Nach der Flut
Rukhsana ist acht Jahre alt und lebt in Pakistan. Dort sorgten heftige Regenfälle im Spätsommer 2022 für riesige Überschwemmungen. Zeitweise stand ein Drittel des Landes unter Wasser – auch Rukhsanas Zuhause.
Kein Stuhl mehr, kein Tisch, kein Bett – das Wasser hat alles weggespült, was Rukhsanas Familie besaß. Wenn die Achtjährige an die rauschenden Regenfälle und Überschwemmungen denkt, die ihr Zuhause verwüstet haben, ist sie wütend. Und traurig. „Das Wasser nahm uns die Hühner, die Ziege, meine Bücher und meine Schultasche. Einfach all unsere Sachen!“, ruft das Mädchen mit klagender Stimme.
Rukhsana lebt im Süden Pakistans, in einem Dorf namens Achropat in der Nähe der Stadt Bela. Reich war ihre Familie noch nie. Aber nun hat sie alles verloren. Rukhsana sitzt mit ihrer Mutter auf dem Boden ihrer leeren Hütte. Gemeinsam warten sie auf Vater und Bruder. Die beiden sind losgezogen, um nach Essen, Trinken und Arbeit zu suchen. Der Vater hatte als Kamelhirte Geld verdient, doch viele Tiere sind in den Fluten umgekommen. Alles hatte damit begonnen, dass es Mitte Juni zu regnen begann. Das ist in Pakistan zwischen Juni und September erst einmal nichts Ungewöhnliches. Es herrscht dann Monsun, die alljährliche Sommerregenzeit. Doch im Laufe dieser Zeit rauschte viermal so viel Wasser vom Himmel wie sonst üblich. Die Wassermassen stürzten aus dem Norden des Landes heran, die Flutwelle begrub schließlich ganze Landschaften unter sich.
„Mir ging das Wasser bis hier“, erinnert sich Rukhsana und zeigt auf ihre Schulter. Mindestens 1700 Todesopfer forderte die Überschwemmung – und sie zerstörte Millionen Häuser. Mehr als drei Millionen Kinder brauchen nach der Katastrophe die Unterstützung von Hilfsorganisationen. UNICEF ist vor Ort und versorgt sie mit dem Nötigsten, auch Rukhsana. Ein kleiner Trost ist ihr außerdem geblieben: Eines der Hühner hat überlebt. Wann immer sie traurig ist, schlingt sie die Arme um das Tier und kuschelt mit ihm.