Pressemitteilung

UNICEF: 150 Millionen Kinder weltweit bei Geburt nicht registriert „praktisch unsichtbar“

Neuer UNICEF-Bericht: Geburtenregistrierung nimmt weltweit stetig zu, große Lücken bleiben jedoch vor allem im südlichen Afrika bestehen

New York/Köln

Weltweit wurden laut UNICEF in den letzten fünf Jahren über 500 Millionen – oder fast acht von zehn – Kinder unter fünf Jahren bei der Geburt registriert. Das stellt einen bemerkenswerten Fortschritt bei der Sicherung der rechtlichen Identität weltweit dar.

Der heute am 78. Geburtstag von UNICEF veröffentlichte Bericht „Der richtige Start ins Leben“ ist die erste globale Datenerhebung zur Geburtenregistrierung seit 2019 und zeigt, dass seitdem der Anteil der registrierten Geburten von 75 Prozent auf 77 Prozent gestiegen ist. Dennoch sind demnach rund 150 Millionen Kinder unter fünf Jahren nicht registriert und fallen bei staatlichen Systemen häufig durch das Raster.

Sudan: Eine Gesundheitshelferin untersucht ein Neugeborenes

Im Sudan untersucht eine Gesundheitshelferin ein Neugeborenes.

© UNICEF/UNI551289/Elfatih

Dazu kommen über 50 Millionen Kinder, deren Geburten zwar eingetragen wurden, die aber keine Geburtsurkunde besitzen. Dieses wichtige Dokument dient als Nachweis der Registrierung und ist entscheidend für den Erwerb der Staatsbürgerschaft, zur Vermeidung von Staatenlosigkeit und zur Sicherung der Rechte der Kinder von Geburt an.

„Trotz Fortschritten werden zu viele Kinder nicht gezählt und nicht erfasst – sie sind in den Augen der Regierung oder des Gesetzes praktisch unsichtbar“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Jedes Kind hat das Recht, registriert zu werden und eine Geburtsurkunde zu erhalten, damit es anerkannt, geschützt und unterstützt wird.“

Die Geburtenregistrierung ist die Grundlage für den Schutz vor Missbrauch und Ausbeutung sowie Zugang zu wichtigen Dienstleistungen wie Bildung, Gesundheitsversorgung und Sozialleistungen. „Da UNICEF heute 78 Jahre Einsatz für die Rechte von Kindern feiert, begrüßen wir die Fortschritte, die für Millionen von Kindern mit Blick auf ihre rechtliche Identität erzielt wurden. Gleichzeitig fordern wir stärkere Anstrengungen, um sicherzustellen, dass jedes Kind überall auf der Welt bei der Geburt registriert wird“, sagte Russell.

Über die Hälfte der nicht registrierten Geburten in Subsahara-Afrika

Zum globalen Fortschritt haben größtenteils Länder beigetragen, die einer frühzeitigen Registrierung Priorität einräumten. Weitere Erfolgsfaktoren sind die Nutzung von bereits bestehenden Gesundheits-, Sozialschutz- und Bildungssystemen, Digitalisierung und die Abschaffung von Gebühren.

In der Region Lateinamerika und Karibik wurden 95 Prozent der Geburten registriert, in Ost- und Südostasien 94 Prozent und Zentral- und Südasien 78 Prozent. Subsahara-Afrika liegt mit durchschnittlich 51 Prozent deutlich dahinter, so dass dort über die Hälfte aller nicht registrierten Kinder der Welt leben (90 Millionen).

Innerhalb Subsahara-Afrikas gibt es jedoch große regionale Unterschiede. So liegt das südliche Afrika mit 88 Prozent an der Spitze, während Westafrika in den letzten 15 Jahren mit 63 Prozent die größten Zuwächse verzeichnete. Ostafrika und Zentralafrika liegen mit jeweils 41 Prozent dahinter. Einzelne Länder in Subsahara-Afrika haben große Fortschritte gemacht: So wurden zum Beispiel in Botswana nahezu alle Geburten registriert, in Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste) über 90 Prozent.

Angesichts insgesamt langsamer Fortschritte und einer rasch wachsenden Bevölkerung könnte es jedoch nach 2030 in Subsahara-Afrika – wo in den kommenden Jahrzehnten die Mehrheit der Kinder leben wird – über 100 Millionen nicht eingetragene Kinder geben, wenn der Anteil der Geburtenregistrierungen auf dem heutigen Niveau bleibt.

Hindernisse, vor denen viele Familien auf der ganzen Welt stehen, sind zum Beispiel mangelndes politisches Engagement, lange Entfernungen, fehlende Kenntnisse über den Registrierungsprozess, hohe Gebühren oder indirekte Kosten sowie mancherorts Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit oder Religion.

Um sicherzustellen, dass jedes Kind anerkannt und geschützt wird, fordert UNICEF:

  • Registrierung jedes Kindes bei der Geburt
  • Straffere Registrierungsprozesse
  • Nutzung von Gesundheits-, Sozialschutz- und Bildungsprogrammen zur Förderung der Geburtenregistrierung
  • Umsetzung wichtiger Rechtsreformen für inklusive und gerechte Personenstandsregister und Bevölkerungsstatistiken
  • Stärkung der Menschen in Gemeinden, um Geburtenregistrierung als Recht einzufordern.

Artikel 7 der UN-Kinderrechtskonvention bekräftigt das Recht jedes Kindes, seine Identität „unverzüglich“ nach der Geburt durch eine Geburtenregistrierung feststellen zu lassen.

Service für Redaktionen

» Den Bericht „The Right Start in Life. Global levels and trends in birth registration, 2024 update“ und die Daten finden Sie hier.

Die Schätzungen basieren auf vergleichbaren Daten, die zwischen 2014 und 2023 für eine Teilmenge von 173 Ländern erhoben wurden, die 98 Prozent der weltweiten Bevölkerung von Kindern unter 5 Jahren repräsentieren. Die neuesten verfügbaren Daten für rund 80 Prozent dieser Länder stammen aus den letzten fünf Jahren. Zu den Datenquellen gehören landesweit repräsentative Haushaltsbefragungen wie die Multiple Indicator Cluster Surveys (MICS) und Demographic and Health Surveys (DHS), Bevölkerungsstatistiken aus dem Melderegister, Volkszählungen und andere landesweit repräsentative Befragungen, die eine vergleichbare Methodik verwenden.

» Kostenfreies Bildmaterial im Rahmen der Berichterstattung steht hier zum Download zur Verfügung.

Ninja Charbonneau

Ninja CharbonneauSprecherin

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