Fotoreportagen

Die ersten 1.000 Tage haben Folgen für immer


von Gastautor Anthony Lake

Heute beginnt in Dublin die Internationale Konferenz zu Hunger, Ernährung und Klimagerechtigkeit. Aus diesem Anlass stellt UNICEF einen neuen weltweiten Report über Ernährung von Kindern und Müttern vor.

Im Gastblog appelliert UNICEF-Exekutivdirektor Anthony Lake an die Weltgemeinschaft, die stille Tragödie der Unterentwicklung zu bekämpfen:

“Wenn Sie noch nie etwas von ‘Unterentwicklung’ (Englisch: ‘stunting’) gehört haben, stehen Sie damit nicht alleine da. Obwohl Unterentwicklung von Kindern eine riesige Tragödie ist, wird dieses Problem selten dargestellt, anerkannt und verstanden.

Mutter stillt ihr Kind, © UNICEF/Pirozzi

Weltweit gibt es Fortschritte im Kampf gegen Unterernährung, so ein neuer UNICEF-Bericht. UNICEF fördert das Stillen und versorgt werdende Mütter und Kleinkinder mit Zusatznährstoffen.

© UNICEF/Pirozzi

Enges Zeitfenster für Kinder

Unterentwicklung überschattet weltweit das Leben von rund 165 Millionen Kindern. Sie entsteht durch chronische Unterernährung in der ersten Lebensphase und bedeutet weit mehr, als dass diese Kinder zu klein und zu leicht für ihr Alter sind. Oft bleiben sie in einem lebenslangen Teufelskreis aus schlechter Ernährung, Krankheit, Armut und Ungleichheit gefangen.

Warum? Weil chronische Mangelernährung in den ersten Monaten im Leben eines Kindes zur Folge haben kann, dass das Gehirn und damit die kognitiven Fähigkeiten des Kindes unterentwickelt bleiben. Und zwar unwiderruflich.

Unterentwicklung beeinträchtigt nicht nur die individuellen Fähigkeiten eines Kindes, zu lernen und später seinen Lebensunterhalt zu verdienen, sondern auch den sozialen und ökonomischen Fortschritt seines Landes.

In den Entwicklungsländern war 2011 mehr als jedes vierte Kind unterentwickelt, besonders betroffen sind die ärmsten Länder im südlichen Afrika und Asien. 80 Prozent der unterentwickelten Kinder leben in nur 14 Ländern.

Das Problem der Unterentwicklung ist einer der Gründe dafür, dass die Welt aktuell nicht in der Lage sein wird, die Millenniums-Entwicklungsziele umfassend zu erreichen – besonders beim Kampf gegen extreme Armut und Hunger, Kinder- und Müttergesundheit sowie beim Kampf gegen HIV und Aids. Mangelernährung trägt zu einem Drittel aller Todesfälle von Kleinkindern bei und zu einem Fünftel der Todesfälle von Müttern.

Wir wissen, was wirkt

Die gute Nachricht ist: Das muss nicht so bleiben. Tatsächlich ist der Kampf gegen Unterentwicklung eine große Chance. Wir wissen, was wirkt: Gute Versorgung in den ersten Lebensjahren. Werdende Mütter brauchen Nährstoffe wie Eisen und Folsäure. Neugeborene brauchen das natürliche ‘Super-Nahrungsmittel’ Muttermilch, und zwar innerhalb der entscheidenden ersten Stunde nach der Geburt und dann sechs Monate lang. Die richtige Beikost muss zur richtigen Zeit eingeführt werden. Außerdem sind Gesundheitsvorsorge, sauberes Wasser und gute Hygiene entscheidend. Denn unzureichende Sanitäreinrichtungen und dadurch verursachte häufige Durchfälle tragen zur Unterentwicklung bei.

Eine Mutter stillt ihr Kind unter einem Moskitonetz © UNICEF/Pirozzi

Bild 1 von 3 | Für Neugeborene ist die Muttermilch das beste Nahrungsmittel. UNICEF berät Mütter über die Vorteile des Stillens und die richtige Beikost für Babys.

© UNICEF/Pirozzi
Ein Arzt misst den Armumfang eines Kindes, © UNICEF/Ose

Bild 2 von 3 | Um Unterentwicklung vorzubeugen, sind regelmäßige Untersuchungen der Babys und Kleinkinder notwendig. Ein Arzt in Äthiopien misst den Armumfang eines Babys. Mit den Messungen lässt sich kontrollieren, ob die Kinder mangelernährt sind.

© UNICEF/Ose
Vorsorgeuntersuchung: Ein Kind wird gewogen © UNICEF/Pirozzi

Bild 3 von 3 | Auch Wiegen spielt eine wichtige Rolle bei den frühkindlichen Untersuchungen. UNICEF sorgt in Entwicklungsländern für die Ausstattung von Krankenhäusern und Gesundheitszentren sowie die Ausbildung von Hebammen und Helfern.

© UNICEF/Pirozzi

UNICEF-Report macht Mut

Der neue UNICEF-Report über die Ernährung von Kindern und Müttern zeigt, dass Fortschritt möglich und der Kampf gegen Unterentwicklung erfolgreich ist – zum Beispiel in so unterschiedlichen Ländern wie Äthiopien, Haiti, Peru und Ruanda.

Kein Kind, keine Mutter und kein Land sollte im 21. Jahrhundert unter mangelnder Ernährung leiden. Was ist ungerechter oder grausamer, als ein Kind schon im Mutterleib zu einem Leben der Entbehrung zu verdammen – vor allem, wenn wir wissen, wie wir das verhindern können? Wenn wir das Wissen und die Möglichkeit haben, die Kinder zu schützen, kann es wohl keinen vernünftigen Grund geben, es nicht zu tun. JETZT.”

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UNICEF-Exekutivdirektor Anthony Lake
Autor*in W. Lake

W. Anthony Lake ist Exekutivdirektor des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen UNICEF. Aus der UNICEF-Zentrale in New York leitet er die Programmarbeit des Kinderhilfswerks in über 150 Ländern der Welt.