Meinung

Gewalt gegen Kinder stoppen: Kinder sind unschlagbar


von Rudi Tarneden

UNICEF-Studie zeigt weltweit hohes Maß an Gewalt gegen Kinder

An das Brennen und an die Striemen auf meiner Wange kann ich mich gut erinnern. Auch an die Scham und die Empörung, die ich empfand, als der Lehrer mir mit der flachen Hand ins Gesicht schlug.

Das ist lange her. Heute ist die Prügelstrafe bei uns verboten und die deutschen Kinder gehören zu den wenigen weltweit, die sogar ein staatlich garantiertes Recht auf gewaltfreie Erziehung haben.

Gewalt gegen Kinder

Kinder vor Gewalt schützen

© UNICEF/NYHQ2012-2276/Markisz

Es gibt kaum jemanden, der öffentlich sagen würde, dass er häusliche Gewalt nicht schlimm findet. Die meisten Erwachsenen sagen, dass sie Schläge als Erziehungsmittel nicht gut finden und dass sie Konflikte mit ihren Kindern friedlich lösen wollen. Aber ist damit alles in Ordnung?

Versteckte Gewalt

Im vergangenen Jahr mussten in Deutschland 40.000 Kinder in Obhut genommen werden, weil ihre Entwicklung in ihren Familien gefährdet war – mit steigender Tendenz. An Schulen und im Internet werden Mädchen und Jungen gemobbt, bedrängt und bloßgestellt. Und jede Woche sterben auch bei uns drei Kinder an den Folgen von Misshandlungen und Vernachlässigung.

Der neue UNICEF-Report weist auf eine repräsentative Umfrage unter 1.000 deutschen Eltern aus dem Jahr 2007 hin. Danach sagten 13 Prozent der Befragten, dass sie ihrem Kind schon einmal eine schallende Ohrfeige gaben. Weltweit sind bis heute drei von zehn Erwachsenen der Meinung das körperliche Schläge dazugehören, um ein Kind zu disziplinieren. Besonders verbreitet sind solche Einstellungen bei Erwachsenen, die selbst in einer schwierigen Lebenssituation leben und geringe Bildungschancen hatten. Gewalt gegen Kinder ist kein individuelles, sondern auch ein soziales und ökonomisches Problem.

25 Jahre nach der Verabschiedung der UN-Konvention über die Rechte des Kindes wird es Zeit, überall gegen Einstellungen vorzugehen, die Gewalt gegen Kinder rechtfertigen („ab und zu brauchen Kinder was hinter die Ohren, damit sie parieren lernen“), stillschweigend hinnehmen („da kann man nichts machen“) oder als nicht schädlich ansehen („das hat mir doch auch nicht geschadet“) – auch bei uns.

Gewalt gegen Kinder vorbeugen

Schweden hat 1979 als erstes Industrieland die Prügelstrafe verboten und breite Aufklärungskampagnen gestartet. Der Anteil der schwedischen Kinder, die geschlagen werden sank seither von 90 Prozent auf zehn Prozent. Erfolgreiche Programme zur Familienhilfe in benachteiligten Stadtvierteln ob in den USA wie in der Türkei, Liberia oder Kroatien zeigen ermutigende Ergebnisse. Und: das Schweigen und das Tabu, dass über dem Thema liegt wird nach und nach überwunden.

Wir alle können mithelfen, dass die Erkenntnis von Astrid Lindgren, der Erfinderin der Pipi Langstrumpf, zum Durchbruch kommt: „Man kann in Kinder nichts hineinprügeln aber vieles herausstreicheln.“

Helfen Sie mit, Kindern ein Stück Geborgenheit zu geben! UNICEF schützt Kinder vor Ausbeutung und Gewalt

Rudi Tarneden
Autor*in Rudi Tarneden