© UNICEF DeutschlandMarode Schulen sanieren sich nicht von selbst.
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Wahltag ist Zukunftstag – Kinder sind Zukunft

Deutschland steht vor der Wahl. Und vor großen Entscheidungen. Es geht um Investitionen in die Wirtschaft, in die Sicherheit. Aber was ist mit den Kindern? Selten wurde im Wahlkampf über ihre Belange gesprochen – noch seltener mit ihnen. Und in Zeiten knapper Budgets wurde und wird zu oft bei dem gespart, was für Kinder entscheidend ist.


von Christian Schneider

Kinder haben keine starke Lobby. Sie dürfen nicht wählen, kaum mitreden bei politischen Entscheidungen. Dabei spüren sie die Auswirkungen der Politik besonders stark – und vor allem besonders lange. Vielleicht hören die Kinder deshalb so oft den Satz „Kinder sind unsere Zukunft“ – von Menschen, deren Zukunft, lassen Sie uns ehrlich sein, höchstwahrscheinlich deutlich kürzer sein wird.

Woran liegt es, dass über 14 Millionen Kinder im Land, die auf dem Werbemarkt heiß umkämpfte Zielgruppe sind und deren Wohlergehen mindestens allen Eltern, Großeltern, Tanten, Onkeln und weiter entfernten Verwandten am Herzen liegt (also einer signifikanten Wählergruppe), auf den Plakaten, die unsere Wege in den letzten Wochen mal mehr, mal weniger originell illustriert haben, kaum eine Rolle spielen?

Ströer Kita

Am 23. Februar treffen die Wählenden eine Entscheidung, die für Kinder in Deutschland und weltweit sehr wichtig ist. UNICEF ruft dazu auf, bei der Wahl an die Interessen der jungen Generation zu denken, und hat konkrete Empfehlungen für eine Politik für Kinder entwickelt.

© UNICEF Deutschland

Wie kommt es, dass der spürbare Konsens, dass unser Staat dringendst in gute Angebote für Kinder aller Altersstufen investieren muss, in ein erweitertes KITA-Angebot, in verbesserte Schulen, in gezielte Förderung benachteiligter Kinder und wirkungsvolle Maßnahmen gegen Kinderarmut, in all den Duellen, Quadrellen, Wahlarenen kaum stattfand?

Dabei messen die Bürgerinnen und Bürger dem Thema Bildungspolitik in Umfragen große Bedeutung zu. Und anders gedacht: Beispiele für starke TV-Sendungen, die Kinder und Jugendliche maßgeblich gestalten, gibt es genug. Ein Quadrell auf Augenhöhe mit der jungen Generation hätte dem Wahlkampf gut getan – und auch Erwachsenen spannende Erkenntnisse für ihre Wahl gebracht.

Ok, wo debattiert wurde, ging es um die dringendsten Herausforderungen unserer Tage, um Wirtschaftskrise, Verteidigung, um Flucht und Migration – beziehungsweise um das, was Vertreter unterschiedlicher Parteien im Ringen um Wählerstimmen jeweils darunter verstehen wollten.

Aber ist es nicht auch einige Quadratmeter Plakatfläche und Sendeminuten wert, über 1,3 Millionen Kinder zu sprechen, die in unserem Land mit dauerhafter Armut aufwachsen? Oder darüber, dass jede*r fünfte Jugendliche in Deutschland von psychischen Problemen berichtet?

Ströer Globale Probleme

Die Klimakrise bedroht die Zukunft von Kindern und Jugendlichen, insbesondere in Regionen, die am wenigsten für die Anpassung an den Klimawandel gerüstet sind. Staaten wie Deutschland sollten ihre Klimaziele ernst nehmen und Verantwortung übernehmen, indem sie Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt ihrer Klimapolitik stellen.

© UNICEF Deutschland

Und liegt nicht das Schicksal der über 470 Millionen Kinder weltweit in unserem Interesse – und in unserer Verantwortung –, die inmitten von Kriegen in entsetzlicher Not aufwachsen? Muss es nicht Deutschlands allergrößtes Interesse sein, über Investitionen in die Resilienz von Familien dort, wo die Klimakrise bereits mit Dürren, Überschwemmungen oder Wirbelstürmen zuschlägt, für Überlebenschancen, Stabilität, sprich: Zukunft zu sorgen?

Krisen treffen Kinder immer besonders hart, in Deutschland wie in der Welt.

Wenn wir das Wohlergehen der Kinder zum Maßstab machen, wenn wir Kinderrechte ins Zentrum der Politik rücken, dann ist das gut für die Kinder, gut für unsere demokratische Gesellschaft, gut für uns alle.

Jetzt sind es nur noch wenige Stunden bis zur Wahl. Zigtausende haben ihre Stimme schon auf dem Postweg abgegeben. Höchste Zeit für eine Mini-Kampagne mit unserem großartigen Partner STRÖER, die Wählerinnen und Wählern, Kandidatinnen und Kandidaten in diesen für unser Land so entscheidenden Tagen buchstäblich vor Augen führt, worauf es für die jüngsten Demokratinnen und Demokraten ankommt.

Herzlichen Dank an das STRÖER-Team, das Platz macht für Zukunftsthemen, für die aus unserer Sicht wirkungsvollsten Investitionen der neuen Bundesregierung: Investitionen in Kinder.

Wir freuen uns, wenn Sie angesichts dieser digitalen Denk-Zettel in Ihrer Stadt zwei Reaktionen zeigen: Bitte gehen Sie zur Wahl und zeigen damit auch allen Kindern (die ja nicht selbst wählen dürfen): Mir liegt unsere Demokratie, mir liegt unsere und vor allem Eure Zukunft am Herzen. Und versuchen wir zweitens – politische Entscheidungsträger wie wir alle, die ihnen den Auftrag geben – den so banalen Satz „Kinder sind unsere Zukunft“ in Handeln zu verwandeln. Messen wir alle (politischen) Entscheidungen an der Frage: Was bedeutet das für die Kinder – in unserem Land und in der Welt? Danke!

Eine Politik, die Kinder in den Mittelpunkt stellt, ist eine Politik mit Weitblick. Denken Sie bei Ihrer Wahl an die Bedürfnisse von Kindern – in Deutschland und weltweit.

Hier finden Sie unsere Empfehlungen an die Politik.

Afghanistan: UNICEF-Geschäftsführer mit Schülerinnen in einem Learning Center | © UNICEF
Autor*in Christian Schneider

Christian Schneider ist Vorsitzender der Geschäftsführung des Deutschen Komitees für UNICEF, ein Schwerpunkt der Arbeit ist seit Jahren die Situation von Kindern in Krisenregionen. Er hat Ethnologie, Politikwissenschaften und Publizistik studiert und war vor der Zeit bei UNICEF als Journalist für verschiedene Tageszeitungen tätig.