Sumon Yusuf, Bangladesch
Bangladesch: Ihr Bett ist die Straße
Kein Dach über den Kopf, keine Schule, kein Zugang zu Gesundheitsdiensten und eine Familie, die nicht mehr behütet, vor nichts mehr bewahrt: In Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, leben Kinder Tag und Nacht auf Bürgersteigen, schlafen auf Bänken, Pappen, Bambusmatten. Am Fluss, neben vierspurigen Straßen, vor Bahnhöfen, auf Fabrikgeländen. Manchmal haben sie eine alte Decke zwischen sich und dem Pflaster, manchmal ein Kissen aus Lumpen.
Schätzungen über die Zahl der Straßenkinder in Bangladesch sind schwierig; vermutlich sind es Hunderttausende. Es wird davon ausgegangen, dass fast die Hälfte von ihnen nicht einmal zehn Jahre alt sind. Und dass es immer mehr von ihnen werden, weil der Zustrom verarmter Familien vom Land nicht abreißen will. Mit Botengängen, als Müllsammler und Kulis verdienen die Kinder der Straße ihr Geld, als Bettler und mit Taschendiebstählen versuchen sie zu überleben. Der Fotograf Sumon Yusuf ist durch die nächtlichen Straßen der 20-Millionen-Einwohnerstadt gestreift, um zu dokumentieren, was er „sleeping beauty“ nennt. Schlafende Schönheit. Hinter dem poetischen Titel steht Yusufs Appell, sich die Würde und Tapferkeit der Kinder in der Gosse bewusst zu machen.
Der Fotograf: Sumon Yusuf, Bangladesch
Sumon Yusuf, Jahrgang 1983, hat am Asian Centre for Journalism der Universität Manila, Philippinen, studiert. Seine Reportagen unter anderem aus Afghanistan, Pakistan und seinem Heimatland Bangladesch sind in internationalen Zeitungen und Zeitschriften erschienen, wurden in Ausstellungen in den USA, Europa, Australien gezeigt und bei Foto-Festivals in Bulgarien und Kambodscha. Zu Yusufs Auszeichnungen gehören Foto-Preise in Frankreich, Russland, Japan und den USA. Regelmäßig arbeitet er für Bangladeschs größte Tageszeitung.