Kindheit in der Katastrophe: Im Jemen droht eine Hungersnot
Erst der Bürgerkrieg, dann die Coronakrise. Jetzt spitzt sich die dramatische Lage im Jemen noch weiter zu: Das Land, das von blutigen Konflikten zerrüttet ist, steht kurz vor einer Hungersnot. Millionen Menschen wissen nicht, wie sie die nächsten Monaten überleben sollen. UN-Experten schätzen, dass die Zahl der Menschen, die akut bedroht sind, bis Mitte 2021 von 3,6 auf 5 Millionen ansteigen könnte.*
Die Menschen im Jemen leiden unter den Folgen des Bürgerkriegs: Viele Familien haben aufgrund der Kämpfe alles verloren. Durch die wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges und der Corona-Pandemie können sich Eltern nicht mehr das Nötigste leisten, um ihre Kinder zu ernähren. Hinzu kamen in Teilen des Landes zuletzt schwere Überflutungen und eine Heuschreckenplage, die die Nahrungsmittel-Produktion beeinträchtigt haben. Millionen Kinder sind mangelernährt, gehen jeden Abend hungrig ins Bett.
Was uns bei UNICEF besondere Sorge macht: Viele Hilfsprojekte sind dramatisch unterfinanziert. Für die Kinder hat es schlimme Folgen: Sie können an schwerer Mangelernährung sterben. Sie erhalten keine Impfungen gegen tödliche Krankheiten. Und sie bekommen kein Wasser mehr. Wir müssen jetzt handeln, bevor es zu spät ist.
Die katastrophale Lage für Kinder und ihr Alltag im Krieg ist kaum in Worte zu fassen. Mit selten gesehenen Bildern von vor Ort geben wir Ihnen einen Einblick in das Leben von Familien.
5 Jahre Zerstörung und Gewalt
Schon seit über fünf Jahren hält der blutige Krieg im Jemen an. Die Zerstörung zeigt sich in allen Aspekten des Lebens.
Fawaz' Überlebensgeschichte
Zwei Millionen Kinder im Jemen sind mangelernährt und müssen dringend behandelt werden. Zehntausende von ihnen sind gestorben. Fawaz hat überlebt. Er ist eins der Kinder, die um ihr Leben gekämpft haben. Als das folgende Foto aufgenommen wurde, war der damals 18 Monate alte Junge bereits seit einem Monat im Krankenhaus.
Bei seiner Einlieferung war er lebensbedrohlich mangelernährt und litt an akutem wässrigem Durchfall und Erbrechen. Fawaz war extrem geschwächt. Die therapeutische Milch, die ihm gegeben wurde, konnte er anfangs kaum bei sich behalten. Mehrmals schwebte er zwischen Leben und Tod.
Der schlechte Zustand seiner Haut ist ebenfalls Symptom seiner schweren Unterernährung. Fawaz Rücken ist schwer verletzt – die Folgen der Mangelernährung sind unübersehbar.
Seine Mutter Rokaya wich nicht von seiner Seite und harrte Tag und Nacht an seinem Bett im Krankenhaus aus. Dann verbesserte sich sein Zustand: Die Medikamente und die Spezialnahrung zeigten Wirkung und Fawaz wurde wieder gesund. Nach zwei Monaten Krankenhausaufenthalt konnte er entlassen werden.
Wenige Monate später ist Fawaz (hier mit seinen zwei älteren Brüdern) kaum noch wiederzuerkennen. Trotz aller Widrigkeiten hat er es geschafft. Die mit Spenden für den Jemen finanzierte medizinische Hilfe im Krankenhaus in hat ihm das Leben gerettet.
"Kinder im Jemen brauchen dauerhaften Frieden und Stabilität in ihrem Land. Bis dies erreicht ist, müssen wir alles tun, um Leben zu retten und Kinder zu schützen."
- Sara Beysolow Nyanti, Leiterin UNICEF Jemen
Auf der Neugeborenenstation
Sofia hält ihre neugeborenen Zwillinge in der Entbindungsstation des Al-Sadaqah-Krankenhauses in Aden fest im Arm. Sie kommt ursprünglich aus Somalia, lebt aber seit 15 Jahren als Flüchtling im Jemen. Neun Kinder hat sie auf die Welt gebracht, aber drei ihrer Kinder gleich bei der Geburt verloren.
Gerade einmal zwei Tage alt sind die Babys auf diesen Fotos. Sofia lässt sie nicht mehr aus den Augen: Die beiden Jungen schlafen in Pappkartons direkt auf ihrem Bett. Eigene Bettchen gibt es nicht für sie. Aber Sofia ist froh, dass dieses Krankenhaus überhaupt noch geöffnet ist.
Über 3 Millionen Flüchtlinge im eigenen Land
Die 15-jährige Ibtissam hat beide Eltern verloren. Sie starben 2015 und hinterließen acht Kinder. Jetzt ist Ibtissam die einzige Ernährerin der Familie.
Ibtissam ist eine von mehr als drei Millionen Menschen im Jemen, die ihre Heimat verlassen und fliehen mussten. Mit ihren sieben Geschwistern lebt sie in einer informellen Zeltsiedlung für Vertriebene, etwa 100 Kilometer nördlich von der Hauptstadt Sana'a.
In dem provisorischen Lager, im dem sie leben, sind Ibtissam und ihre Geschwister völlig auf sich allein gestellt. An den meisten Tagen ernähren sie sich nur von Tee und trockenem Brot. Manchmal schenken ihnen die Nachbarn, die selbst kaum genug zum Leben haben, etwas Essen.
Die geflüchteten Jemeniten leben unter unwirtlichsten Bedingungen in den Flüchtlingslagern, in beengten und unhygienischen Verhältnissen. In diesem Vertriebenenlager in Nordjemen zieht gerade ein Sandsturm herauf. An der Wasserstelle wird das Wasserholen jetzt noch mühsamer als sonst.
Ashwak ist 14 Jahre alt. Sie ist für das Wasserholen in ihrer Familie zuständig. Der Jemen ist eins der wasserärmsten Länder der Welt.
Fünf Jahre Krieg haben die Wassersysteme im Land stark beschädigt. Mehrere Millionen Menschen im Jemen haben keinen Zugang zu sauberem Wasser und sind unmittelbar auf unsere Wasserlieferungen angewiesen.
Gemeinsam gegen die Tragödie im Jemen
Geschichten wie die von Fawaz zeigen, wie unsere Hilfe im Jemen Tag für Tag Kinderleben rettet. Millionen Kinder im Jemen können nur überleben, wenn wir sie auch weiterhin versorgen. Doch es gibt eine dramatische Finanzierungslücke für unsere Hilfsprogramme im Jemen. Bitte helfen Sie mit, diese Lücke zu schließen und Kinder im Jemen weiter zu versorgen!
Lassen Sie uns jetzt gemeinsam den Kindern im Jemen zur Seite stehen!
* Stand der Informationen auf dieser Seite: Juni 2020.
Hier finden Sie aktuellere Informationen zum Jemen-Krieg und wie UNICEF den Kindern im Jemen hilft.
Die Porträts und Informationen auf dieser Seite beruhen auf einer Website von OCHA, dem Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten.