Pressemitteilung

Tödliche Wasserknappheit – Kinder in Konflikten in ständiger Gefahr

UNICEF zum Weltwassertag: Überleben von Kindern in Gaza, der Demokratischen Republik Kongo, dem Sudan und der Ukraine durch prekäre Wassersituation bedroht 

Köln

Noch immer haben über zwei Milliarden Menschen weltweit keinen gesicherten Zugang zu sauberem Trinkwasser. Neben den Folgen des Klimawandels und regionaler Wasserknappheit gefährdet insbesondere ein weiterer Umstand den sicheren Trinkwasserzugang für Kinder: das Aufwachsen in Konfliktgebieten. Bewaffnete Auseinandersetzungen erhöhen den Mangel an sauberem Trinkwasser, sanitären Anlagen und Hygiene drastisch, was die Verbreitung teils lebensbedrohlicher Erkrankungen begünstigt. UNICEF Deutschland mahnt anlässlich des morgigen Weltwassertags (22. März) eindringlich, dass für Kinder in Konfliktgebieten wie Gaza, Sudan, Ukraine oder Demokratische Republik Kongo der Zugang zu sauberem Trinkwasser sichergestellt sein muss.

Ein Junge trägt einen Wasserkanister zwischen den Trümmern der Häuser in Rafah im Gazastreifen

Ein Junge trägt einen Wasserkanister zwischen den Trümmern der Häuser in Rafah im Gazastreifen.

© UNICEF/UNI724700/El Baba

In Konflikten oder Kriegen ist die Versorgung mit Wasser und sanitären Einrichtungen oftmals zusammengebrochen: Aufbereitungsanlagen wurden zerstört, Brunnen sind verunreinigt oder Familien von der Wasserversorgung abgeschnitten.

„Kinder müssen unsauberes Wasser trinken, um zu überleben, doch das bringt wiederum ihr Leben in Gefahr“, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „In lang anhaltenden Konflikten ist für Kinder unter fünf Jahren das Risiko, an einer Durchfallerkrankung zu sterben, durchschnittlich 20-fach höher als durch beispielsweise Bomben oder Granaten.“

Häufig potenzieren sich Hunger und Wassermangel zusätzlich: Durch Unterversorgung geschwächte Kinder sind anfälliger für Durchfallerkrankungen wie Cholera, was wiederum die Aufnahme von Nährstoffen erschwert und zu Mangelernährung führt. Aber auch andere Viruserkrankungen wie beispielsweise Polio oder Masern können sich verstärkt ausbreiten. Deswegen führt UNICEF in Gaza und dem Sudan breitangelegte Polio-Impfkampagnen durch.

Wassersituation in den Konfliktgebieten:

  • Demokratische Republik Kongo: Die eskalierende Gewalt in den östlichen Provinzen Nord- und Süd-Kivu hat seit Jahresbeginn über eine Million Menschen in die Flucht getrieben, fast die Hälfte davon Kinder. Viele Kinder leben unter prekären Bedingungen, es herrschen schlechte hygienische Zustände, Hunger und Wassermangel. Familien sind gezwungen, Wasser aus dem nahegelegenen Kivu-See oder unhygienischen Wasserreservoirs zu holen. Krankheiten wie Cholera, Masern und Mpox breiten sich verstärkt aus; allein Cholera hat um 25 Prozent der durchschnittlichen Fälle pro Woche zugenommen.

  • Die UNICEF-Teams vor Ort arbeiten unter Hochdruck daran, die Kinder zu versorgen und zu schützen. Angriffe auf humanitäres Personal, geschlossene Flughäfen für Hilfsgüterlieferungen und immer wieder aufflammende Kämpfe erschweren die Arbeit. Dennoch ist es gelungen, in Goma drei Gesundheitseinrichtungen mit Wasserlieferungen zu versorgen sowie 77.000 Liter Treibstoff zu liefern, um fünf von sechs Wasserpumpwerken wieder in Betrieb zu nehmen. Entlang des Kivu-Sees wurden 53 Punkte zur Wasserreinigung mit Chlor eingerichtet. Insgesamt kommen die Maßnahmen, die UNICEF mit Partnern umsetzt, über 800.000 Menschen zugute.

  • Gaza: Die stark beschädigte Wasser- und Infrastruktur sowie die nur eingeschränkt mögliche humanitäre Hilfe hat die Kinder im Gazastreifen von der dringend benötigten Grundversorgung abgeschnitten. Die Wasserproduktion liegt bei weniger als 25 Prozent der Kapazität, was Krankheiten und verheerende hygienische Umstände weiter befeuert.

  • Seit dem Inkrafttreten der Waffenruhe hatte UNICEF seine bestehenden Hilfsprogramme massiv ausgeweitet und Reparaturen der kritischen Infrastruktur unterstützt. Gemeinsam mit Partnern konnte UNICEF unter anderem Trinkwasser und Wasser für den täglichen Gebrauch für über 1,5 Millionen Menschen, davon über 600.000 Kinder, sicherstellen. Allein im Januar halfen über 456.000 Liter Treibstoff dabei, Wassertransporte sowie eine sichere Wasserproduktion durch Entsalzungsanlagen und Brunnen zu ermöglichen. Auch wurde die breitangelegte Impfkampagne gegen Polio fortgesetzt, die insgesamt rund 600.000 Kinder erreichen soll. Die in dieser Woche wieder aufgenommen Angriffe verschärfen die Situation für Kinder nun erneut.

  • Sudan: Die humanitäre Situation im Sudan ist verheerend - über 30 Millionen Menschen, die Hälfte davon Kinder, sind auf Hilfe angewiesen. Infolge des Konfliktes ist die Infrastruktur in den Bereichen Wasser, Abwasser und Hygiene stark zerstört worden, starke Regenfälle und Überschwemmungen tragen zusätzlich zu einer Verunreinigung von Wasserquellen bei. Ein Drittel der Bevölkerung hat daher keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser. Dadurch konnten sich im Sudan Krankheiten wie Cholera, aber auch Malaria oder Masern wieder stark ausbreiten – eine tödliche Gefahr für mehr als drei Millionen mangelernährte Kinder.

  • Der anhaltende Konflikt und direkte Angriffe auf humanitäre Hilfskräfte verschärfen die kritische Lage. Trotz der immensen Herausforderungen hat UNICEF im vergangenen Jahr 9,8 Millionen Menschen mit sauberem Trinkwasser versorgt und über neun Millionen gegen Cholera geimpft. 2025 will UNICEF neun Millionen Menschen mit sicherem und ausreichend Wasser versorgen sowie 1,8 Millionen mit essenziellen Hygieneprodukten erreichen.

  • Ukraine: Über drei Jahre Krieg prägen das Leben der Kinder in der Ukraine. Aktuelle Gutachten zeigen massive Schäden an der Wasserinfrastruktur; immer wieder ist die Strom- und Wasserversorgung unterbrochen. Die Hilfe von UNICEF für die Kinder in der Ukraine bleibt auch im vierten Kriegsjahr umfangreich: 4,3 Millionen Menschen sollen 2025 Zugang zu ausreichend Trinkwasser und Wasser für den täglichen Bedarf erhalten.

  • Um die Wasserversorgung zu verbessern, reparieren Teams beispielsweise Wasserleitungen in Schulen und Krankenhäusern, liefern Generatoren, Chemikalien zur Wasserreinigung oder Wasserflaschen in frontnahe Gebiete. Im Januar konnten damit rund 630.000 Menschen, davon über 100.000 Kinder, in acht Regionen erreicht werden. Gemeinsam mit lokalen Hilfsorganisationen konnte UNICEF fast 20.000 Kinder und Betreuungspersonen in den schwer zugänglichen Frontgebieten bei Dnipro, Donezk und Saporischschja mit essenziellen Hygienematerialien versorgen.

UNICEF ruft alle Konfliktparteien dazu auf, Angriffe auf kritische Infrastruktur wie Wasserversorgung oder Gesundheitseinrichtungen und Schulen zu unterlassen, den Zugang zu sauberem Trinkwasser sicherzustellen und sicheren Zugang für humanitäre Hilfe zu gewährleisten.

Große globale Fortschritte beim Zugang zu Trinkwasser

In den letzten 20 Jahren wurden große Fortschritte gemacht: Rund 2,1 Milliarden Menschen (rund ein Viertel der Weltbevölkerung) haben Zugang zu sauberem Trinkwasser erhalten.

Dennoch fehlt laut Schätzungen von UNICEF und WHO weiterhin 2,2 Milliarden Menschen der zuverlässige Zugang zu sauberem Trinkwasser. Menschen, die in fragilen Kontexten leben, sind dabei mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit betroffen wie Menschen in anderen Regionen. Für Kinder ist die Gefahr durch verschmutztes Wasser besonders hoch: Jeden Tag sterben über 1.000 Kinder unter fünf Jahren an Krankheiten, die durch verschmutztes Wasser oder mangelnde Sanitäranlagen und Hygiene verursacht und übertragen werden, wie zum Beispiel die Durchfallerkrankung Cholera.

UNICEF unterstützt in über 100 Ländern mit langfristigen Programmen die Wasser- und Sanitärversorgung und verhilft dadurch jährlich 35 Millionen Menschen zu Trinkwasser. In Notsituationen ist UNICEF in 85 Prozent der Krisenländer für die Koordinierung der Wasser-, Sanitär- und Hygiene-Hilfen zuständig und spielt dadurch eine entscheidende Rolle, um Menschen in Not mit Trinkwasser zu versorgen und den Ausbruch von Krankheiten zu verhindern.

UNICEF ruft weiterhin für Kinder im Sudan, in Gaza und in der Ukraine sowie der Demokratischen Republik zu Spenden auf. Weitere Informationen: www.unicef.de

Service für Redaktionen:

» Zehn Fakten über Wasser zum Weltwassertag: https://www.unicef.de/informieren/aktuelles/blog/-/weltwassertag-zehn-fakten-ueber-wasser/275338

» Bildmaterial zum kostenfreien Download im Rahmen der Berichterstattung finden Sie hier.

Christine Kahmann

Christine KahmannSprecherin - Nothilfe

030-275807919presse@unicef.de