© UNICEF/UN0543146/FaheemMalediven: Fathimath spaziert mit einem KLassenkameraden am Strand entlang.
Kinder weltweit

Heimat in Gefahr

Die 15-jährige Fathimath lebt auf Dhiffushi, einer von über 1000 Malediven-Inseln mitten im Indischen Ozean. Doch die ist durch den Klimawandel bedroht.


von Verena Linde

Fathimaths Schule liegt an einem weißen Strand. Vom Gebäude aus sind es gerade einmal 30 Meter bis zum Wasser – meistens. Denn mehrmals im Jahr treibt das Meer es über den Schulhof bis an das Gebäude heran. „Wir ziehen dann Schuhe und Strümpfe aus, stecken sie in unsere Schultaschen und waten barfuß über den Schulhof bis zum Ge­bäude“, erzählt die 15-Jährige. Steht das Wasser besonders hoch, lassen sich die Türen nicht mehr öffnen. Das bedeutet: schulfrei – und passiert mindestens dreimal im Jahr. Doch Fathimath kann sich nicht darüber freuen. Sie weiß, dass das erst der Anfang ist.

Malediven: Fathimat steht mit ihren Schulbüchern in der Hand am Strand.

Ihre Schulbücher liegen Fathimath sehr am Herzen. Sie weiß: Bildung ist ihre Chance auf eine gute Zukunft.

© UNICEF/UN0543151/Faheem

Die Malediven sind ein Inselstaat im Indischen Ozean. Die meisten der 1196 Inseln liegen wie
Dhiffushi nicht mehr als einen Meter über dem Meeresspiegel. Steigt das Wasser, steht es den Menschen hier nach kurzer Zeit buchstäblich bis zum Hals.
Den Klimawandel und den da­durch steigenden Meeres­spiegel bekommt Fathimath also hautnah zu spüren. Sie erinnert sich noch genau daran, dass der Strand früher deutlich breiter, der Weg vom Schulgebäude zum Meer viel weiter war als nur 30 Meter.

Malediven: Sandsäcke bilden eine Mauer, um das Meer zurückzuhalten.

Auf Dauer können Sandsäcke das Meer nicht aufhalten. Wegen des steigenden Meeresspiegels drohen viele der 1196 Malediven-Inseln unterzugehen.

© UNICEF/UN0543186/Faheem

Um vor allem bei Stürmen den Ozean aufzuhalten, türmen die Menschen am Strand Sandsäcke auf oder errichten Barrieren aus Beton. Diese sollen dafür sorgen, dass die Fluten nicht noch mehr Sand vom Strand fortspülen. Schon jetzt ist die Insel winzig: nicht einmal einen Kilometer lang und nur 200 Meter breit. Um sie zu Fuß zu umrunden, braucht Fathimath kaum eine Viertelstunde.

Malediven: Fathimath spaziert mit ihrem Vater und ihrem Bruder am Hafen entlang, neben ein paar kleinen Booten.

Bei einem Spaziergang am Hafen mit ihrem Vater und ihrem neunjährigen Bruder Anjal spricht Fathimath über ihre Sorgen.

© UNICEF/UN0543218/Faheem

So klein sind viele Inseln der Malediven. Logisch, dass es nicht auf jeder ein Krankenhaus, eine Feuerwehr­station und staatliche Helferinnen und Helfer gibt, die nach einer schweren Flut oder einem anderen Unglück mit anpacken könnten. Damit die Menschen dem Wasser nicht hilflos ausgeliefert sind, bildet UNICEF seit ein paar Jahren örtliche Notfallteams aus. Darin lernen vor allem junge Insel-Bewohnerinnen und -Bewohner, wie sie Erste Hilfe leisten oder wie man Kinder in Krisensituationen schützt.

Malediven: Die Insel Dhiffushi von oben.

Fathimaths Heimat-Insel Dhiffushi ist nicht einmal einen Kilometer lang, 200 Meter breit - und dicht bewohnt.

© UNICEF/UN0543175/Faheem

Fathimath hat trotzdem Angst, dass das Wasser weiter steigt und ihr eines Tages ihre Heimat nimmt. Dagegen hilft ihr nur eines – lernen. Sie weiß: Nur mit einer guten Ausbildung kann sie sich in der Not auch an einem anderen Ort eine Zukunft aufbauen.

logo-geolino-gastbeitrag
Verena Linde, Textredakteurin beim Kindermagazin GEOlino
Autor*in Verena Linde

Verena Linde ist Textredakteurin beim Kindermagazin GEOlino und schreibt dort unter anderem über UNICEF-Projekte aus aller Welt.