Kambodscha: Lisa ackert für ihre Zukunft
Jeden Nachmittag verbringt die zwölfjährige Lisa aus Kambodscha auf dem Feld. Dort hilft sie der Familie, Gemüse anzubauen. Oder sie schnappt sich ein Schulbuch und lernt. Schließlich hat sie einen großen Traum.
Lisa zieht die Riemen ihres Korbrucksacks stramm. Bei jedem Schritt wippt er auf ihrem Rücken, die Wasserflasche darin gluckert. Ein verheißungsvolles Geräusch, denn es bedeutet: Der beste Teil des Tages ist angebrochen, der Nachmittag auf den Feldern! Kaum ist die Zwölfjährige angekommen, kniet sie sich auf den Boden, befühlt einen Kürbis, begutachtet die Blätter eines Rettichs. „Ich liebe Pflanzen, ganz besonders die, die man essen kann“, sagt sie.
Die ganze Familie arbeitet auf dem Acker, damit alle satt werden. „Einen Teil des Gemüses verkaufen wir auch auf dem Markt“, erzählt Lisa. Es ist die einzige Einkommensquelle der Familie. Hier, in Pa or, leben die meisten Menschen von der Landwirtschaft. Das Dorf liegt in der Provinz Ratanakiri im Nordosten Kambodschas. Die Gegend ist dünn besiedelt, kaum eine Straße asphaltiert. Dichte Wälder bedecken die Hügel. Noch immer gibt es in diesem Winkel des Landes nur wenige Schulen oder Krankenhäuser.
Zu spüren bekommen das Lisa und ihre drei Geschwister kaum. Jeden Morgen um kurz vor halb acht gehen sie zum Unterricht. „Zum Glück ist die Schule gleich nebenan, gerade einmal 90 Meter entfernt“, erklärt Lisa. Dort lernen die Mädchen und Jungen den ganzen Vormittag. „Am liebsten“, sagt Lisa, „mag ich den Khmer-Unterricht.“
Khmer ist die offizielle Landessprache in Kambodscha. Damit alle Kinder sie lernen können, baut UNICEF in der Gegend Schulen. Das ist nötig, weil in Kambodscha viele verschiedene Volksgruppen leben, mit eigenen Bräuchen und Sprachen. Lisa zum Beispiel ist eine Tampuan, spricht Khmer aber schon ziemlich gut. Um darin noch besser zu werden, büffelt sie sogar in ihrer Freizeit. Lisa sieht, was für eine Chance darin liegt. „Ich möchte später Apothekerin werden“, erklärt sie. „Ich weiß, dass ich dafür hart arbeiten muss. Aber mit dem Wissen kann ich meinen Verwandten und auch anderen Menschen helfen. Das ist mein Traum.“