Meinung

Die gute Mafia für Kinderrechte


von Lena Dietz

Auf Lobby-Reise mit Marta Santos Pais

„There is one good mafia in the world and that is us“.

Marta Santos Pais begrüßt die Mitglieder der National Coalition mit einem breiten Lächeln. Ob ich die versammelten Vertreter der Kinderrechts-Organisationen in Deutschland als Mafia bezeichnen würde, weiß ich nicht. Aber der Inhalt der Aussage der UN-Sonderbeauftragten zu Gewalt gegen Kinder ist klar und zieht sich durch all ihre Gespräche: Wir haben alle das gleiche Ziel und wenn wir eng zusammenstehen und gemeinsam für die Sache kämpfen, dann können wir es erreichen – Kinderrechte für jedes Kind.

Marta ist in Berlin, um gemeinsam mit uns das 25-jährige Jubiläum der Kinderrechtskonvention zu feiern. Sie stellt mit uns den neuen UNICEF-Report vor, führt Gespräche mit Kinderrechtlern und Politikern, die Kinderrechts-Experten sind oder werden sollen.

Marta Santos Pais: Vorstellung des UNICEF-Reports 2014

Vorstellung des UNICEF-Reports 2014: Dr. Jürgen Heraeus (Vorstandsvorsitzender UNICEF Deutschland), Marta Santos Pais, Ralf Kleindiek (Staatssekretär im Familienministerium)

© UNICEF DT/2014/Schneider

Die Frau ist ein wahres Feuerwerk. Es ist eine Freude, ihr bei ihrer Arbeit zuzusehen und zuzuhören. Sie brennt für ihre Sache und der Funke springt buchstäblich auf jeden ihrer Gesprächspartner über. Mit ihr kann man einfach nicht nicht mit voller Kraft für die Kinderrechte kämpfen wollen.

Forderungen an die deutsche Politik

Marta Santos Pais, eine der „Mütter“ der UN-Kinderrechtskonvention und ehemalige Leiterin des UNICEF-Forschungszentrums, hat nicht nur viel Elan und Einsatzfreude aus New York mitgebracht, sondern auch ganz konkrete Empfehlungen an die deutsche Politik und Gesellschaft:

  1. Alle Regierungen müssen eine nationale, kindgerechte, ganzheitliche und interdisziplinäre Strategie gegen Gewalt gegen Kinder haben.
  2. Gewalt gegen Kinder muss überall und in allen Formen gesetzlich verboten und verfolgt werden.
  3. Jedes Land sollte eine unabhängige nationale Institution für Kinderrechte wie zum Bespiel eine Ombudsstelle einrichten, die dem besten Interesse des Kindes dient und die Beschwerden von Kindern entgegennimmt, wenn ihre Rechte in Gefahr sind.
  4. Investitionen in Forschung und in verlässliche Dateninformationen müssen verstärkt werden. Es gibt immer noch nur wenig und bruchstückhafte Information über Gewalt gegen Kinder. „You cannot ignore the power of data“, sagt sie immer wieder.

Kinder leiden am meisten unter Gewalt und Ausgrenzung

Auch wenn ihr Mandat sich auf das Thema Gewalt gegen Kinder bezieht, so ist ihre Mission dennoch die Umsetzung aller Kinderrechte. Gewalt und Ausgrenzung, so die Sonderbeauftragte des UN-Generalsekretärs, sind immer noch weltweit die größten Probleme.

Darüber spricht sie unter anderem mit Bundestagsabgeordneten verschiedener Fraktionen und Ausschüsse, mit dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs Johannes-Wilhelm Rörig und mit dem Menschenrechtsbeauftragten Christoph Strässer.

Marta Santos Pais mit Ekin Deligoez MdB

Bild 1 von 3 | Marta Santos Pais mit Ekin Deligöz, Bundestagsabgeordnete und UNICEF-Vorstand, nach einer Gesprächsrunde mit Parlamentariern aller Fraktionen.

© UNICEF DT/2014/Schneider
Marta Santos Pais mit Johannes Rörig

Bild 2 von 3 | Mit Johannes-Wilhelm Rörig tauschte sich Marta über sein Mandat aus und den Stand der Diskussion in Deutschland.

© UNICEF DT/2014/Schneider
Marta Santos Pais mit Christoph Strässer, Menschenrechtsbeauftragter

Bild 3 von 3 | Der Menschenrechtsbeauftragte Günter Strässer empfing Marta im Auswärtigen Amt.

© UNICEF DT/2014/Schneider

Zeit zu handeln

Marta ist Optimistin, sie lächelt viel und ist uneingeschränkt jedem gegenüber herzlich, freundlich, aufgeschlossen und entgegenkommend. Optimistisch muss sie angesichts der großen Herausforderungen in ihrem Job auch sein - aber sie ist gleichzeitig realistisch: Die Kinder der Welt hätten schon genug Versprechen und Ankündigungen gehört. „Es ist Zeit zu handeln!“

Und tatsächlich macht der Staatssekretär aus dem Familienministerium, der gemeinsam mit ihr auf dem Podium für die Pressekonferenz sitzt, nicht nur die Ankündigung, sich für die Aufnahme von Kinderrechten in das deutsche Grundgesetz einzusetzen. Er setzt auch ein ganz konkretes Datum für den Beginn eines umfassenden Monitorings der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland: 2015 soll es losgehen!

Über den 25. Geburtstag der Konvention sagt Marta: „It’s a great opportunity to reenergise the spirit of the convention”.

Dass wir die Gelegenheit hatten, mit ihr gemeinsam nicht nur den Gedanken der Kinderrechtskonvention mit neuer Energie zu beleben, sondern auch unsere eigenen Kinderrechts-Akkus wieder aufzuladen, dafür sind wir sehr, sehr dankbar.

Thank you, Marta!

Lena Dietz
Autor*in Lena Dietz

Lena Dietz berichtet aus der Kinderrechtsarbeit von UNICEF − vom Termin mit Abgeordneten bis zum Treffen mit internationalen Experten.