Heimat in Gefahr
Die 15-jährige Fathimath lebt auf Dhiffushi, einer von über 1000 Malediven-Inseln mitten im Indischen Ozean. Doch die ist durch den Klimawandel bedroht.
Fathimaths Schule liegt an einem weißen Strand. Vom Gebäude aus sind es gerade einmal 30 Meter bis zum Wasser – meistens. Denn mehrmals im Jahr treibt das Meer es über den Schulhof bis an das Gebäude heran. „Wir ziehen dann Schuhe und Strümpfe aus, stecken sie in unsere Schultaschen und waten barfuß über den Schulhof bis zum Gebäude“, erzählt die 15-Jährige. Steht das Wasser besonders hoch, lassen sich die Türen nicht mehr öffnen. Das bedeutet: schulfrei – und passiert mindestens dreimal im Jahr. Doch Fathimath kann sich nicht darüber freuen. Sie weiß, dass das erst der Anfang ist.
Die Malediven sind ein Inselstaat im Indischen Ozean. Die meisten der 1196 Inseln liegen wie
Dhiffushi nicht mehr als einen Meter über dem Meeresspiegel. Steigt das Wasser, steht es den Menschen hier nach kurzer Zeit buchstäblich bis zum Hals.
Den Klimawandel und den dadurch steigenden Meeresspiegel bekommt Fathimath also hautnah zu spüren. Sie erinnert sich noch genau daran, dass der Strand früher deutlich breiter, der Weg vom Schulgebäude zum Meer viel weiter war als nur 30 Meter.
Um vor allem bei Stürmen den Ozean aufzuhalten, türmen die Menschen am Strand Sandsäcke auf oder errichten Barrieren aus Beton. Diese sollen dafür sorgen, dass die Fluten nicht noch mehr Sand vom Strand fortspülen. Schon jetzt ist die Insel winzig: nicht einmal einen Kilometer lang und nur 200 Meter breit. Um sie zu Fuß zu umrunden, braucht Fathimath kaum eine Viertelstunde.
So klein sind viele Inseln der Malediven. Logisch, dass es nicht auf jeder ein Krankenhaus, eine Feuerwehrstation und staatliche Helferinnen und Helfer gibt, die nach einer schweren Flut oder einem anderen Unglück mit anpacken könnten. Damit die Menschen dem Wasser nicht hilflos ausgeliefert sind, bildet UNICEF seit ein paar Jahren örtliche Notfallteams aus. Darin lernen vor allem junge Insel-Bewohnerinnen und -Bewohner, wie sie Erste Hilfe leisten oder wie man Kinder in Krisensituationen schützt.
Fathimath hat trotzdem Angst, dass das Wasser weiter steigt und ihr eines Tages ihre Heimat nimmt. Dagegen hilft ihr nur eines – lernen. Sie weiß: Nur mit einer guten Ausbildung kann sie sich in der Not auch an einem anderen Ort eine Zukunft aufbauen.