Emeke Obanor, Nigeria
Nigeria: Das Glück, lernen zu dürfen
Sie waren, manche erst 13 Jahre alt, von der nigerianischen Terror-Truppe Boko Haram entführt. Wurden einer Gehirnwäsche unterzogen. Sollten sich abkehren von jedem Wunsch, als Mädchen eine Schulbildung zu erhoffen. Sie wurden bei Aktionen des nigerianischen Militärs befreit. Oder konnten fliehen. Nun sind sie zurück in der Schule. Zurück an einem Ort, an dem sie lernen und klüger werden dürfen. Wo sie lesen, schreiben und mit Zahlen umgehen dürfen. Wo es kein Bilderverbot gibt. Wo ein Globus zeigt, wie die Welt aussieht.
Englisch und Biologie dürfen sie lernen, auch Geschichte. Comics dürfen sie sich anschauen und Stifte in die Hand nehmen. Hefte dürfen sie besitzen. Wissbegierige Jugendliche dürfen sie sein. Alles das, was eine extremistische Ideologie als westlich und verkommen ansieht – und schon gar nicht im Einklang mit den Rechten einer Frau, der eigenständiges Denken nicht erlaubt sein soll.
15 Jahre sind sie alt wie das Mädchen Fanti auf dem Foto, das einmal Krankenschwester werden will. Oder 16, 17 Jahre. Der Fotograf Emeke Obanor hat die Schülerinnen in einen Schutzraum gestellt. Er zeigt nicht ihre Gesichter. Er weiß um ihre Angst und ihr kollabiertes Vertrauen, auch wenn sie mutig sind.
Der Fotograf: Emeke Obanor, Nigeria
Emeke Obanor, geboren 1972, hat sich das Fotografieren selber beigebracht. Seine ästhetische Bildsprache ist Ergebnis seiner Erfahrung auch in den Bereichen Theater und Kunst. Sie hat ihm Anerkennung weit über die Grenzen seines Landes gebracht, diverse Auszeichnungen auf internationaler Ebene, darunter beim Global Peace Photography Award in Österreich.
Doch so minimalistisch schön und neuartig seine Visualisierungen sein mögen: Obanor versteht sich als Aktivist. Fest verortet ist er in der von ihm selbst so empfundenen „Verpflichtung“, seine Bilder zu Zeugnissen des „Mitgefühls mit den Unterdrückten“ zu machen.