Wenn wir überhaupt ein Zuhause haben, dann hier!
Video-Workshop mit Flüchtlingskindern in Recklinghausen
Sie alle sind erst seit ein paar Monaten hier und haben die gleiche Adresse in Recklinghausen. Hasan kommt ursprünglich aus Syrien, Obid und Rangina aus Afghanistan, Dalibor aus Serbien und Mehran aus Mazedonien.
Sie und mehr als 20 andere Kinder in einem Asylbewerberwohnheim mitten im Ruhrgebiet haben mit ihren Familien Asyl in Deutschland beantragt, weil sie aus ihrer Heimat flüchten mussten.
In der Woche vor Ostern konnten zehn der Kinder an einem OneMinutesJr-Workshop teilnehmen, wo sie einen Eindruck bekamen vom Filmemachen und ihre ersten einminütigen Filme selbst drehen durften.
Nach einer kurzen Einführung ging es dann auch "yalla yalla" (Arabisch für "los geht's, schnell schnell") los mit der Themenfindung.
Fußball, Schule, Heimat und Krieg bewegen die Flüchtlingskinder
Obid (13) und Rangina (14) aus Afghanistan haben schon einiges hinter sich. Geboren sind sie in Pakistan, wohin ihre Eltern wegen des Krieges im Heimatland Afghanistan geflüchtet sind. Nach einigen Jahren im Iran sind sie dann in die Türkei weitergezogen, weil die Kinder im Iran wegen des Fehlens von Papieren wie Pässen oder Geburtsurkunden nicht zur Schule gehen konnten. Über Griechenland sind sie dann nach Deutschland gekommen und haben hier Asyl beantragt. Obids Film beschreibt diese Odyssee, bei der er von seinem Zwillingsbruder getrennt wurde, der bis heute im Iran ist und auf Familienzusammenführung hofft.
Ranginas Film beschäftigt sich mit dem Fehlen der Geburtsurkunde und was daraus für Probleme resultieren. Was für deutsche Kinder fast unvorstellbar ist, ist für Flüchtlingskinder leider oft bittere Realität. Am Ende fragt sich Rangina, wer sie eigentlich ist und wo ihr Zuhause ist.
Sobald in Recklinghausen das Wetter gut ist, spielen auf der Vinckestrasse die Jungen aus den Asylbewerberwohnheimen Fußball auf dem Bolzplatz hinter den Häusern. "FC Vinckestrasse 1-5" haben wir die Mannschaft genannt und Fernando und Robert aus Serbien stellen in ihrem Film die Kinder-Mannschaft vor. "Wir kommen aus Serbien, Mazedonien und Syrien. Jetzt wohnen wir hier, also haben wir ein Heimspiel!" ist der Satz am Ende des Films.
Ausserdem zeigt uns Dalibor in seinem Film, wie es in seinem Leben hin und her geht zwischen Heimat und Zuhause. Hasan (8) und Lasgin (7) aus Syrien spielen Krieg, bis ihr Vater ihnen etwas besseres zu tun gibt und Mehran (11) aus Mazedonien erzählt von seinem Berufswunsch. Der 11 Jahre alte Junge will Polizist werden. Wo? Klar, zu Hause, hier in Deutschland.
Sprachbarrieren überwinden: Übersetzung 3.0
Beim Filmen gab es einige sprachliche Probleme zu überwinden. Meistens lief das so: Ich erklärte oder fragte etwas auf Deutsch. Die beiden afghanischen Kinder, Obid und Rangina, die schon ganz gut Deutsch sprechen, haben auf ihrer Odyssee von Pakistan über den Iran, die Türkei und Griechenland etwas Türkisch aufgeschnappt. Also konnten sie sich mit Mehran verständigen, einem türkischstämmigen Roma-Jungen aus Kumanovo in Mazedonien. Weil in Mazedonien auch Serbisch gesprochen wird, konnte Mehran sich dann mit Dalibor und den anderen Roma-Jungen aus Serbien verständigen. Deren Antworten auf Serbisch konnte ich dann einigermaßen gut verstehen, weil ich Russisch spreche und schon oft auf dem Balkan bei ähnlichen Workshops gearbeitet habe. Und das sprachliche Talent der Kinder beim Workshop half auch ungemein - einige von ihnen können im Alter von 11-12 Jahren schon in bis zu 5 Sprachen kommunizieren.
Wenn mal gar nichts ging, musste mal eben ein Onkel oder Vater von nebenan zu Rate gezogen werden, aber meistens funktionierte unsere "Stille Übersetzer-Post" schon ganz gut.
Die OneMinutesJr-Projektwebsite finden Sie hier mit allen Filmen: www.theoneminutesjr.org.
Gleiche Rechte für alle Kinder
UNICEF Deutschland macht sich gegenüber der Bundesregierung und den Bundesländern dafür stark, dass alle Kinder, die in Deutschland aufwachsen, gleiche Rechte und gleiche Chancen haben. Erfahren Sie mehr über die Kinderrechtsarbeit in Deutschland von UNICEF.