausflüge für Kinder, die in den Aufnahmelagern leben.
2. Gesundheitliche Versorgung für Kinder und Mütter
Durch die bisherigen Nothilfemaßnahmen konnten Epidemien und größere Krankheitsausbrüche bislang verhindert werden. Es bleibt jedoch noch viel zu tun. Im Sommer wird es in Japan regnerisch und oft tropisch heiß. Um auch unter diesen Bedingungen sicher vor Krankheiten zu sein, müssen routinemäßige Gesundheitsuntersuchungen und Impfungen für Neugeborene und Kleinkinder so schnell wie möglich in vollem Umfang wieder aufgenommen werden. UNICEF stellt dafür die nötigen Geräte bereit: Untersuchungstische, Waagen und Messgeräte, Kühltaschen und Verbandsmaterial. Die lokalen Behörden erhalten von UNICEF technische Unterstützung beim Wiederaufbau des Gesundheitssystems. Unter anderem wurden 35 Fahrzeuge für mobile medizinische Teams zur Verfügung gestellt, mit denen die Notversorgung in Krankenhäusern und Gesundheitszentren sichergestellt wird. In den Aufnahmelagern erhalten die Kinder teilweise immer noch keine ausreichende Ernährung, die sie für Wachstum und Entwicklung brauchen. UNICEF bringt deshalb jetzt Zusatznahrung in die Kindergärten und Pflegeheime der Region Iwate. Gesunde Snacks, Milchprodukte und frisches Obst verbessern den Ernährungszustand der Kinder.
3. Zurück zur Schule und in den Kindergarten
Damit alle Kinder in den besonders betroffenen Bezirken Miyagi und Iwate rechtzeitig zum Beginn des neuen Schuljahres im April in die Schule zurückkehren konnten, stellte UNICEF für mehr als 200.000 Kinder Schulmaterial bereit. Mehr als 100 Grund- und weiterführende Schulen wurden mit den nötigen Tischen, Stühlen und Computern ausgestattet. In einem zweiten Schritt sollen jetzt 10.000 Grundschulkinder Schulsets für Sportkleidung und für den Zeichenunterricht erhalten.
Solidarität mit Japan
Tausende Bundesbürger haben durch ihre Spende an UNICEF ihre Solidarität mit den Kindern in Japan zum Ausdruck gebracht. Mehr als 2,3 Millionen Euro Spenden kamen zusammen und wurden direkt nach Japan weitergeleitet. Die UNICEF-Ehrenamtlichen haben zudem vielfältige Solidaritätsaktionen mit Japan organisiert, an denen sich Tausende Kinder und Jugendliche beteiligt haben. Viele Bilder und Zeichnungen, Haiku-Gedichte, mutmachende Botschaften und persönlichen Briefe spiegeln das Mitgefühl und die Hilfsbereitschaft angesichts der Katastrophe in Japan wider. Sie wurden zu einem mehrbändigen "Buch der Solidarität" gebunden und werden demnächst nach Japan gebracht. Beim Konzert in Rolandseck werden zwei Bände symbolisch an den 1. Konzertmeister der Berliner Philharmoniker Daishin Kashimoto sowie den japanischen Generalkonsul Kiyoshi Koinuma als Vertreter Japans übergeben.
UNICEF dankt allen Unterstützern
UNICEF Japan dankt sehr für die Hilfe aus Deutschland. Die japanische Bevölkerung hat die weltweite Arbeit von UNICEF immer in außerordentlich großzügiger Weise unterstützt. Sogar jetzt bittet UNICEF Japan darum, auch die Kinder in anderen Krisenregionen der Welt nicht zu vergessen. Für den Fall, dass die Spendengelder den Bedarf in Japan übersteigen sollten, werden diese Mittel für die UNICEF-Nothilfe in weiteren Krisengebieten verwendet. UNICEF dankt allen Beteiligten der beiden Benefizkonzerte herzlich – insbesondere den Musikern. Der Pianist Itamar Golan und der Geiger Daishin Kashimoto, 1. Konzertmeister der Berliner Philharmoniker, luden ihre Kollegen ein. Die legendäre Pianistin Martha Argerich sagte ebenso zu wie Cellist Mischa Maisky, Guy Braunstein, ebenfalls 1. Konzertmeister der Berliner Philharmoniker, sowie Amihai Grosz (Viola) und Jing Zhao (Violoncello).