UNICEF warnt vor drohender Ernährungskrise in Sahelzone
Rund 7,2 Millionen Kinder in Mali, Niger und Burkina Faso brauchen dringend Unterstützung
Internationale Geberkonferenz in Kopenhagen
Die humanitäre Situation in der von zahlreichen Krisen betroffenen zentralen Sahelzone spitzt sich zu. Zunehmende Gewalt durch bewaffnete Konflikte und die Folgen der Covid-19-Pandemie haben die Situation der Bevölkerung dramatisch verschlechtert. Rund 7,2 Millionen Kinder in Burkina Faso, Mali und Niger benötigen dringend humanitäre Hilfe – zwei Drittel mehr als in 2019. Mehr als eine Millionen Kinder wurden in ihren eigenen Ländern vertrieben. Sauberes Trinkwasser ist knapper denn je, vor allem für Binnenvertriebene.
UNICEF und das UN-Welternährungsprogramm (WFP) schätzen, dass die Zahl der Kinder, die an lebensbedrohlicher akuter Mangelernährung leiden, in diesem Jahr um ein Fünftel steigen könnte. So könnten in Mali, Niger und Burkina Faso dieses Jahr über 2,9 Millionen Kinder an akuter Mangelernährung leiden, 890.000 Kinder davon an schwerer akuter Mangelernährung. Die Situation ist besonders akut in Regionen in Burkina Faso, in denen viele Binnenvertriebene Zuflucht suchen.
Bereits vor der Covid-19-Pandemie waren 4.000 Schulen im zentralen Sahel wegen zunehmender Gewalt und gezielter Angriffe geschlossen; aufgrund der Pandemie wurden auch die verbleibenden Schulen geschlossen. Die Zahl dokumentierter schwerer Kinderrechtsverletzungen, wie die Rekrutierung von Kindern, Vergewaltigungen und sexuelle Gewalt, steigt weiter an, insbesondere in Mali.
Internationale Geberkonferenz zur Sahelzone: Kinder brauchen langfristige Lösungen
Anlässlich der heutigen internationalen Konferenz zur Sahelzone, die gemeinsam von Dänemark, Deutschland, der EU und den Vereinten Nationen ausgerichtet wird, appelliert UNICEF an die teilnehmenden Regierungen, die dramatische Situation der Kinder in der Region in den Blick zu nehmen.
Die Kinder in der zentralen Sahelzone brauchen ein Ende der Gewalt und wirksame Maßnahmen gegen die Armut. Um Kinder bestmöglich zu schützen und dafür zu sorgen, dass sie lernen und ihr Potenzial verwirklichen können, müssen sowohl jetzt als auch in den kommenden Jahren weitaus mehr finanzielle Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.
Die humanitäre Hilfe in der Region ist bislang stark unterfinanziert: von den 210 Millionen US-Dollar, die allein UNICEF im laufenden Jahr für die humanitäre Hilfe in der zentralen Sahelzone braucht, standen bis Mitte Oktober nur ein Drittel der benötigten Mittel zur Verfügung; für die Bekämpfung der Covid-19-Pandemie lediglich knapp über die Hälfte der benötigten 65,7 Millionen US-Dollar.
Der chronischen Krisensituation in der Sahelzone kann langfristig nur mit gezielten Investitionen für die am meisten benachteiligten Menschen begegnet werden.
Gemeinsam mit seinen Partnern versorgt UNICEF Kinder mit lebensrettender therapeutischer Nahrung, Impfungen und sichert den Zugang zu Trinkwasser. UNICEF unterstützt zudem Kinder, die von bewaffneten Gruppierungen befreit werden konnten oder sexueller Gewalt ausgesetzt waren. Des Weiteren unterstützt UNICEF die Regierungen dabei, Fernunterricht und Lernangebote über das Fernsehen, Radio und durch die Bereitstellung von Schulmaterialien auszuweiten und setzt sich dafür ein, dass die Schulen trotz der Pandemie wieder öffnen und sicher arbeiten können.
Die deutsche Bundesregierung unterstützt UNICEF in der Region sowohl durch humanitäre Hilfe als auch durch langfristige Maßnahmen, wie beispielsweise der Stärkung von sozialen Sicherungssystemen, um die Widerstandskraft der Kinder und Familien in der Region umfassend zu stärken.
Service für Redaktionen
» Download: Weitere Informationen zu dem Thema finden Sie auch im englischsprachigen "Central Sahel Advocacy Brief".