Corona-Krise in Südasien: Weltweite Erfolge im Kampf gegen Covid-19 in Gefahr
Statement von George Laryea-Adjei, UNICEF-Regionaldirektor für Südasien
"Die Szenen, die wir gerade in Südasien erleben, sind mit nichts zu vergleichen, was unsere Region bisher gesehen hat. Die Familienangehörigen von Corona-Patienten flehen um Hilfe, während die Region unter einem akuten Mangel an medizinischem Sauerstoff leidet. Das Gesundheitspersonal ist am Limit. Es besteht die reale Gefahr, dass unsere Gesundheitssysteme an den Rand des Zusammenbruchs geraten – was zu noch mehr Todesfällen führen wird.
Schnelles Handeln und klare Führung sind unerlässlich, um die Katastrophe aufzuhalten. Die Regierungen müssen alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Krise zu stoppen. Partner, die in der Lage sind, Hilfe zu schicken, müssen dies sofort tun. Die internationale Gemeinschaft muss ohne Verzögerung eingreifen. Das ist nicht nur eine moralische Verpflichtung. Die tödliche neue Welle in Südasien bedroht uns alle. Sie kann die hart erarbeiteten globalen Erfolge im Kampf gegen die Pandemie zunichtemachen, wenn sie nicht so schnell wie möglich gestoppt wird.
Auch unsere eigene Verantwortung dürfen wir nicht vergessen. Jede Entscheidung, die wir treffen, hat das Potenzial, den Verlauf dieser Welle zu verändern – und das Leben der Menschen um uns herum entweder zu schützen oder zu gefährden. Wir mögen erschöpft sein, das Virus ist es nicht. Mehr denn je gilt es, Masken zu tragen, uns so oft wie möglich die Hände mit Seife zu waschen, Abstand zu halten und uns impfen zu lassen, wenn sich die Chance dazu bietet.
Aufgrund der sehr niedrigen Impfquote in Südasien besteht die Gefahr, dass das Virus noch weiter außer Kontrolle gerät. In fast allen Ländern der Region, mit Ausnahme der Malediven und Bhutan, ist weniger als eine von zehn Personen bereits geimpft. Umso wichtiger ist jetzt eine gerechte Verteilung der Impfdosen. Die Produktion muss hochgefahren, die Technologie weitergegeben und die Dosen gerecht verteilt werden. Niemand ist sicher, solange nicht alle von uns sicher sind.
Während wir versuchen, auf den öffentlichen Gesundheitsnotstand zu reagieren, dürfen wir nicht vergessen, welch tiefgreifende Auswirkungen die Pandemie auf Kinder hat. Mehr Kinder als je zuvor erkranken. Sie verlieren Eltern und Bezugspersonen. Sie werden Zeugen von Szenen, die kein Kind je erleben sollte. Sie können nicht zur Schule gehen und werden von wichtigen Hilfsangeboten abgeschnitten. Und da Ressourcen anderweitig verwendet und Leistungen gekürzt werden, drohen wesentliche Gesundheitsdienste, auf die sie so sehr angewiesen sind – einschließlich von Routineimpfungen – sogar ganz eingestellt zu werden.
Wenn es soweit kommen sollte, werden die am meisten benachteiligten Kinder und Familien wieder einmal besonders leiden. Die erste Welle der Pandemie hat zu drastischen Kürzungen bei der Verfügbarkeit und Imanspruchnahme wichtiger öffentlicher Gesundheitsdienste in Südasien geführt – schätzungsweise 228.000 Kinder und 11.000 Mütter sind deshalb gestorben. Das darf sich nicht wiederholen. Wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um grundlegende Gesundheits-, Impf- und Ernährungsdienste aufrechtzuerhalten – und dafür sorgen, dass sich Frauen und Kinder sicher genug fühlen, sie in Anspruch zu nehmen.
Viren kennen keine Grenzen. Wir müssen jetzt als globale Gemeinschaft zusammenkommen, um diese Katastrophe zu stoppen und unsere Kinder zu schützen."
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