Emilienne Malfatto, Frankreich
Irak: Fatma und Tiktum
„Al-banaat“, die Mädchen, nennt die Fotografin Emilienne Malfatto ihr einfühlsames Porträt zweier Schwestern, die in einer ländlichen Region im Süd-Irak aufwachsen. Und so unspektakulär wie der Titel ihrer Arbeit erscheint, ist auch der in zarten Bildern eingefangene Alltag von Fatma und Tiktum, deren Leben Malfatto über zwei Jahre hinweg verfolgt hat, und die jetzt sieben und neun Jahre alt sind. Doch für die Fotografin sind diese Bilder schon jetzt eine Erinnerung, in der sich der Verlust kindlicher Unbeschwertheit bereits ankündigt.
Sie hat viele Jahre im Irak verbracht, spricht Arabisch, weiß um die Bestrebungen einiger konservativer Kräfte, das Ehealter für Mädchen per Gesetz auf neun Jahre herabzusetzen. In einem Jahr, vielleicht in zweien, schreibt die Fotografin, werde sich Fatma, die Ältere der Geschwister verschleiern und „ordentlich verhalten“ müssen. In der Szene am Ufer des Euphrats probt sie es während ihres ersten Ramadan-Fastens; wie die Jungen zu baden, schickt sich nicht für sie.
Biografie: Emilienne Malfatto, Frankreich (Freie Fotografin)
Emilienne Malfatto, 1989 geboren, hat Politikwissenschaft in Frankreich und Soziologie und Fotografie in Kolumbien studiert, war Mitglied von Agence France Presse und wechselt seit 2015 als freie Fotografin zwischen Wohnsitzen im Irak und Europa.
Sie bevorzugt Langzeitprojekte, die ihr intime Einblicke in das Leben der Menschen geben: „hinter den Mauern und Türen“, wie sie sagt, „und hinter den Schleiern“. Malfattos Foto-Reportagen sind unter anderem in „Washington Post“, „New York Times“, „Le Monde“ und im „Figaro“erschienen.