30 Juli - Internationaler Tag gegen Menschenhandel
Zum heutigen internationalen Tag gegen Menschenhandel rufen wir zum Schutz geflüchteter und migrierter Kinder vor Menschenhändler*innen sowie Ausbeutung in Deutschland und weltweit auf.
Die Inter-Agency Coordination Group against Trafficking in Persons (kurz ICAT), ein Bündnis von UN- und Nichtregierungsorganisationen, führt an, dass weltweit rund 28 Prozent der entdeckten Opfer von Menschenhandel Kinder und Jugendliche sind. Der heutige internationale Tag gegen Menschenhandel rückt daher wieder ein Thema in den Vordergrund, welches leider immer noch zu wenig Beachtung in unserer Gesellschaft findet. UNICEF möchte für dieses globale Problem sensibilisieren und dazu aufrufen, gegen Ausbeutung von Menschen und speziell von Kindern sowie Jugendlichen vorzugehen.
Menschenhandel ist dabei nicht nur ein ernsthaftes Problem in ökonomisch weniger entwickelten Regionen - auch wenn die Situation in Subsahara-Afrika, Zentralamerika und der Karibik besonders dramatisch ist, da dort Minderjährige mit rund 60 Prozent einen deutlich höheren Anteil an den registrierten Opfern ausmachen. Die „Anwerbung, Beförderung, Verbringung, Beherbergung oder Aufnahme von Personen durch die Androhung oder Anwendung von Gewalt oder anderen Formen der Nötigung, durch Entführung, Betrug, Täuschung, Missbrauch von Macht oder Ausnutzung besonderer Hilflosigkeit oder durch Gewährung oder Entgegennahme von Zahlungen oder Vorteilen zur Erlangung des Einverständnisses einer Person, die Gewalt über eine andere Person hat, zum Zweck der Ausbeutung“, wie die Definition von Menschenhandel der UN lautet, ist ebenso in Europa anzutreffen, dabei auch in Deutschland. Dieses System, im englischen Sprachgebrauch angeführt als ‚human trafficking‘ (bzw. ‚modern slavery‘ als dessen Überbegriff), ist weltweit anzutreffen und wird von der UNHCR als der am schnellsten wachsende Kriminalitätsbereich bezeichnet.
Das aktuelle Bundeslagebild zum Thema „Menschenhandel und Ausbeutung“ nennt hierzu offizielle Zahlen aus dem Jahr 2017, wobei die Dunkelziffer höher ausfallen dürfte. Demnach wurden 489 Personen Opfer sexueller Ausbeutung und weitere 180 Menschen waren von Arbeitsausbeutung betroffen. In hohem Maße sind darunter auch Kinder und Jugendliche, welche zu diesen Zwecken nach Deutschland verschleppt wurden. Das Lagebild nennt 171 minderjährige Opfer.
Unzählige Opfer von Menschenhandel bleiben allerdings immer noch unerkannt. Die betroffenen Personen, darunter eben auch viele Mädchen und Jungen, vertrauen sich oft aus Angst vor ihren Ausbeuter*innen oder aus Misstrauen nicht der Polizei oder den Behörden an. Darüber hinaus haben die Opfer keine ausreichenden Kenntnisse über ihre Rechte. So trägt auch die Angst vor Stigmatisierung oder vor einer Rückführung in das Heimatland dazu bei, dass keine Unterstützung gesucht wird.
UNICEF setzt sich auch hier für die Anliegen von Kindern und Jugendlichen ein, um diesen Entwicklungen etwas entgegenzusetzen. So zeigt ein Beispiel aus Rumänien, welche Maßnahmen unternommen bzw. eingeleitet wurden, um diesem negativen Trend ein Ende zu setzen. Man darf nicht vergessen, dass Kinder und Jugendliche eines besonderen Schutzes bedürfen, damit sie sich entwickeln können. Außerdem wird häufig übersehen, dass das Fundament einer friedlichen sowie fortschrittlichen Gesellschaft ohne Entfaltung deren jüngsten Mitgliedern nicht bestehen kann. Deshalb wird sich UNICEF auch weiterhin zielstrebig einbringen und bittet um Ihre Unterstützung!
Einen nachdenklich stimmenden filmischen Einblick ins Thema liefert der Kurzfilm "Slave Trade“ von unserer ehrenamtlichen Mitarbeiterin Jil Wende, welcher am 24. November 2018 im Kino Arsenal in Berlin uraufgeführt wurde. In diesem 16-minütigen Film wird die bewegende Geschichte zweier Freundinnen erzählt, welche Opfer von Menschenhandel wurden.
Nähere Informationen zum Themenbereich Menschenhandel und Ausbeutung finden Sie unter anderem auf den Seiten der ICAT, sowie auf der Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung und der International Labour Organization. Entsprechende Hilfestellungen für Betroffene oder auch Informationen über richtiges Verhalten bei Verdachtsfällen bietet das Bundeskriminalamt (BKA) unter diesem Link an.
Patrick Pobuda