© UNICEF/UN0701809/ZaidiPakistan: Rukhsana sitzt lächelnd zwischen anderen Mädchen auf dem Boden.
Kinder weltweit

Nach der Flut

Rukhsana ist acht Jahre alt und lebt in Pakistan. Dort sorgten heftige Regenfälle im Spätsommer 2022 für riesige Überschwemmungen. Zeitweise stand ein Drittel des Landes unter Wasser – auch Rukhsanas Zuhause.


von Verena Linde

Kein Stuhl mehr, kein Tisch, kein Bett – das Wasser hat al­­­les weggespült, was Rukh­­sa­­nas Familie besaß. Wenn die Acht­­jährige an die rauschenden Re­­genfälle und Überschwemmungen denkt, die ihr Zuhause verwüstet haben, ist sie wü­­tend. Und traurig. „Das Wasser nahm uns die Hühner, die Zie­­ge, meine Bücher und meine Schultasche. Einfach all unsere Sachen!“, ruft das Mädchen mit klagender Stimme.

Pakistana: Zia spricht mit Rukhsana und anderen Kindern.

UNICEF hilft mit dem Nötigsten, etwa Trinkwasser. Gespräche sollen die Kinder aufmuntern.

© UNICEF/UN0701810/Zaidi

Rukhsana lebt im Süden Pakis­­tans, in einem Dorf namens Achropat in der Nähe der Stadt Bela. Reich war ihre Familie noch nie. Aber nun hat sie alles verloren. Rukhsana sitzt mit ihrer Mutter auf dem Bo­­den ih­­rer leeren Hütte. Ge­­meinsam warten sie auf Vater und Bruder. Die beiden sind losgezogen, um nach Essen, Trinken und Arbeit zu su­­chen. Der Vater hatte als Kamelhirte Geld verdient, doch viele Tiere sind in den Flu­­ten um­­gekommen. Alles hatte damit be­­gonnen, dass es Mitte Juni zu regnen begann. Das ist in Pakistan zwi­­schen Juni und September erst einmal nichts Ungewöhnliches. Es herrscht dann Monsun, die alljährliche Sommerregenzeit. Doch im Laufe dieser Zeit rauschte viermal so viel Wasser vom Himmel wie sonst üb­­lich. Die Wassermassen stürz­­ten aus dem Norden des Landes heran, die Flutwelle begrub schließ­­lich ganze Landschaften unter sich.

Pakistan: Rukhsana sitzt auf dem Boden mit einem dunkel-braunen Huhn im Schoß.

Nur ein dunkel-braunes Huhn ist der Familie geblieben. Mit ihm kuschelt Rukhsana zum Trost.

© UNICEF/UN0701807/Zaidi

„Mir ging das Wasser bis hier“, er­­innert sich Rukhsana und zeigt auf ihre Schulter. Mindestens 1700 To­­desopfer forderte die Über­­schwem­mung – und sie zerstörte Millionen Häuser. Mehr als drei Millionen Kinder brauchen nach der Katastrophe die Unterstützung von Hilfsorga­nisationen. UNICEF ist vor Ort und versorgt sie mit dem Nötigsten, auch Rukhsana. Ein kleiner Trost ist ihr außerdem ge­­blieben: Eines der Hüh­­ner hat überlebt. Wann immer sie traurig ist, schlingt sie die Arme um das Tier und kuschelt mit ihm.

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Verena Linde, Textredakteurin beim Kindermagazin GEOlino
Autor*in Verena Linde

Verena Linde ist Textredakteurin beim Kindermagazin GEOlino und schreibt dort unter anderem über UNICEF-Projekte aus aller Welt.