Tipps für Eltern: Babys richtig stillen
Was ist das Beste für Ihr Baby? Wenn es ums Stillen geht, hat eine junge Mutter viele Fragen und bekommt ganz verschiedene Antworten, die verwirren können. Wir schauen uns die 13 größten Mythen über das Stillen an und zeigen: Stillen ist wichtig und sollte angenehm für Mutter und Säugling sein.
Die 13 größten Mythen des Stillens und was dahintersteckt
Gemeinsam mit Stillberaterin und Stillforscherin Dr. Michele Griswold decken wir die 13 größten Mythen über das Stillen auf:
1. Mythos: Stillen ist ganz einfach.
Stillen – das bedeutet Zeit, Geduld und Gewöhnung für Mutter und Kind. Babys werden mit einem natürlichen Suchreflex geboren, der ihnen hilft, die Mutterbrust zu finden. Trotzdem brauchen Mütter in den ersten Lebensmonaten ihres Babys Unterstützung, damit sie ihr Neugeborenes richtig an die Brust anlegen und die richtige Stillposition finden. Es dauert meist etwas, bis Mutter und Kind ihren Stillrhytmus gefunden haben.
Stillen ist außerdem zeitintensiv. Stillende Frauen brauchen daher Raum und Ruhe – ob zuhause oder wieder im Beruf.
2. Mythos: Stillen tut weh – wunde Brustwarzen sind normal.
Falsch, Stillen sollte nicht schmerzen! Viele Mütter fühlen sich unwohl in den ersten Wochen, in denen sie lernen richtig zu stillen. Die richtige Stillposition und das korrekte Anlegen des Säuglings an die Brust können wunde Brustwarzen und Brustentzündungen verhindern. Stillkissen können beim Anlegen unterstützen.
Sie wollen beim Stillen unterstützt werden? Kein Problem: Stillberater*innen, Hebammen und andere qualifizierte Fachkräfte begleiten Mütter bei den ersten Schritten, wie z.B. beim Finden der richtigen Stillposition, und darüber hinaus.
Sie suchen eine Stillberaterin oder einen Stillberater in Ihrer Nähe? Sprechen Sie dazu Ihre Frauenärztin oder den Kursleiter des Geburtsvorbereitungs-Kurses an. Vielleicht gibt es sogar Stilltreffen in Ihrer Nähe.
3. Mythos: Die Brustwarzen müssen vor dem Stillen gewaschen werden.
Es ist nicht nötig und auch nicht gut, die Brustwarzen vor dem Stillen zu säubern. Denn Säuglinge sind an Geräusche wie Gerüche ihrer Mutter gewöhnt. Die Brustwarzen produzieren eine Flüssigkeit, die sogar gut für Babys ist. Sie enthält nämlich "gute Bakterien", die helfen das Immunsystem aufzubauen.
4. Mythos: Damit die Mutter sich ausruhen kann, müssen Mutter und Baby nach der Geburt getrennt werden.
Das ist ein Mythos. Ärzt*innen, Krankenpfleger*innen und Hebammen ermutigen nach der Geburt zum Haut-an-Haut-Kontakt – auch "Bonding" oder "Känguru-Pflege" genannt. Der Hautkontakt ist wichtig: Denn er hilft den Neugeborenen, beim Stillen die Brust zu finden.
Es ist also fürs Stillen hilfreich, wenn Mutter und Kind diesen Haut-Kontakt direkt nach der Geburt wiederholt erleben können. Sollte die Mutter dazu nicht in der Lage sein, kann auch ein anderes Familienmitglied einspringen.
5. Mythos: Nur leichte Kost für stillende Mütter während der Stillzeit!
Falsch! Auch stillende Mütter sollten sich ausgewogen und nährstoffreich ernähren. Babys gewöhnen sich bereits während der Schwangerschaft im Mutterleib an die Ernährungsgewohnheiten der Mutter. Es gibt keinen Grund, die Ernährung in der Stillzeit zu ändern.
Wenn Sie bemerken, dass Ihr Säugling doch auf eine bestimmte Nahrung reagiert, die Sie zu sich nehmen, fragen Sie am besten Ihren Arzt oder ihre Ärztin um Rat.
6. Mythos: Sport verändert den Geschmack der Muttermilch.
Bewegung ist gesund – auch für stillende Mütter. Es gibt keinen Beleg dafür, dass Sport den Geschmack der Muttermilch verändert.
7. Mythos: Mütter können nur stillen, wenn sie damit direkt nach der Geburt beginnen.
Nicht ganz! Ja, in der ersten Stunde nach der Geburt ist es am einfachsten, mit dem Stillen zu beginnen. Dann sind die natürlichen Reflexe des Neugeborenen noch am stärksten. Wenn die Mutter das Baby nicht gleich nach der Geburt an die Brust legen kann, sollte sie dies so bald wie möglich tun. Daher empfehlen UNICEF und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auch, in der ersten Stunde nach der Geburt mit dem Stillen zu beginnen.
Wenn Mütter Hilfe beim Stillen in diesen ersten Stunden brauchen, können sie sich an Stillberater*innen und Hebammen wenden. Darüber hinaus der Tipp: Beim Stillen helfen der häufige Haut-zu-Haut-Kontakt und das wiederholte Anlegen des Babys an die Brust.
8. Mythos: Wenn eine Mutter stillt, darf sie keine Babymilch-Produkte verwenden.
Jede Mutter entscheidet selbst, ob sie ihr Baby neben Muttermilch auch mit alternativer Säuglingsnahrung füttern möchte. Wichtig dabei: Informieren Sie sich mithilfe von unabhängigen Informationen über diese Milchprodukte. Neben der Alternative zur Muttermilch sollte die Mutter ihrem Baby weiterhin so oft wie möglich die Brust geben. So läuft die natürliche Milchproduktion weiter. UNICEF und WHO empfehlen, Neugeborene in den ersten sechs Monaten ihres Lebens ausschließlich zu stillen.
Nützlicher Tipp: Entwerfen Sie gemeinsam mit Ihrer Hebamme oder Ihrem Stillberater Ihren individuellen Stillplan. Dieser soll Ihren Bedürfnissen und denen Ihres Babys entsprechen.
9. Mythos: Viele Mütter produzieren nicht genug Muttermilch für ihr Baby.
Fast alle Mütter produzieren eine ausreichende Milchmenge für ihr Baby. Die Milchbildung hängt davon ab, wie gut und häufig die Mutter ihr Baby an die Brust legt und wie gut das Baby saugt und die Milch aufnehmen kann.
Stillen ist übrigens nicht nur ein Ein-Frau-Job! Damit Mutter und Kind gesund bleiben, brauchen sie Unterstützung z.B. von einem Stillberater oder einer Stillberaterin. Die beste Mutter ist eine gesunde Mutter: Neben den Säuglingen dürfen die Mütter nicht zu kurz kommen. Stillende Frauen müssen gut essen und trinken und im Alltag entlastet werden.
Schenken Sie Kindern einen guten Start ins Leben
Mütter und Väter weltweit verbindet ein Wunsch: dass ihre Kinder gesund, geborgen und glücklich sind. Doch in Kriegs- und Krisengebieten bedrohen Hunger und Krankheiten das Leben vieler Mädchen und Jungen. UNICEF hilft mit sauberem Wasser, Spezialnahrung und Impfungen. Helfen Sie mit!
10. Mythos: Eine Frau darf nicht stillen, wenn sie krank ist.
Je nach Art der Erkrankung können Mütter auch dann stillen, wenn sie krank sind. In jedem Fall sollten erkrankte Frauen, die stillen, sich richtig medizinisch behandeln lassen, sich ausruhen, essen und viel trinken. Ganz natürlich werden in vielen Fällen dabei auch die Abwehrkräfte des Babys gestärkt. Denn Mütter geben ihre Antikörper, welche sie in ihrer Krankheit bilden, mit der Muttermilch an ihre Babys weiter.
Frauen sollten im Falle einer Behandlung ihren Arzt oder ihre Ärztin darüber informieren, wenn sie stillen. Bestimmte Medikamente sollten stillende Frauen zu einem bestimmen Zeitpunkt, in einer bestimmten Dosierung oder einer alternativen Rezeptur einnehmen. Informieren Sie auch den Kinderarzt oder die Kinderärztin über Medikamente, die Sie während der Stillzeit einnehmen.
11. Mythos: Babys, die gestillt werden, sind anhänglich.
Alle Babys sind unterschiedlich. Einige sind anhänglich, andere nicht – egal, wie ihre Mutter sie füttert. Fakt ist: Muttermilch ist die beste Nahrung für Säuglinge, z.B. für die Entwicklung ihres Gehirns. Natürlich halten Mütter Babys, die gestillt werden, oft im Arm. Stillen fördert dadurch die Mutter-Kind-Bindung.
12. Mythos: Es ist schwieriger abzustillen, wenn Frauen länger als ein Jahr stillen.
Dafür gibt es keine Belege. Andererseits gibt es Belege dafür, dass es positiv für Mutter und Kind ist, wenn die Mutter das Baby bis zum zweiten Lebensjahr stillt. Ganz klar: Alle Mütter und Babys sind unterschiedlich. Es liegt an Mutter und Kind gemeinsam herauszufinden, wie lange die Stillzeit dauern darf. Generell gilt: Ihr Kind wird es Ihnen zeigen, wenn es bereit für Beikost ist.
13. Mythos: Wenn Mütter wieder in den Job einsteigen, müssen sie ihre Babys abstillen.
Zurück in den Job trotz Stillen? Das machen viele Mütter. Zum Thema Stillen am Arbeitsplatz gibt es je nach Land unterschiedliche Richtlinien. Je nach Arbeitssituation haben stillende Frauen im Job verschiedene Möglichkeiten: Wenn der Arbeitgeber es erlaubt, kann die Mutter zum Stillen nach Hause fahren. Sie kann aber auch Familie oder Freunde bitten, ihr Baby zum Stillen auf der Arbeit vorbeizubringen. Oder sie pumpt die Muttermilch ab, so dass jemand anderes ihren Säugling füttern kann, während sie arbeitet.
Sollte das alles für Sie nicht möglich sein, können Sie die Muttermilch abpumpen, lagern und Ihrem Baby direkt nach Feierabend füttern. Oder Sie entscheiden sich, Ihrem Kind ab und zu Muttermilchersatz zu füttern. In diesem Fall denken Sie daran: Am besten für Ihr Baby ist es, weiter zu stillen, so oft es Ihnen möglich ist.
Still-Kurs mit Stillexpertin Dr. Michele Griswold
Wichtig ist: Keine Stille ums Stillen! Es hilft, mit anderen Müttern oder Still-Expert*innen zu reden und sich auszutauschen. Viele Frauen machen ähnliche Erfahrungen und fragen sich die gleichen Fragen.
Dr. Michele Griswold ist anerkannte Stillberaterin, Krankenschwester und Stillforscherin. Die häufigsten Fragen zum Stillen beantwortet sie in diesem Video:
** Dieser Blogbeitrag wurde für Sie übersetzt. Er entstand in Zusammenarbeit mit Dr. Michele Griswold. Sie ist Stillberaterin, Hebamme und forscht zum Thema Stillen. Dr. Griswold engagiert sich im "Global Breastfeeding Collective" der WHO und UNICEF, das sich bei Regierungen und in der Gesellschaft für mehr Unterstützung für Mütter beim Stillen einsetzt.