Schulen in Ruanda: Gleiche Rechte für Mädchen
Gleiche Rechte? Gleiche Chancen? Für Millionen Mädchen in armen Ländern immer noch ein Traum.
Doch das Land Ruanda macht bemerkenswerte Fortschritte, wie "Schulen für Afrika"-Initiator Peter Krämer bei seinem Besuch Anfang Mai 2016 festgestellt hat.
Wir treffen Beatrice Mukamrasi Fillette, 18 Jahre alt, in der kinderfreundlichen Kanyinya-Schule in der Nähe von Ruandas Hauptstadt Kigali. Sie besucht die Abschlussklasse und ist damit eines der wenigen Mädchen, die es fast geschafft haben. Denn Ruanda hat zwar schon viel erreicht, was Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern angeht, aber nach wie vor haben nur wenige Mädchen einen höheren Schulabschluss.
Die Einstellung "Mädchen heiraten ja doch und haben außerdem noch viele Verpflichtungen im Haushalt" ist immer noch weit verbreitet.
Kurz vor dem Schulabschluss
Beatrice muss zu Hause beim Abwaschen und Wasser holen helfen. Aber ihre Eltern lassen ihr genug Zeit, um auch für die Schule zu arbeiten. Sie sind sehr stolz auf ihre Tochter und wissen, wie wichtig Bildung für ihre Zukunft ist. Was sie in ihrer Überzeugung bestärkt hat, war das von UNICEF unterstützte Eltern-Lehrer Komitee an der Schule.
Das Schul-Komitee ist Teil des von UNICEF initiierten Ansatzes der "kinderfreundlichen Schule", die Kindern das Lernen erleichtert und den Unterricht verbessern hilft. In Ruanda werden zwar 97% aller Kinder in die Schule geschickt. Studien zeigten jedoch, dass viele von ihnen nach vier Jahren Grundschule immer noch nicht richtig lesen, schreiben und rechnen können. Entsprechend schwer haben die Kinder es dann auf weiterführenden Schulen, falls sie überhaupt so weit kommen.
Ruanda: Neue Lehrpläne in Zusammenarbeit mit UNICEF
Die Regierung Ruandas hat der Verbesserung des Lernumfeldes und der Qualität des Unterrichts daher höchste Priorität gegeben und arbeitet mit Unterstützung von UNICEF daran, die nötigen Verbesserungen herbeizuführen.
Dazu zählen neben den Eltern-Lehrer-Komitees, die die Schüler moralisch und auch tatkräftig unterstützen, auch die Einführung von Vorschulklassen, Lehrerausbildung, und Mentoren, die den Lehrern regelmäßig zur Seite stehen. Eine besondere Herausforderung dabei ist die Sprache: Im Jahr 2011 hat das Land seine Unterrichtssprache von Französisch auf Englisch umgestellt. Trotz eines Mentoring-Systems ist dies nach wie vor eine Herausforderung für Lehrer und Schüler.
Auch ein neues Curriculum wurde gerade mit Unterstützung von UNICEF entwickelt und umgesetzt: Die wesentliche Veränderung ist, dass der Lehrplan nicht mehr auf reines Wissen angelegt ist, sondern auf Kompetenz: Die Kinder sollen das Gelernte auch verstehen und anwenden können.
Lehrer wie Eltern glauben jedenfalls fest daran, dass Beatrice ihr Examen im Sommer mit Auszeichnung bestehen wird. Ihr Lieblingsfach ist Geschichte. "Ich finde die Verbindung zwischen der Vergangenheit und dem, was heute passiert, sehr interessant", erklärt sie.
Nach der Schule möchte Beatrice Wirtschaft studieren und irgendwann ihre eigene Firma gründen.
Solche Mädchen braucht das Land!