© UNICEF/UNI377095/Prasad NgakhusiIsrail lernt fleißig in der Schule.
Kinder weltweit

Schule in Nepal: Israil lernt leise

Viele Jahre ackerte der neunjährige Israil aus Nepal mit seiner Mutter auf dem Feld. Zur Schule gehen? Kam gar nicht infrage! Doch dann begegnete er Menschen, die ahnten, was in ihm steckt.


von Autor Bea Riebesehl

Der Bleistift ist angespitzt, sein Rücken durchgedrückt, der Blick konzentriert: Israil sitzt zwischen seinen kichernden Klassenkameraden, als käme er von einem anderen Stern. Alles an ihm scheint zu schreien: Ich will lernen!

Wirklich seine Stimme zu erheben käme dem Neunjährigen nicht in den Sinn. Denn Israil ist sehr schüchtern. Im Unterricht müssen die Lehrer ganz genau hinhören, um seine Antworten zu verstehen, so leise spricht er. Doch was Israil zu sagen hat, stimmt so gut wie immer.

Israil spielt auf dem Pausenhof.

Auf dem Pausenhof vergisst Israil seine schüchternheit und tobt mit den anderen Kindern herum.

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Seine Lehrer an der Gyan-Sagar-Schule in der Stadt Nepalganj im Südwesten Nepals staunen jeden Tag: Dieser Junge, der bis vor gut einem Jahr noch auf dem Feld ge­ackert hat, scheint wie fürs Lernen gemacht. Fast mühelos löst er alle Aufgaben.

Israil beherrscht die lateinischen Buchstaben.

Bild 1 von 4 | Natürlich finder Israil das E an der Tafel! Die lateinischen Buchstaben beherrscht er alle. Und das, obwohl in Nepal meist andere Schriftzeichen verwendet werden.

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Bild 2 von 4 | Israils Mutter ist stolz auf ihren Sohn.

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Bild 3 von 4 | Israil ist glücklich eine Schule besuchen zu dürfen.

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Bild 4 von 4 | Zuhause muss Israil Hausaufgaben für die Schule erledigen.

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Um ein Haar hätte niemand entdeckt, was in Israil steckt. Denn in Nepal ist der Weg zu guter Bildung steinig – im Wortsinn: In dem asiatischen Land türmen sich die Bergriesen des Himalaya-Gebirges. Vielerorts gelangt man nur zu Fuß von A nach B, die nächste Schule liegt für viele fern. Auch deshalb kann jeder dritte Nepalese nicht lesen und schreiben. Die meisten Menschen arbeiten in der Landwirtschaft. Auch Israils Mutter.

Israil und seine Mutter.

Anfangs wollte Israils Mutter ihren Sohn nicht zur Schule schicken. Doch seit sie sieht was er leistet, ist sie sehr stolz.

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Sie lebt allein mit ihrem Sohn. Um den Lebensunterhalt zu verdienen, schuftet sie auf Feldern fremder Bauern. Israil nahm sie schon als Kleinkind mit, bald packte auch er mit an. Trotzdem reichte der Lohn oft kaum für eine richtige Mahlzeit. Israil zur Schule zu schicken wäre ihr nie in den Sinn gekommen.

Doch Sozialarbeiter einer Partnerorganisation von UNICEF wurden auf den Jungen aufmerksam. Sie kämpfen gegen Kinderarbeit und versuchen, die Eltern zu überreden, ihre Söhne und Töchter zur Schule gehen zu lassen.

In Israils Fall boten sie der Mutter einen Handel an: Wenn sie ihren Sohn zur Schule schickt, bekommt sie dafür finanzielle Unterstützung – und zwei Ziegen. Anfangs zögerte sie. Kinderarbeit ist in Nepal so normal, dass die Menschen nicht sofort einsehen, warum sie auf das zusätzliche Einkommen verzichten sollen.

Eine Hilfsorganisation überließ Israils Familie zwei Ziegen.

Tierisch Glück gehabt: Eine Hilfsorganisation überließ Israils Familie zwei Ziegen und etwas Geld. Seitdem muss der Junge nicht mehr schuften und kann zur Schule gehen.

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Schließlich nahm Israils Mutter das Angebot doch an – und zweifelt heute überhaupt nicht mehr an ihrer Entscheidung. Wenn sie ihrem Sohn bei den Hausaufgaben zusieht, wie er schreibt und rechnet, dann ist sie einfach nur stolz. Das spürt Israil, und es gibt ihm Kraft, sich weiter anzustrengen und am nächsten Tag in der Schule vielleicht ein kleines bisschen lauter zu sprechen.

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Bea Riebesehl
Autor*in Bea Riebesehl

Bea Riebesehl schreibt zur Zeit als Praktikantin für GEOlino.