Der Verteidiger der Kindheit
Eine Erinnerung an Sir Peter Ustinov (1921 – 2004)
Im April 2002 schreib mir der zwölfjährige Fritzi aus Wien. In der „Schulamtwoche“ war Fritzi mit seiner Klasse unterwegs gewesen, um der vielen Toten der Weltkriege zu gedenken. So habe er den letzten Wienbesuch von Sir Peter Ustinov verpasst. „Ich und meine Eltern spenden regelmäßig für UNICEF“, und „Ich bin ein großer Bewunderer und Fan“, begründete er seinen Wunsch, ihm ein Autogramm des Weltstars zu besorgen.
Wenige Tage später traf ich Sir Peter in einem Cafe in Berlin. Er las den Brief, nahm einen Stift und antwortete:
Humor und Menschlichkeit
Dass das Leben eines Kindes ein großer menschlicher Erfolg sein möge, ist einer der schönsten Wünsche, die ich mir vorstellen kann. Das wahre Maß des Erfolgs war für Sir Peter die Bewahrung der Menschlichkeit im Gelingen. Darin unterschied er sich von den meisten berühmten Menschen. Bei allem Spaß an Selbstdarstellung und Parodie blieb er bescheiden, ein „Findling eben“, wie ihn der Schriftsteller Roger Willemsen genannt hat: einmalig, unübersehbar, fest auf dem Boden der Tatsachen.
Die internationale UNICEF-Direktorin Carol Bellamy versuchte mir einmal die Reform der Vereinten Nationen zu erklären. Sie sprach so schnell, dass ich ihr in ihrem harten New Yorker Akzent kaum folgen konnte. Sir Peter nahm nach einiger Zeit lächelnd ihre Hand und sagte sanft „Oh Carol, I like when you are working…“
Mr. UNICEF
Sir Peter Ustinov hat bei aller Weltläufigkeit und Vielseitigkeit (er trug immerhin 14 Ehrendoktorwürden), immer das Kind in sich verteidigt. Denn die Kindheit war für ihn das Symbol dafür, dass wir alle gleich sind und auf eine bessere Zukunft hoffen. Diese Haltung hat ihn für immer zu „Mr. UNICEF“ gemacht.
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