Tag 3: Säureopfer und ihre Geschichten

Wir besuchen noch einmal ASF, die Acid Survivors Foundation. Denn noch mehr Frauen wollen uns ihre Geschichte erzählen, auf die ungeheuerlichen Gräueltaten aufmerksam machen, die in Bangladesch an der Tagesordnung stehen.

Im Büro der Acid Survivors Foundation. ©Steven Pan/UNICEF/RTL II
© Steven Pan/UNICEF/RTL II

Die Frauen freuen sich sehr, dass wir zurückgekommen sind, um noch mehr über ihre Schicksale zu erfahren.
Während unser Kameramann Aufnahmen macht, nimmt mich eine der Frauen zur Seite. Die kleine Shima, selbst Opfer einer Säureattacke, hat heute ihren siebten Geburtstag. Sie hat Angst, dass durch unseren Besuch ihr besonderer Tag vergessen würde. Pustekuchen!

Und so dürfen wir bei einer herrlich bunten Geburtstagsparty dabei sein. Alle singen gemeinsam Happy Birthday, und dann gibt es eine große Torte. Glücklich bläst Shima die Kerzen aus. Ihre zehnjährige Freundin Babli führt ihr zu Ehren sogar einen traditionellen Tanz auf. Ich spüre den unglaublich starken Zusammenhalt der Kinder und Frauen, denn schließlich haben sie alle dasselbe durchmachen müssen. Die fünfjährige Kushi wird diese Unterstützung brauchen, wenn sie alt genug ist zu begreifen, dass sie ihr Leben lang entstellt sein wird. Noch ist sie fest davon überzeugt, dass ihre Narben verschwinden und ihr Haare wieder wachsen werden.

Ein Tanz für Shima zum Geburtstag. ©Steven Pan/UNICEF/RTL II
© Steven Pan/UNICEF/RTL II


Roony, die mich gestern schon ein wenig in Dhaka begleitet hat, zeigt uns Kinderfotos – bevor sie mit Säure überschüttet wurde. Sie war wunderschön, liebte es zu angeln und mit ihren Freunden zu spielen. Mit zwölf wurde sie von einem älteren Schulkameraden verätzt, weil sie ihn abwies. Sie kann ihm nicht verzeihen. Das kann ich verstehen.

Dann gehe ich mit Lilly spazieren. Sie sieht aus wie 50, ist aber erst 27 Jahre alt und überall entstellt. Ihr Schicksal trifft mich besonders hart: Mit acht Jahren wurde sie an einen 45jährigen Mann aus ihrem Dorf verheiratet. Er erzwang sich den Gehorsam durch Schläge und Vergewaltigungen. Lilly lief davon, zurück zu ihren Eltern. Die entschieden, dass sie die nächsten Jahre erst einmal zu Hause leben sollte. Das wiederum gefiel dem Ehemann nicht. Er rächte sich mit einer nächtlichen Säureattacke.

„Niemand kann sich wirklich vorstellen, wie schmerzhaft das ist, wenn man es nicht selbst erlebt hat“, sagt Lilly. Da Säure in ihre Augen geriet, ist sie fast blind. Ihr einziger Lebensraum ist die ASF. Dort ist sie unter Menschen, die ein ähnliches Schicksal erlebt haben. Und sie kann neuen Opfern Mut machen und Hoffnung geben. Sie kann ihnen zeigen, dass das Leben weitergeht.

Zweiter Tag in der Acid Survivors Foundation

Besuch bei der ASF. ©Steven Pan/UNICEF/RTL II
Bild 1 von 5 © Steven Pan/UNICEF/RTL II
Sandra Thier beim Geburtstag von Shima. © Steven Pan/UNICEF/RTLII
Bild 2 von 5 © Steven Pan/UNICEF/RTLII
Geburtstagskuchen. ©Steven Pan/UNICEF/RTL II
Bild 3 von 5 © Steven Pan/UNICEF/RTL II
Ein Tanz für Shima zum Geburtstag. ©Steven Pan/UNICEF/RTL II
Bild 4 von 5 © Steven Pan/UNICEF/RTL II
Gemeinsamer Spaziergang. ©Steven Pan/UNICEF/RTL II
Bild 5 von 5 © Steven Pan/UNICEF/RTL II