UNICEF-Foto des Jahres: Unser Müll in Afrika
„Elektroschrott gesucht“ – Zettel mit dieser oder einer ähnlichen Aufforderung an Haustüren und Straßenlaternen weckten seine Neugier. Kai Löffelbein, der Fotografie in Hannover studiert, wollte wissen, was eigentlich mit unseren ausrangierten Hightech-Geräten passiert… und landete in Ghana. Besser gesagt auf den Müllbergen von Agbogbloshie, der größten Elektroschrottdeponie der Welt. Seine Reportage über diesen „Vorhof zur Hölle“ wurde nun mit dem UNICEF-Foto des Jahres 2011 ausgezeichnet.
Die Luft ist stickig im Raum der Pressekonferenz. Kein Stuhl ist mehr frei. Einige Journalisten müssen stehen. Kai Löffelbein erzählt von den drei Wochen im Sommer 2011, in denen er Kinder und Erwachsene bei ihrer Arbeit in Agbogbloshie begleitet hat. Und dass 100.000 Tonnen Elektroschrott aus Deutschland jährlich dort und auf ähnlichen Müllkippen landen.
Die Bilder zeigen die Schattenseite des technologischen Fortschritts. Sie rütteln auf. Giftige Dämpfe, verrußte Hände, schwelende Feuer, verseuchte Landschaft. Menschen, die ihre Gesundheit ruinieren, um ein wenig Geld zu verdienen. Kinder auf der Jagd nach Edelmetallen aus den Resten von Festplatten und Monitoren statt beim Schulunterricht.
„Welcome to the Club“
Der Nachwuchsfotograf freut sich sichtlich über die Auszeichnung, die ihm UNICEF-Schirmherrin Bettina Wulff übergibt, über das Lob der Experten und die Glückwünsche der Kollegen. Diese kommen sogar aus weiter Ferne: Der amerikanische Fotograf Ed Kashi, Gewinner des Wettbewerbs 2010, gratuliert ihm telefonisch mit einem herzlichen „Welcome to the Club“.
In den 11 Jahren des internationalen Wettbewerbs haben Bilder von Fotografen aus mehr als 50 Ländern die Jury jedes Jahr aufs Neue in ihren Bann gezogen und gleichzeitig vor eine schwierige Entscheidung gestellt. Die Themen und Schauplätze der Reportagen sind vielfältig. Alle aber zeigen die Lebenssituationen von Kindern auf besondere Art und Weise. Wie auch das UNICEF-Foto des Jahres 2011 mit dem Jungen auf den Müllhalden von Agbogbloshie.
Kai Löffelbein wünscht sich, dass seine Bilder die Menschen zum Nachdenken bringen. Vielleicht wird ja so manch einer in Zukunft beim Anblick seines alten Computers an diesen Jungen aus Ghana im Sporttrikot und dem Gerippe eines alten Monitors in den Händen denken und sich fragen:
Was passiert eigentlich mit meinem alten Computer?