Pressemitteilung

Klimagipfel mit Fortschritten für Kinder – aber nicht genug

UNICEF zu Ergebnissen des Klimagipfels COP28 in Dubai

Köln / New York

Nach dem Klimagipfel COP28 zieht UNICEF eine gemischte Bilanz mit Blick auf die Rechte von Kindern und Jugendlichen. Ein Fortschritt ist, dass Kinder und Jugendliche in den abschließenden Dokumenten mehr Beachtung finden als bei den Klimakonferenzen zuvor und dass die Etablierung eines Expert*innendialogs über Kinder und Klimawandel im offiziellen COP-Prozess nächstes Jahr festgehalten wurde. Erstmals fand ein Thementag Jugend statt, bei dem auch Kinder und junge Aktivist*innen ihre Perspektive selbst verstärkt einbringen konnten.

UNICEF/UNI486726/Maged Helal

Die UNICEF-Jugenddelegierten Lova Renee (13) aus Madagaskar und Revan Ahmed (13) aus Libyen setzten sich auf der COP28 als Vertreterinnen der jungen Generation für mehr Klimaschutz ein.

© UNICEF/UNI486726/Maged Helal

COP28: Erfolge und Lücken bei der Umsetzung der Kinderrechte

„Die COP28-Klimaverhandlungen haben zu willkommenen Durchbrüchen geführt, sowohl hinsichtlich der dringenden Notwendigkeit, die Grundursachen des Klimawandels – fossile Brennstoffe – anzugehen, als auch einige Hoffnungsschimmer für Klimagerechtigkeit für Kinder“, sagte Kitty van der Heijden, Stellvertretende Exekutivdirektorin von UNICEF in einem Statement. Doch jetzt wird es darauf ankommen, wie diese Bekenntnisse durch gezielte Investitionen in der Praxis wirklich umgesetzt werden.

Eine drastische Reduzierung der Treibhausgase und der Übergang zu erneuerbaren Energien weltweit sind die einzige langfristige Lösung, um den Temperaturanstieg auf das 1,5 Grad-Ziel zu begrenzen und einer Verschärfung der Krise für Kinder und Jugendliche durch klimabedingte Gefahren entgegenzuwirken.

UNICEF bewertet positiv, dass das globale Anpassungsziel (GGA) für Kinder gestärkt wurde. Es zielt darauf ab, Ländern beim Aufbau von Abwehrmaßnahmen gegen Klimagefahren zu helfen. Für Kinder wird sich der Erfolg nun daran messen lassen, wie gezielt zuständige Ministerien Leistungen widerstandsfähiger gegen den Klimawandel machen, die für Kinder entscheidend sind – zum Beispiel Schulen, das Gesundheitssystem oder Wasser- und Sanitärsysteme.

Auch die Einrichtung des neuen Fonds für Schäden und Verluste, des „Loss and Damage Fund“, am ersten Tag des Klimagipfels war ein wichtiger Schritt und Signal über die COP28 hinaus. Klimabedingte Verluste und Schäden – wie der Verlust von Land, Leben, Lebensgrundlagen oder kulturellem Erbe – sind eine der größten generationsübergreifenden Ungerechtigkeiten, mit denen Kinder heute konfrontiert sind.

Deutschland hat bereits 100 Millionen Dollar für den Fonds zugesagt, mit dem die vom Klimawandel am stärksten betroffenen Regionen unterstützt werden sollen. Allerdings ist noch unklar, ob und wie Kinder und Jugendliche tatsächlich von den Geldern der verschiedenen Finanzierungsmechanismen in der Umsetzung profitieren werden. Aktuell fließen nur 2,4 Prozent der zentralen multilateralen Klimafonds in Projekte, die auf Kinder zugeschnitten sind.

Es wird in den nächsten Monaten zu bewerten sein, ob Kinder und Jugendliche auch tatsächlich in der Umsetzung der Beschlüsse der COP28 ausreichende Beachtung finden.

Lova Renee (13), UNICEF-Jugenddelegierte aus Madagaskar, sagte auf der COP28: „Jedes Kind muss sicher sein können, dass es eine Zukunft hat. Die Entscheidungen der Regierungen sind sehr wichtig für das Leben von jedem Kind. Es ist wichtig, dass Kinder beteiligt werden und ihre Meinung sagen können, weil auch die Kinder selbst Ideen dafür haben, was sich für ihr Leben ändern muss.“

Klares Bekenntnis der Bundesregierung für Kinder und Klima

Durch die Unterzeichnung der „Declaration on Children, Youth & Climate Action“ hat die Bundesregierung ein klares Bekenntnis zu den Kinderrechten, zum Schutz von Kindern vor den Auswirkungen des Klimawandels, zur Förderung der Partizipation sowie der Einbeziehung von Kindern in klimarelevante Anliegen gegeben.

„Die Unterzeichnung dieser internationalen Erklärung ist ein bahnbrechender Schritt, um Kindern die dringend nötige Beachtung einzuräumen, die ihnen im Klimadiskurs zustehen muss. Damit bekennt sich die Bundesregierung klar zu der Verantwortung, Kinder, die schon heute weltweit besonders von den Folgen der Klimakrise betroffen sind, zu schützen“, so Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. Deutschland hat sich hiermit den über 40 Ländern weltweit angeschlossen, die die Erklärung bereits unterzeichnet haben.

Kinder sind nicht schuld am Klimawandel – und zahlen höchsten Preis

Weltweit leben laut UNICEF etwa eine Milliarde Kinder unter 18 Jahren in einem der Länder, die aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels als „extrem stark gefährdet“ gelten. Kinder sind anfälliger zum Beispiel für Hitze, Luftverschmutzung oder Krankheiten, die durch verschmutztes Wasser übertragen werden.

Revan Ahmed (13) aus Libyen: „Die Staaten müssen ihre Politik ändern, sie schulden es den künftigen Generationen. Wir Kinder träumen von einer Zukunft, in der wir alle Zugang zu sauberem Wasser haben. Wir träumen von einer Zukunft, in der Nahrungssicherheit endlich Realität ist. Wir träumen davon, zur Schule gehen zu können ohne Angst vor Überflutungen oder großen Hitzewellen. Wir sind nicht schuld am Klimawandel, und wir zahlen den Preis für etwas, das wir nicht getan haben – das ist nicht fair. Das Klima hat sich geändert und wir Menschen müssen uns auch ändern, für eine bessere Zukunft.“

UNICEF fordert weiterhin von der Klimapolitik:

Kinder und Jugendliche schützen (PROTECT): Grundlegende Leistungen wie Wasser- und Sanitärversorgung, Gesundheitsdienste, Ernährung, Bildung, Sozialpolitik und Kinderschutz müssen robuster gegen die Auswirkungen von Klimawandel und Umweltzerstörung werden.

Kinder stärken (EMPOWER): Jedes Kind sollte die Bildung erhalten und mit den Fähigkeiten ausgestattet werden, die es braucht, um sich für Klima- und Umweltschutz zu engagieren. Bei einer während der COP28 veröffentlichten repräsentativen Befragung von UNICEF und Gallup wurde zum Beispiel deutlich, dass nur rund die Hälfte der Kinder und jungen Menschen in den befragten Ländern die richtige Bedeutung von Klimawandel kennt.

Den eigenen Beitrag zum Klimawandel reduzieren (REDUCE): Emissionen müssen reduziert werden und ehrgeizige internationale Vereinbarungen zur Nachhaltigkeit und zum Klimawandel erfüllt werden.

Service für Redaktionen:

Fotos und Videomaterial von UNICEF zu Kindern und Klimakrise sowie von UNICEF-Veranstaltungen während der COP28 sind hier verfügbar.

Eine Aufzeichnung der Jugend-Pressekonferenz mit Kindern aus Kolumbien, Libyen, Madagaskar und der Demokratischen Republik Kongo während der COP28 finden Sie hier: https://unfccc.int/event/unicef-children-s-press-briefing


Ninja Charbonneau

Ninja CharbonneauSprecherin

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