© UNICEF/UN0135645/RichUNICEF-Botschafterin Muzoon: Portrait von Muzoon.
Kinder weltweit

Lesetipp: Mit einem Koffer voller Bücher

Die UNICEF-Botschafterin Muzoon Almellehan (22) im Gespräch über ihr neues Buch für ganz junge Leser.


von Autor Tim Rohde

Als die Bombardierung ihrer Heimatstadt Daraa im Südwesten Syriens beginnt, ist Muzoon Almellehan 14 Jahre alt und in der 9. Klasse. Im Februar 2013 beschließen ihre Eltern gemeinsam mit ihr und den drei jüngeren Geschwistern aus Syrien zu fliehen.

Ihre Flucht führt die Familie nach Za’atari, das riesige Flüchtlingslager im Norden Jordaniens. 18 Monate lebt Muzoon zusammen mit ihrer Familie dort, bis sie und ihre Angehörigen das Lager verlassen und in das Flüchtlingslager Azraq umziehen müssen. Hier lernt Muzoon die Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai kennen, die das Lager besucht.

UNICEF-Botschafterin: Muzoon sitzt in einem Klassenzimmer im Flüchtlingslager

Malala (Zweite von links) und Muzoon (Dritte von links) im Flüchtlingslager Za’atari, Jordanien 2014

© UNICEF/UNI158223/El Ouerchefani

Malala ist es auch, die Muzoon Ende 2015 voller Freude in Großbritannien willkommen heißt: Denn hier finden sie und ihre Familie endlich ein neues und richtiges Zuhause. Malala und Muzoon, mittlerweile längst enge Freunde, verbindet ihr Einsatz für die Rechte von Kindern und insbesondere für eine gute Bildung.

Bereits im Flüchtlingslager setzt sich Muzoon dafür ein, dass vor allem mehr Mädchen die Möglichkeit haben, die Schule zu besuchen. Dieses Engagement hat sie seither fortgeführt. Für ihren beharrlichen Einsatz wurde Muzoon 2017 im Alter von 19 Jahren zur weltweit jüngsten internationalen UNICEF-Botschafterin ernannt.

"Lesen macht Spaß!"

Nun hat Muzoon ein Buch über ihre Geschichte und ihr Engagement für Bildung geschrieben. „Mit einem Koffer voller Bücher“ erzählt eindrücklich von ihrer Flucht, auf der sie nichts weiter mitnahm als einen Koffer mit all ihren Büchern. „Schon als Kind wusste ich, dass Bildung der Schlüssel für meine Zukunft war. Deshalb waren meine Bücher auch das Einzige, was ich mitnahm, als wir aus Syrien flohen", sagt Muzoon.

Mit einem Koffer voller Bücher
© Verlag Friedrich Oetinger / Illustration: Friederike Ablang

Das Buch richtet sich an die ganz jungen Leser, die „Lesestarter“. Muzoon möchte ihnen die Freude am Lesen nahebringen und den Spaß am Lernen fördern. „Mit einem Koffer voller Bücher“ ist im Oetinger Verlag erschienen. Jenny Selchow vom Oetinger Verlag hat der UNICEF-Botschafterin einige Fragen gestellt:

Wie bist du auf die Idee gekommen, ein Buch für Lesestarter*innen zu schreiben? Was war deine Motivation?

Muzoon Almellehan: Tatsächlich kam der Verlag auf mich zu und fragte mich, ob ich nicht ein Buch über mein bisheriges Leben schreiben wollte. Ich war sofort Feuer und Flamme und habe der Idee direkt zugestimmt. Mein gesamtes Engagement dreht sich um Kinderrechte und darum, dass insbesondere Kinder niemals die Dinge aufgeben sollten, die ihnen etwas bedeuten. Das Buch ist ein weiterer Baustein dieses Engagements. Damit kann ich noch mehr Kinder erreichen, ihnen von meiner Geschichte erzählen und sie motivieren, für ihre Träume zu kämpfen, auch wenn sie eine herausfordernde Ausgangslage haben, so wie ich im Krieg.

Wie würdest du deine Verbindung zu Deutschland und den Menschen in Deutschland beschreiben?

Muzoon Almellehan: Ich glaube an eine starke Verbindung zwischen Menschen, egal ob wir aus Syrien oder Deutschland kommen oder wo wir leben. Wir alle möchten in Frieden leben und das Recht auf eine gute und sichere Zukunft haben. Wir können voneinander lernen, auch wenn wir unterschiedliche Erfahrungen gemacht und andere Herausforderungen erlebt haben. Die Menschen in Deutschland können zum Beispiel durch meine Geschichte motiviert werden, sich für das einzusetzen, was sie erreichen wollen. Und dass jeder Mensch zählt und wirklich etwas bewegen kann.

Du hast kürzlich dein Studium an der Newcastle Universität beendet. Was steht nun an? Was sind deine Pläne für die Zukunft?

Muzoon Almellehan: Das ist wirklich eine schwierige Frage und ich bin mir dessen noch nicht 100%ig sicher. Ich möchte gerne einen Job haben, der zu mir und dem, wofür ich einstehe, passt. Zunächst werde ich aber noch mit einem Masterstudiengang der Internationalen Beziehungen an der Universität weitermachen.

UNICEF-Botschafterin Muzoon steht glücklich im Internationalen Medienzentrum

Bild 1 von 9 | UNICEF-Botschafterin Muzoon Almellehan im Internationalen Medienzentrum des G20-Gipfels in Hamburg.

© UNICEF/Stefanie Truxa
Muzoon im Gespräch mit Bundeskanzlerin Merkel

Bild 2 von 9 | Das Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel war ein ganz besonderer Moment für Muzoon.

© UNICEF
G20: Muzoon und Alexander De Croo trafen sich am Vorabend des G20-Gipfels

Bild 3 von 9 | Alexander De Croo, stellvertretender belgischer Premierminister, und Muzoon trafen sich am Vorabend des G20-Gipfels bei einer Podiumsdiskussion zum Thema Bildung.

© UNICEF
G20: Muzoon mit Demi Lovato und der norwegische Ministerpräsidentin Erna Solberg

Bild 4 von 9 | Muzoon, die US-amerikanische Schauspielerin und Sängerin Demi Lovato und die norwegische Ministerpräsidentin Erna Solberg konnten sich vor dem Global Citizen Festival untereinander austauschen.

© UNICEF
G20: Muzoon mit Gordon Brown

Bild 5 von 9 | Mit Gordon Brown, ehemaliger britischer Premierminister und heute amtierender Sonderbeauftragter der UN für globale Bildung, hatte Muzoon einen Gleichgesinnten an ihrer Seite.

© UNICEF
Muzoon spricht mit Mark Rutte, Ministerpräsidenten der Niederlande

Bild 6 von 9 | Mark Rutte, Ministerpräsidenten der Niederlande, im Gespräch mit Muzoon.

© UNICEF
G20: Muzoon bei ihrer Rede beim Global Citizen Festivals

Bild 7 von 9 | Vor vielen tausend Besuchern des Global Citizen Festivals rief Muzoon (rechts neben Nadia Murad und Demi Lovato, Außen) die Staats- und Regierungschefs der G20 dazu auf, mehr in Bildung zu investieren.

© UNICEF
UNICEF-Botschafterinnen Muzoon und Shakira

Bild 8 von 9 | Zwei UNICEF-Botschafterinnen unter sich – im Rahmen des Global Citizen Festivals traf Muzoon die Sängerin Shakira.

© UNICEF
Muzoon mit dem Appell von UNICEF: "Kindheit braucht Frieden"

Bild 9 von 9 | Muzoon unterstützt den Appell des Deutschen Komitees für UNICEF "Kindheit braucht Frieden".

© UNICEF
Tim Rohde
Autor*in Tim Rohde

Tim Rohde berichtet aus der Pressestelle über alle aktuellen UNICEF-Themen.