UNICEF Sudan: „Wir bleiben an der Seite der Kinder und geben nicht auf.“
Die unerbittlichen Kämpfe im Sudan halten an. Kinder und Familien geraten ins Kreuzfeuer, werden verletzt oder getötet. Hunderttausende Menschen sind gezwungen ihr Zuhause zu verlassen und sind auf der Flucht. In diesem Beitrag teilt Mandeep O’Brien, Leiterin des UNICEF-Teams im Sudan Eindrücke aus der Arbeit in einem Land, das von mehreren Krisen schwer getroffen ist – und wo UNICEF den Kindern dieser Notlage zur Seite steht.
„Es ist eine extrem schwere Zeit hier im Sudan. Umso wichtiger ist es jetzt, akut mangelernährte und geschwächte Kinder zu versorgen und sie beispielsweise durch Impfungen vor lebensbedrohlichen Krankheiten zu schützen. Mein Name ist Mandeep O’Brien und ich leite seit zwei Jahren das UNICEF-Team im Sudan. Eigentlich arbeite ich in unserem Büro in Khartum, der Hauptstadt des Landes. Zehn Tage nach Beginn der Kämpfe sind wir in einer komplexen und für uns emotionalen Evakuierung nach Port Sudan, der wichtigsten Hafenstadt im Osten Sudans, gereist und koordinieren derzeit von hier aus die Nothilfe für Kinder und die Lieferung von Hilfsgütern. Viele unserer lokalen Kolleg*innen haben wir in sicherere Gebiete des Landes gebracht, von wo aus sie bleiben und weiter für die Kinder arbeiten können.
Eine zerstörte Fabrik und mangelnde Grundversorgung im Sudan
In Khartum und in anderen Regionen des Landes bekriegen sich seit Wochen zwei Parteien mit Waffen und schweren militärischen Geschützen. Wir sind mittendrin gewesen, als die Kämpfe begannen. Um uns herum wurde geschossen, wir wurden Zeugen der Flucht tausender Familien. In der zweiten Woche nach Beginn der schweren Gefechte wurde evakuiert.
Kinder leiden am meisten unter der schweren Situation. Die Lage für Kinder im Sudan war bereits vor den Kämpfen verheerend. Der Sudan ist multiplen Krisen ausgesetzt. Es herrscht extreme Armut, die Nahrungsversorgung ist schlecht, es gibt häufig keine sanitären Anlagen, Kindern fehlt der Zugang zu sauberen und sicheren Trinkwasser, sie haben selten oder überhaupt keine Möglichkeit eine Schule zu besuchen. Das sind alles Krisen, die bereits vor den Kämpfen auf den Schultern der Kinder lasteten.
In einer Videobotschaft beschreibt Mandeep O'Brien die Lage im Sudan, zeigt auf, was die Kinder dringend brauchen und wie UNICEF hilft (englische Sprache):
Was mich persönlich sehr schockiert hat, ist die totale Zerstörung einer Fabrik in Khartum zur Herstellung therapeutischer Spezialnahrung für die Behandlung mangelernährte Kinder. Durch die Kämpfe ist die Fabrik niedergebrannt, die technischen Anlagen wurden zerstört und 14.500 Kartons mit Spezialnahrung sind zu Asche zerfallen. Diese Spezialnahrung ist überlebenswichtig. Aktuell sind mehr als 600.000 Kinder im Sudan lebensbedrohlich mangelernährt. Deswegen müssen wir nun dringend therapeutische Zusatznahrung im Ausland einkaufen.
Zusätzlich ist die Gesundheitsversorgung für viele Kinder nicht ausreichend. Lebenswichtige Impfungen wie Polio und Masern sind für Familien schwer zugänglich. Auch gibt es kaum psychosoziale Unterstützung. Die aktuelle schwere Lage im Land belastet Kinder zusätzlich. In den zehn Tagen, in denen ich während der Kämpfe mitten in Khartum war, habe ich viele traumatisierte Kinder gesehen. Viele Kinder leben auf der Straße oder in extrem armen Haushalten. Die mentale Gesundheit und die psychosoziale Unterstützung sind genauso wichtig, wie alle anderen Hilfsgüter, sei es Wasser, Medikamente oder Hygieneartikel.
In den ersten drei Wochen der Gefechte sind Berichten zufolge sind 190 Kinder getötet und 1700 Kinder verletzt worden. Mehr als eine Million Menschen sind innerhalb und außerhalb des Landes auf der Flucht. Die Zahlen steigen täglich.
UNICEF hält die Gesundheitsversorgung für Kinder im Sudan aufrecht
UNICEF arbeitet weltweit eng mit Partnern zusammen, um in Krisensituationen schnelle Hilfe zu leisten – so auch im Sudan. Wir von UNICEF sind seit über 70 Jahren im Sudan im Einsatz, arbeiten mit unseren Partnern weiter vor Ort und verteilen mit ihnen gemeinsam Hilfsgüter im ganzen Land. Wir geben nicht auf und suchen stets weiter neuen Wegen, um Kinder und Familien, die den Gefechten ausgesetzt sind und in schwer zugänglichen Gebieten leben, zu erreichen.
As @UNICEFSudan is scaling up its #Sudan crisis response, having access to lifesaving supplies is vital
— Mandeep O’Brien (@MandeepOBrien) May 9, 2023
Relieved that a shipment of life-saving WASH supplies arrived in Port Sudan today #ForEveryChild
Deeply grateful to ECHO for facilitating and our donors for their support! pic.twitter.com/kBwAb2cbSr
Kinder können in von UNICEF unterstützten E-Learning-Zentren am Unterricht teilnehmen
Unsere Priorität ist es nun, die Versorgung der Kinder im Land aufrechtzuerhalten. So liefern wir medizinische Ausrüstung, Medikamente, Impfungen und Benzin für Generatoren, damit Gesundheitszentren weiterarbeiten können. Wir bringen Spezialnahrung für mangelernährte Kinder in die Regionen, damit die lebensrettende Behandlung fortgeführt wird. In der Provinz Darfur reparieren wir zerstörte Wasserleitungen und versorgen die Familien per Tankwagen mit Trinkwasser. Sechs Krankenhäuser in Khartum und weitere in Nord-Darfur erhielten umgehend Hygiene-Kits, medizinische Ausstattung für Hebammen und allgemeiner Gesundheitsversorgung sowie Wasser. Und wir helfen, kinderfreundliche Zentren einzurichten damit die Kinder wieder spielen können und betreut werden, um ihre furchtbaren Erlebnisse zu verarbeiten. In in den Regionen Darfur und Kordofan wurden 42 E-Learning-Zentren errichtet, in denen Kinder am Unterricht teilnehmen können."
Some hope in the midst of crisis: 42 of #UNICEFSudan e-learning centres are still operational providing thousands of children with a safe space to learn, for example in this centre in South Darfur, #Sudan. #ForEveryChild pic.twitter.com/z6VxHI1X1I
— Mandeep O’Brien (@MandeepOBrien) May 14, 2023
Im Sudan werden weiter dringende Hilfsgüter für Kinder benötigt
Um weiterhin den Kindern helfen zu können, brauchen wir auch Ihre Unterstützung. Wir müssen weiterhin dringend benötigte Hilfsgüter wie medizinische Ausrüstung, lebensrettende Spezialnahrung, Impfstoffe und Trinkwasser liefern, Kinder psychosoziale unterstützen und dafür sorgen, dass sie weiter lernen können. Gleichzeitig möchte ich mich bei mich allen Unterstützer*innen bedanken, die sich mit den Kindern im Sudan solidarisieren und mit ihrer Spende helfen. Danke!
Jeder Beitrag zählt! Mangelernährte Kinder können mit 150 Päckchen Erdnusspaste für 53 Euro versorgt werden. Jede einzelne Wasserreinigungstablette sorgt für rund fünf Liter gereinigtes Wasser. 140 Euro sichern 16.000 Wasserreinigungstablette. Danke für Ihre Unterstützung!
Jeder Beitrag zählt!
Mangelernährte Kinder können mit 150 Päckchen Erdnusspaste für 53 Euro versorgt werden. Jede einzelne Wasserreinigungstablette sorgt für rund fünf Liter gereinigtes Wasser. 140 Euro sichern 16.000 Wasserreinigungstablette. Danke für Ihre Unterstützung!
Im Sudan sind 13,6 Millionen Kinder auf Hilfen wie Spezialnahrung zur Behandlung gegen Mangelernährung, Zugang zu sauberen Trinkwasser oder medizinischer Versorgung wie lebensrettender Impfungen angewiesen.
Die Kämpfe der vergangenen Wochen haben die zivile Infrastruktur des Sudan schwer beschädigt. UNICEFs Priorität ist es, lebensrettende Hilfe für Kinder und Familien, die direkt von der Gewalt betroffen sind, zu leisten und die Grundversorgung der Bevölkerung im Sudan zu unterstützen. In den Nachbarländern versorgt UNICEF die ankommenden Flüchtlinge.
- Hauptstadt: Khartum
- Bevölkerung: rund 45 Millionen Einwohner*innen
überwiegend muslimisch, christliche Minderheit - Amtssprachen: Arabisch und Englisch
- Nachbarländer: Ägypten, Äthiopien, Eritrea, Libyen, Südsudan, Tschad, Zentralafrikanische Republik
- Unabhängige Republik seit 1956
- Herausforderungen im Land:
Instabilität, Konflikte und gewalttätige Auseinandersetzungen
Mehrere Millionen Binnenvertriebene
Große Flüchtlingslager vor allem in der Region Darfur
Große Armut unter der Bevölkerung
Hohe Kindersterblichkeit
Unzureichende medizinische Versorgung
Wiederkehrende Dürren
Krankheitsausbrüche
Geringe Bildung