Kinder allein auf der Flucht – Marys Martyrium
Ihr Name ist Mary*. Mary aus Nigeria.
Um einem Leben ohne Perspektiven zu entfliehen, macht sie sich auf den Weg nach Italien – in eine hoffentlich bessere Zukunft. Doch es kommt anders.
Aufbruch ins Ungewisse
Weil sie in ihrer Heimat Nigeria keine Perspektiven mehr für sich sah, verlässt das 17-jährige Mädchen ihr Zuhause. So beginnt eine lange Odyssee in Richtung Europa.
Auf der Flucht lernt sie über eine andere Frau einen Mann namens Ben kennen. Er verspricht ihr Hilfe, denn er kenne Menschen in Europa über die Mary Arbeit in einem Restaurant bekommen könne. Noch dazu bietet er an, die Kosten in Höhe von 25.000 Euro vorzustrecken, die Mary für die Reise nach Italien aufbringen müsse.
„Ich wusste nicht mal, wo ich war“
In Libyen angekommen, stellt sich jedoch schnell heraus, dass dies nur leere Versprechungen waren. Drei Monate lang wird Mary zusammen mit anderen Mädchen in Libyen festgehalten – erst in Gharian, später werden sie nach Tripolis und Sabratha verschleppt. Den Mädchen wird gedroht, sie werden vergewaltigt. Sie werden wie Gefangene gehalten – ohne Essen und jeglichen Kontakt nach Außen. „Ich wollte einfach nur weg, aber ich konnte nicht. Ich hatte kein Geld, kein Telefon. Ich wusste nicht mal, wo ich war“, erzählt Mary.
Flucht nach Italien
Schließlich sitzt sie in einem Boot nach Italien und wird von der Küstenwache aufgegriffen. Auf der Flucht hat sich Mary mit einem Mädchen angefreundet, das bereits zum zweiten Mal auf dem Weg nach Europa war. Von ihr hört Mary, dass sie jetzt als Prostituierte arbeiten müssten.
Aus Angst wendet sich Mary an die Mitarbeiterin einer Aufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. Sie wird in einer Einrichtung für Opfer sexueller Ausbeutung untergebracht. Aber der Schrecken ist noch nicht vorbei.
„Jetzt bedrohen die Leute, die für meine Reise bezahlt haben, meine Mutter in Nigeria“, flüstert sie. „Es sei Zeit zu bezahlen. Sie haben sie gefesselt und gedroht, ihr etwas sehr Schlimmes anzutun, wenn ich nicht bezahle. Ruft mich meine Mutter an, weiß ich nicht, was ich ihr sagen soll – ich mache deshalb mein Telefon aus. Ich bin so traurig und fühle mich so unter Druck gesetzt. Und so müde. Ich weiß nicht mehr weiter.“
Flüchtlingskinder besser schützen!
Marys Geschichte ist kein Einzelfall. Hunderttausende Kinder sind weltweit allein auf der Flucht. Sind legale Fluchtwege verschlossen, weichen sie oftmals auf gefährliche Routen aus. Schleuser und Menschenfänger profitieren davon – und in ihren Netzwerken sind Missbrauch, Ausbeutung und Gewalt weit verbreitet.
Aber: Flüchtlingskinder sind in erster Linie Kinder und haben ein Recht auf Schutz! Der Aufenthaltsstatus eines Kindes darf hierbei – ebenso bei der Gesundheitsversorgung und dem Zugang zu Bildung – keine Barriere darstellen.
Vor dem G7-Gipfel in Italien appelliert UNICEF daher an die teilnehmenden Staats- und Regierungschefs, Kinder und Jugendliche auf der Flucht und in der Migration besser zu schützen.